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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zuvor erlebt haben, Sir. Sie werden plötzlich eine andere Person neben sich sitzen oder liegen haben. Der Lippenstift ist Stimulator und Rauschbringer. Er verändert, weil er aus einer besonderen Masse besteht. Mir hat eine Kundin einmal gesagt, sie würde ihn sogar als Rauschgift ansehen. Ja, er hat bei ihr wie ein Rauschgift gewirkt…«
    »Ja, ja, erzählen kann man viel…«
    »Ich bitte Sie, Sir.« Rowena tat entrüstet. »Aber doch nicht ich! Das habe ich nicht nötig. Fragen Sie die Damen hier? Haben Sie Lucky Lips schon ausprobiert?«
    Einige hoben schüchtern die Arme.
    »Und, meine Damen? Wie ist er Ihnen bekommen? Reden Sie ruhig offen. Ich kann Kritik vertragen, obwohl es nichts zu kritisieren gibt.«
    »Er ist anders«, sagte jemand.
    »Wie anders?«
    »So prickelnd.«
    »Wie Champagnerperlen auf den Lippen?« erkundigte sich die Propagandistin.
    »So ähnlich.«
    »Das habe ich gewußt. Ich hatte es nur mit anderen Worten beschrieben. Aber der Vergleich ist gut. Ein Lippenstift wie Champagner. Danke für diesen Tip, Lady.« Sie schaute wieder auf den männlichen Zuhörer. »Ich sehe es Ihnen an, mein Herr, meine Worte haben Sie nicht überzeugen können. Schade!« Rowena hob die Schultern und tat so, als sei sie enttäuscht. Einen Moment später aber sprang der Funke wieder über. »Nein!« rief sie. »So einfach lasse ich Sie nicht wegkommen. Ich mag es nicht, wenn man an diesem Produkt zweifelt.« Sie hielt einen Lippenstift so hoch, daß ihn jeder sehen konnte. »Sir, ich bitte Sie, kommen Sie her. Bitte, meine Damen, lassen Sie diesen Ungläubigen durch.«
    »Ich soll wirklich?«
    »Ja, Sir, ich muß Sie einfach überzeugen, damit Sie Ihre Frau überzeugen können.«
    Wieder fühlte sich der Mann unwohl und gleichzeitig in die Defensive gedrängt. Er sah die schadenfrohen Blicke der Kundinnen. Jede war froh, daß es nicht sie getroffen hatte, denn gegen die Sicherheit der Propagandistin wäre keine von ihnen angekommen.
    »Gehen Sie schon«, sagte eine Frau und trat zur Seite. Die anderen machten es ihr nach. So schufen sie eine Gasse, die der Kunde zögernd betrat.
    Er wirkte ein wenig hilflos. Es war ihm alles über den Kopf gewachsen. Sein Lächeln wirkte verkrampft, auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. Das dunkle Haar zeigte schon graue Fäden. Er zwinkerte mit den Augen, als er zögernd auf die Theke zutrat, wo ihn Rowena de Largo erwartete.
    »Darf ich Ihren Namen erfahren, Mister?« Sie beugte sich vor. Der Ausschnitt ihrer roten Bluse - es war die passende Farbe zum Lippenstift - klaffte weit auseinander und ließ tief blicken.
    »Ich heiße Wilson. Gerald Wilson.«
    »Danke, Mr. Wilson, daß Sie den Mut gezeigt haben, um Lucky Lips zu probieren.« Sie begann zu lachen. »Haben Sie eigentlich Angst vor mir?«
    »Wieso?«
    »Weil Sie so weit entfernt stehen.«
    »Nein, aber ich dachte…«
    »Kommen Sie, Mr. Wilson. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die Männer fressen. Tm Gegenteil, ich liebe das andere Geschlecht.«
    Da hatte sie die richtigen Worte getroffen, denn die übrigen Kundinnen begannen zu lachen.
    Gerald Wilson bekam einen roten Kopf. Rr wäre am liebsten in den tiefen Boden versunken und dort für immer geblieben.
    Rowena de Largo streckte ihm beide Hände entgegen. Auf ihrer Handfläche lag der Lippenstift.
    Rot wie gestocktes Blut und an den Enden die beiden goldenen Streifen. Sie nickte Wilson zu. »Nehmen Sie ihn. Nehmen Sie ihn, ohne zu bezahlen, und schenken Sie ihn Ihrer Frau, wobei sie ihr von mir einen Gruß bestellen. Werden Sie das tun?«
    »Ja, ich nehme ihn.«
    »Gut, sehr gut.« Rowena legte ihn in Gerald Wilsons Hand. Er schloß die Finger zur Faust. »Und denken Sie daran, Mr. Wilson«, gab ihm Rowena zum Abschied mit auf den Weg. »Lucky Lips ist anders. Erotisch, zärtlich — und dämonisch…«
    Beim letzten Wort trat ein besonderer Ausdruck in ihre Augen. Er war irgendwie wissend, und Gerald Wilson schüttelte sich. Er hatte plötzlich das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben, wollte den Stift wieder abgeben, das aber hatte die Propagandistin bemerkt, denn sie wandte sich rasch der übrigen Kundschaft zu.
    Wilson zog sich zurück. Man sprach ihn an, die Bemerkungen waren witzig, auch spöttisch.
    »Hoffentlich übernimmt sich Ihre Frau nicht«, sagte ein Zuschauer und lachte.
    »Keine Sorge!« Wilson drängte sich an dem Sprecher vorbei. Beinahe fluchtartig verließ er die Abteilung.
    Er ahnte nicht, daß er eine magische Zeitbombe in seiner rechten

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