Todesküsse
Schiff inspiziert hatte und durch Winken den Erfolg verkündete, kletterten auch sie an der Leine hoch. Fast mühelos sah es aus. An Bord wurden sie erwartet, und sie schauten in die gleiche Richtung.
Mittschiffs stand ein wuchtiger Gegenstand, der allerdings durch Planen und Tücher verdeckt worden war. Für sie war der Gegenstand noch wichtiger als das Schiff.
Die vier Männer besprachen sich flüsternd und kamen zu dem Entschluß, noch ein wenig zu ruhen. Uber einen Niedergang verschwanden sie unter Deck, wo die langen Bänke standen, auf denen bei großer Fahrt die Ruderer saßen und das Schiff bei Flaute fortbewegen mußten. Sie streckten sich auf die hölzernen Bänke nieder. Durch eine breite Luke über ihnen konnten sie in die Nacht und gegen den dunklen Himmel schauen.
Dieser Anblick hatte etwas Beruhigendes für sie. Niemand würde sie stören. Was sie bisher geschafft hatten, machte ihnen so leicht keiner nach. Das lange Wandern hatte sie müde gemacht. Wie von selbst fielen ihnen die Augen zu. Schon bald bewiesen ruhige und regelmäßige Atemzüge, daß sie eingeschlafen waren.
Ein jeder von ihnen besaß eine innere Uhr. So war es nicht verwunderlich, daß sie fast zur gleichen Zeit erwachten, sich aufrichteten und sofort durch die Luke schauten.
Für sie wurde es Zeit, denn das Grau der Dämmerung schob die Finsternis der Nacht bereits zur Seite. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne explosionsartig am Himmel erschien und ihre gleißenden Strahlen über das Land warf.
Dann war ihre Zeit gekommen.
Hintereinander schritten sie den Niedergang hoch. Ihre Bewegungen wurden mit jeder zurückgelassenen Stufe geschmeidiger und kräftiger. Der kurze Schlaf hatte gutgetan. Kaum an Deck, entfalteten sie eine fieberhafte Tätigkeit. Auch dies geschah, ohne daß sie sich abgesprochen hatten. Jeder hatte seine Aufgabe und wußte genau, was er tun mußte.
Sie teilten sich die Arbeit ein. Zwei Männer jeweils hißten die Segel. Sie arbeiteten geschickt. Es war ihren Bewegungen anzusehen, daß sie diese Tätigkeit nicht zum erstenmal machten.
Das Leinen glitt an den Masten hoch. Der erste Morgenwind fuhr wie ein Gebläse über das Meer und beulte die breiten Tücher schon aus. Die Männer befestigten die letzten Leinen. Das Schiff begann bereits zu schaukeln. Noch wurde es vom Anker gehalten, aber es zeigte sich schon unwillig, weil es nicht mehr länger an seinem Liegeplatz bleiben wollte.
Zu viert holten sie den Anker ein. Es war eine schwere Arbeit. Sie keuchten, die lange Kette schien kein Ende nehmen zu wollen. Auf ihren von Anstrengung gezeichneten Gesichtern glänzte der Schweiß. Manchmal wischten sie sich mit den Ärmeln ihre Gewänder über die Stirnen, und sie waren froh, als der Anker rasselnd in den dafür vorgesehenen Kasten fiel.
Einer übernahm das Ruder.
Er turnte hoch zum Ruderstand. Seine Befehle gellten über das Deck. Der Wind blähte die Segel. Schwerfällig und etwas unwillig wirkend gehorchte das Schiff den Kräften der Natur. Es wurde zur Backbordseite gewendet. Am Heck lief schmatzend das Wasser zusammen, während der Bug schon einen weißen Bart aus Schaum und Gischt bekommen hatte.
Der Wind stand günstig. Er wehte fast immer aus der gleichen Richtung, das hatten die vier Männer mit einkalkuliert, und so verließen sie ohne Schwierigkeiten die Bucht, um in die aus dem Meer steigende und aufgehende Sonne hineinzufahren.
***
Das Meer gehörte ihnen!
Ein blanker, gläsern und hell wirkender Ozean breitete sich vor ihnen aus. Eine Weite, die einsam, aber auch glücklich machen konnte, je nachdem, ob man das Meer, die Sonne und den salzigen Geruch der Wellen liebte.
Das alles kümmerte die vier Seefahrer nicht. Der Wind wies ihnen den Weg in die Weite des Ozeans und vor allen Dingen in die immer höher steigende Sonne hinein.
Das war für sie ungemein wichtig. Die Kraft der Sonne würden sie ausnutzen.
Längst war das Festland hinter ihnen zurückgeblieben. Sie sahen es nicht einmal mehr. Im Westen hob sich ein schmaler Streifen von der Wasserfläche ab. Eine der zahlreichen Inseln, die den großen Kontinent in lockerer Reihenfolge umgaben.
Einige von ihnen waren bewohnt. Andere wiederum nicht. Sie galten wegen ihres Vulkanbodens und der kaum vorhandenen Vegetation als lebensfeindlich.
Noch immer fuhren sie der Sonne entgegen. Am Ruder standen sie jetzt zu zweit. Die Fahrt verlief glatt. Das Meer war wunderbar ruhig. Der Wind blies nur aus einer Richtung, es gab
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