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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Krimis.«
    Dienstag, 5. April, 18.15 Uhr
    Silas trat vom Spiegel zurück. Durch das viele Blut war sein Konterfei kaum zu erkennen. Sein Magen rebellierte, und es kostete ihn fast übermenschliche Beherrschung, sich nicht in hohem Bogen über die lustige Kindertapete zu übergeben.
    Auch diesen Mord hatte er nicht begehen wollen. Jorge Delgado hatte sich penibel an alle Anweisungen gehalten. Bis heute. Er hatte es gewagt, ins Viertel zurückzukommen.
    Silas war nicht sicher, warum er das getan hatte. Vielleicht hatte er sich vergewissern wollen, dass Sandoval wirklich tot war, aber eigentlich glaubte Silas das nicht. Ich an seiner Stelle wäre abgehauen, sobald ich gehört hätte, dass Sandoval tot ist. Doch auch er hätte nicht gehen können, ohne seine Tochter ein letztes Mal in die Arme zu schließen. Er konnte nur hoffen, dass Delgado diese letzte Umarmung bekommen hatte.
    Tina Delgado und die Kleine waren nicht daheim gewesen, als er Jorge getötet hatte. Er hatte extra gewartet, bis sie fort gewesen waren, bevor er sich durch die Hintertür hineingeschlichen hatte. Nicht auszudenken, wenn sie geblieben wären …
    Er mochte den Gedanken nicht zu Ende denken. Mochte nicht daran denken, welche Entscheidung er hätte treffen müssen. Er hätte unmöglich Jorge töten und seine Frau und seine Tochter entkommen lassen können. Doch auch er hatte ein Kind.
    Silas sah hinab auf seine in Lederhandschuhen steckenden Hände, über die er zusätzlich Latexhandschuhe gezogen hatte. Die Spitze seines Zeigefingers war rot. Die Nachricht auf dem Spiegel sollte deutlich genug sein.
    Er schlüpfte durch die Küchentür auf die Straße. Niemand war draußen, niemand bemerkte ihn. Es regnete schon wieder, und wer nicht hinausmusste, blieb drinnen. Er zog die Kapuze über den Kopf, so dass sein Gesicht kaum noch zu erkennen war. Niemand würde in der Lage sein, ihn zu identifizieren, selbst wenn man ihn sah.
    Zwei Blocks weiter hielt er an den Müllcontainern an und warf die Waffe hinein, die er benutzt hatte. Der Container stand ganz in der Nähe der Siedlung, in der die Muñoz’ wohnten, aber die Pistole ließ sich nicht zu ihm zurückverfolgen. Die Latexhandschuhe warf er in den Gulli. Bis morgen früh hätte das Kanalwasser sämtliche Spuren darauf unkenntlich gemacht.
    Silas fuhr davon, als hätte er nicht gerade das Leben eines anderen Menschen beendet. Eines Menschen, der kein anderes Verbrechen begangen hatte, als am falschen Ort neben dem falschen Burschen zu sitzen. Zu einer Zeit, die falscher nicht hätte sein können. Grimmig nahm er sein Geschäftshandy und wählte eine Nummer.
    »Erledigt«, sagte er.
    »Gut. Und Frau und Kind?«
    »Waren nicht da, als ich kam.«
    »Hm.«
    Silas hielt den Atem an. Nein. Bitte nicht Tina Delgado und die Kleine. Das kann ich nicht. Aber er wusste, dass er es sehr wohl konnte. Wenn es sein musste.
    »Nun, war wahrscheinlich ganz gut so. Wäre ein ziemliches Gemetzel geworden.«
    Vorsichtig stieß Silas die angehaltene Luft aus. Ihm war schwindelig vor Erleichterung. »So ist es.«
    »Hast du sein Zimmer in der Pension durchsucht?«
    »Ja, ich war den ganzen Tag dort und habe auf ihn gewartet. Dass er hier sein würde, war nicht abzusehen.«
    »Dann sollten wir froh sein, dass man ihn interviewt hat. Sonst hätten wir nicht gewusst, wo er sich herumtreibt.« Die Bedeutung der aalglatten Worte war klar: Fast hättest du es verpatzt – schon wieder. »Ich habe noch einen Auftrag.«
    »Nein!«, brach es aus Silas heraus, dann biss er sich auf die Zunge. »Wer jetzt?«
    »Ein Meister der gemischten Kampfkünste. Roscoe ›Jesse‹ James. Er hat heute Abend einen Kampf. Danach geht er meistens in eine bestimmte Bar, und dorthin solltest du ihm vielleicht folgen.«
    »Ein Mixed-Martial-Arts-Kämpfer? Und was soll ich mit ihm machen?«
    »Töten. Und dafür sorgen, dass man ihn nicht findet. Das Übliche eben, du weißt schon.«
    Ja, Silas wusste schon. Die Schüsse auf Elena und Jorge waren eine Ausnahme gewesen. Normalerweise arbeitete er weit weniger plakativ. Und weniger häufig.
    Silas fragte nicht, warum James sterben musste. Er hatte das Video des gescheiterten Überfalls auf Paige Holden gesehen, während er auf Delgado gewartet hatte. Ihr Angreifer war riesig und durchtrainiert gewesen und hatte wie ein Profi gekämpft. Wie sich die Frau gegen ihn gewehrt hatte, rang ihm Bewunderung ab.
    Dass Silas damit beauftragt wurde, den Mann zu töten, der den Überfall verbockt hatte, war

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