Todesküsse
Siegeszeichen aus dem Rückenfeil hervor. Kara ging noch zwei Schritte zurück. Sie hatte sich so aufgebaut, daß sie ihre Gegnerin anschauen konnte. Dann sprach sie in das von Angst und Schmerzen gezeichnete Gesicht hinein.
»Eine von uns konnte nur überleben. Ich bin es, Rowena. Ich habe die Ur-Sphinx geschafft. Das Grauen hat ein Ende. Es wird sich nicht mehr ausbreiten können.«
Die Löwin mit dem Menschenkopf zitterte. Sie versuchte, sich auf Kara zuzuschieben, weil sie die Niederlage einfach nicht wahrhaben wollte. Bisher war sie es gewesen, die immer gewonnen hatte. An Aufgabe dachte sie auch jetzt nicht.
Kara ließ sie kommen.
Den ersten Schritt, den zweiten. Der dritte war schon weniger kraftvoll geführt, denn die Sphinx knickte mit den hinteren Beinen ein und bekam den Körper kaum hoch.
Trotzdem fauchte sie Kara an. »Ich werde dich zerreißen. Ich werde dich vernichten und zerstückeln. Nein, es wird nicht nur eine Siegerin geben. Wenn wir verlieren, dann gemeinsam, das schwöre ich dir, verdammt noch einmal…«
»Dann komm her!« sagte Kara kalt.
Die Sphinx fiel zu Boden. Diesmal konnte sie sich nicht erheben. Schwerfällig rollte sie auf die Seite und blieb so liegen. Kara konnte dabei in das Gesicht blicken und sah, wie die doch menschlichen Augen allmählich brachen.
Sie wollte noch etwas sagen. Der rot gefärbte, sehr breit gewordene Mund hatte sich schon geöffnet, als die Sphinx mitten in der Bewegung erstarrte.
Kara wollte es erst nicht glauben. Als sich Rowena auch weiterhin nicht rührte, ging sie zu ihr.
Mit der Fußspitze trat sie gegen den Körper. Der harte Widerstand gab ihr recht.
Rowena de Largo war tatsächlich versteinert! Kara nahm es hin. Sie lief um den bewegungslosen Körper, reckte ihre Arme und faßte nach dem Schwertgriff.
Ihre Furcht, die Waffe nicht mehr aus dem Stein hervorziehen zu können, bewahrheitete sich nicht. Es gelang ihr sogar mit wenig Kraftaufwand. Und als sie das Schwert in der Hand hielt, vernahm sie das Knirschen.
Die steinerne Gestalt vor ihr zerstörte sich selbst. Sie zerbröselte, zersprang in zahlreiche Teile, die sich wenig später in Staub auflösten. Das war geschafft!
Aber Kara hatte nicht allein zu kämpfen gehabt, und sie fragte sich, wie es ihren Freunden ergangen war…
***
Diesmal hatten die sechs Frauen keinen Befehl bekommen, aber sie wußten auch von allein, was sie zu tun hatten. Gleich zu dritt stürzten sie auf mich zu.
Ich kniete noch immer, hatte den Kopf erhoben, schaute in ihre Gesichter und sah fast nur die blutroten Münder, aus denen mir ihr Geschrei entgegendrang.
Als sie sich vorwarfen, »explodierte« ich. Ich stieß mich ab, schnellte hoch, hatte meine Arme ausgestreckt, die Hände zu Fäusten geballt und rammte beide vor. Ich traf.
Schreie erklangen, Körper flogen zurück. Wie ein Schatten sah ich Suko, der sich um die drei anderen Furien kümmerte und sie mit gezielten Schlägen zu Boden schickte, während es einer anderen gelang, sich über mich zu werfen und mich, da ich geschwächt war, noch auf den Rücken zu zwingen.
Sie wollte unbedingt den Todeskuß ansetzen, hatte den Mund dabei sogar aufgerissen, als ich mein Bein anwinkelte und das Knie nach vorn stieß. Es war ein Supertreffer. Die Frau wurde hochgehoben, dann kippte sie zur Seite und wurde von Suko in Empfang genommen. Dabei wurde ihr Gesicht käseweiß.
Eine Sekunde später befand sie sich im Reich der Bewußtlosigkeit. Die letzte stolperte über meine Beine, die ich ihr entgegenstreckte. Sie fiel direkt in meinen Haken.
Es war meine Freundin Jill, die plötzlich die Augen verdrehte und sich neben meiner rechten Seite »schlafen« legte.
Der ausgestreckte Arm und eine Hand schoben sich in mein Blickfeld. Darüber grinste mich Suko an. »Komm hoch, Alter!«
Ich ließ mich von meinem Freund auf die Beine ziehen, der es nicht lange aushielt und noch die beiden gefesselten Atlanter befreite.
An der Säule mußte ich mich festhalten. Meine Glieder schmerzten stark, die sechs Frauen lagen verteilt am Boden. Eine war bis vor die oberste Reihe gerollt.
Keine hatte ihr Leben lassen müssen, und das war gut so. Mein Blick glitt hinunter in die Arena. Dort sah ich Kara. Sie winkte mit dem Schwert, ein Zeichen des Sieges, denn neben ihr lag regungslos die Sphinx. Sie kam mir vor, als wäre sie versteinert, und ich sah auch, wie sie zerbrach.
Suko kam zurück. Die beiden Atlanter sprachen miteinander, dann winkten sie Kara zu und erklärten in
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