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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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warum Radcliffe vorhin am Krankenhaus einen Kommentar von Ihnen wollte«, sagte Grayson.
    »Er und seine Leute waren die ganze Zeit über im Parkhaus …«
    »… und haben weder eingegriffen noch Hilfe geholt«, schloss Grayson kalt. »Dabei ist es ihnen noch nicht mal gelungen, das Gesicht dieses Mistkerls zu filmen.« Angewidert schüttelte er den Kopf, als der Täter die Flucht ergriff.
    »Und was daran soll meine Mutter nun in Ekstase versetzen, Lisa?«
    »Oh, nur noch einen kleinen Augenblick …«
    Auf dem Bildschirm war nun zu sehen, wie Grayson Paiges Kopf auf seinem Oberschenkel ablegte. »Moment, sofort … jetzt! «
    Paige hörte Grayson fluchen, doch sie löste ihren Blick nicht vom Bildschirm. Sie sah, wie Grayson sich zu ihr hinabbeugte, ihr etwas ins Ohr flüsterte und dann erst ihr Haar, dann ihre Wange streichelte.
    In seiner Miene lag etwas. Etwas Unerwartetes. Zärtlichkeit. Paige wurde warm.
    » Das wird deiner Mutter gefallen«, sagte Lisa süffisant. »Wurde auch langsam Zeit.«
    Der Filmbeitrag war zu Ende, und Phin Radcliffe erschien auf dem Bildschirm. »Staatsanwalt Grayson Smith verweigerte jeglichen Kommentar und sagte nur, er sei zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. Ich bin sicher, dem stimmt Miss Holden aus tiefstem Herzen zu. Miss Holden wollte sich ebenfalls nicht äußern, doch wir hier im Sender wünschen ihr eine baldige Genesung. Das war Phin Radcliffe live.«
    Lisa schaltete den Apparat ab, und plötzlich hörte man nichts mehr als das Geräusch von Hollys Händen, die die weiße Masse kneteten. Das Schweigen lastete schwer im Raum. Unangenehm.
    Paige warf Grayson einen verstohlenen Blick zu. Er starrte stur geradeaus. »Jedenfalls müssen Sie nun nicht mehr im Wagen sitzen bleiben«, sagte sie betont lässig.
    »Das ist nicht witzig«, presste er knurrend hervor, und sie musste den Impuls unterdrücken, den Kopf einzuziehen. Er war wütend. Sehr wütend. Und entsetzt. Die Wut konnte sie verstehen. Das Entsetzen kränkte sie.
    Grayson deutete auf Lisa. »Und du halt dich verdammt noch mal da raus.«
    Lisa dachte offenbar nicht daran. »Zieh den Stock aus dem Hintern, Grayson. Was zum Teufel ist denn los mit dir?«
    »Was los ist mit mir? Die halbe Stadt hat das gesehen!« Er deutete aufgebracht auf den Bildschirm, doch war das ein Wunder?
    Heute Morgen hatte er Würde und Autorität ausgestrahlt. Nun war er Futter für die Klatschpresse.
    Genau wie ich, dachte sie. Sie konnte ihm seine Wut nicht verübeln. Ich an seiner Stelle würde mir wünschen, mich niemals kennengelernt zu haben.
    »Ich fand das toll«, sagte Holly, doch ihre Unterlippe zitterte. »Du bist ein Held.«
    Grayson ging zum Tisch und zog Holly in seine Arme, ohne sich darum zu kümmern, dass sie mit Mehl bestäubt war. »Schön, dass du das so siehst. Was machst du da eigentlich?«
    »Fondant«, sagte sie und lehnte sich gegen ihn. »Für den Kuchen, den Brian backt.«
    »Der wird bestimmt lecker.« Grayson legte seine Wange auf Hollys Scheitel und schloss die Augen, und Paige sah, wie er sichtlich zur Ruhe kam. Lisa trat zu den beiden und umarmte sie, und eine Weile standen alle drei einfach nur da. Eine Einheit.
    Paige spürte, wie eine Woge der Sehnsucht über ihr zusammenschlug, und sie hatte Mühe, den Kloß, der in ihrer Kehle aufstieg, hinunterzuschlucken. Er hatte eine Familie. Eine wunderbare Familie. Die sie nie gehabt hatte.
    Leise verließ sie die Küche. Ihre Augen brannten. Ich muss hier weg. Aber sie hatte ihren Pick-up nicht mitgenommen. Wäre sie zu Hause in Minneapolis gewesen, hätte sie mindestens zehn Freunde anrufen können, die sie innerhalb kürzester Zeit abgeholt hätten, doch hier lief das Leben anders. Natürlich hatte sie auch hier Freundschaften geschlossen, zum Beispiel mit Clay und Alyssa, aber die beiden waren nicht diejenigen, die sie plötzlich so sehr vermisste, dass es ihr in der Brust schmerzte. Ganz sicher waren sie nicht diejenigen, die sie als Familie bezeichnet hätte.
    Sie rannte förmlich zurück ins Lebkuchenhaus, wo sie ihre Unterlagen in den Rucksack stopfte. Peabody setzte sich auf und beobachtete sie abwartend.
    Ich fange jetzt nicht an zu heulen. Nicht hier. »Wir müssen irgendwie nach Hause kommen.«
    Kein Taxi in der Stadt würde einen solchen Koloss von Hund mitnehmen, und die Detektei, vor der sie ihren Pick-up hatte stehen lassen, war einige Meilen entfernt. Zu weit, um zu Fuß zu gehen, zumal sich die Erschöpfung inzwischen immer stärker bemerkbar

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