Todeskleid: Thriller (German Edition)
machen und zurückzuverfolgen, was sie kurz vor ihrem Tod getan hat. Im Grunde müssen wir bei null beginnen, denn wenn eine Zeugenaussage fingiert war, dann waren es andere womöglich auch.«
» Wenn wir davon ausgehen, dass die Fotos echt sind, ja.« Grayson schob die drei Ausdrucke nebeneinander. »Wir sollten unbedingt diesen Burschen hier ausfindig machen.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf Jorge Delgado. »Ramons besten Freund.«
»Mit Sicherheit hat ihn jemand unter Druck gesetzt, damit er unter Eid lügt«, bemerkte Clay. Er deutete auf das Gesicht des Mannes mit den falschen Augenbrauen und dem angeklebten Schnurrbart. »Ich würde mein Geld auf diesen Kerl hier setzen.«
»Ich auch«, stimmte ihm der Staatsanwalt zu. »Zumal jemand den Überfall auf Paige in Auftrag gegeben hat, während er selber Sandoval den Garaus machte.«
Paige musterte nachdenklich sein Gesicht. »Sie glauben also nicht an Selbstmord?«
» Glauben können wir uns nicht leisten. Mir kommt es eher so vor, als sei jemand dabei, lose Fäden abzuschneiden.«
»Und Paige wäre ein solcher loser Faden«, stellte Clay grimmig fest.
Grayson nickte.
»Dann hoffe ich nur, dass Sandoval nicht Delgados Geldgeber war, denn dann stecken wir in einer Sackgasse.«
»Woher wissen wir, ob Delgado überhaupt noch lebt?«
Grayson überprüfte via Telefon seine E-Mails und entdeckte die Nachricht von Daphne. »Er ist am Leben«, teilte er den anderen erleichtert mit. »Zumindest war er es noch vor einer Stunde.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich habe meine Assistentin gebeten, Delgados letzte gemeldete Adresse zu überprüfen, bevor ich mich auf den Weg hierhergemacht habe.«
Paige blinzelte. »Sie haben mir schon geglaubt, bevor ich Ihnen die Fotos gezeigt habe?«
»Ich war dabei, als jemand versucht hat, Sie umzubringen«, erklärte er ruhig. »Was immer Sie wussten, dieser Jemand wollte verhindern, dass Sie es weitererzählen.« Außerdem habe ich Delgado vor sechs Jahren schon nicht geglaubt. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber jetzt kann ich die Augen nicht mehr davor verschließen.
»Und wo steckt Delgado?«, wollte Clay wissen. »Und woher weiß Ihre Assistentin, dass er lebt?«
Grayson klickte den Link an, den Daphne angehängt hatte. »Ein Reporter hat einen Artikel zu Elenas Tod geschrieben und sich dafür in ihrem Viertel ein wenig umgehört. Anwohner und Nachbarn werden zitiert, unter anderem Delgado. Er sagt: ›Ein trauriger Tag. Elenas Tod ist eine sinnlose Tragödie, und dann auch noch der Verlust von Maria … Wir beten für die Familie Muñoz.‹« Er hob den Blick und sah Paige scharf an. »›Der Verlust von Maria‹? Was soll das heißen?«
»Ramons Mutter hatte heute Morgen einen Herzinfarkt, als sie von Elenas Tod erfuhr. Sie ist tot.« Paige ballte die Fäuste. »Dass dieser Lügner es wagt …«
Grayson schloss einen Moment die Augen und sah die verzweifelte Frau bei der Urteilsverkündung vor sich. »Als Sie sagten, die Frau habe sich buchstäblich zu Tode geschuftet, dachte ich nicht … ich habe es einfach für eine Formulierung gehalten. Tut mir leid.«
»Mir auch«, flüsterte Paige und fuhr zusammen, als eines der Handys auf dem Tisch vibrierte.
Clay griff danach. »Ja?« Er lauschte einen Moment, dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Wann? … Beruhige ihn und lass ihn nicht gehen.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Hat die Polizei die Fahndung eingeleitet? … Gut. Druck die Fotos aus, die wir in der Akte haben. Ich bin in einer Viertelstunde da.«
»Was ist?«, fragte Paige. »Was ist passiert?«
»Das war Alyssa. Sylvia Davis ist auf Kaution freigekommen und hat mit Kind und Kegel die Biege gemacht.«
»Das kann doch nur ein Witz sein!«, stieß Paige hervor. »Sie hat Zach mitgenommen? Wie konnte denn das geschehen?«
Clay zog bereits seinen Mantel über. »John hat Zach bei Sylvias Mutter gelassen, weil er ein paar Dinge aus dem Büro holen wollte. Grandma hat sich gegen das Töchterchen aufgelehnt und liegt jetzt auf der Intensivstation.«
Paige erhob sich. Sie war blass geworden. »O mein Gott.«
Auch Grayson stand verunsichert auf. »Wer ist Sylvia Davis?«
»Die Frau eines Klienten«, erklärte Paige. »Sorgerechtsstreit. Der Vater wollte das alleinige Sorgerecht, weil die Mutter drogensüchtig ist. Gestern Abend wurde sie verhaftet, weil sie versucht hat, ihren Sohn an einen Freier zu verkaufen. Ich komme mit dir.«
Clay bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.
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