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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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plötzliche Eifer seines Chefanalysten überraschte Cole ein wenig. Er konnte nicht ahnen, dass der Grund dafür blond und blauäugig war.
    »Das New Yorker Büro hat die Explosion eines Verdächtigen in der Nähe von Houston gemeldet. Sie ist im selben Augenblick erfolgt wie der von uns erfasste Satellitenanruf.«
    »Hmm … und haben Sie feststellen können, woher das gekommen ist?«
    »Aus einem südlichen Vorort von Sanaa im Jemen.«
    Sein Vorgesetzter konnte nur mit Mühe den Schauer unterdrücken, den ihm diese Mitteilung über den Rücken jagte. Sanaa, die Stadt, aus der Osama bin Ladens Familie stammte, war seit dem Beginn des Kampfeinsatzes der alliierten Truppen in Afghanistan und im Irak die wichtigste logistische Basis für al-Qaida. Gelder, Material und eine ganze Reihe der Dschihadisten, die sich als Gotteskrieger ausbilden ließen, wurden dort durchgeschleust. Es war die letzte Etappe auf dem Weg eines jeden islamistischen Terroristen, bevor er zur Tat schritt …
    Cole zog es vor, sich auf die technischen Einzelheiten zu konzentrieren.
    »Was für ein Gerät ist es?«
    »Ein Iridium 9955. Wir haben auch die Nummer, 00-881-946-505331. Es arbeitet mit einer Prepaid-Karte ohne den geringsten Hinweis auf Namen oder Bankdaten des Inhabers. Besonders interessant ist, dass es sich bei dieser Kommunikation nicht um ein Stimmsignal handelt, sondern um ein verschlüsseltes Datenpaket.«
    »Ein Ausführungsbefehl?«
    »Ja. Jedenfalls sieht es ganz danach aus. Es passt gut zu dem, was uns die Heimatschutzbehörde über aktive RFID gesagt hat. Ein einfaches Signal aus gepackten Daten, das im Bruchteil einer Sekunde über Satellit an den Transponder geschickt wird … und bumm !«
    »Auf welche Weise wurde es gesendet?«
    »Von einem Rechner, der mit dem Telefon in Verbindung steht.«
    Arthur Cole wusste genauso gut wie sein Mitarbeiter, dass es weltweit an die fünf Milliarden Handybenutzer gab. In den letzten zehn Jahren war die Zahl um das Siebenfache gestiegen, was die Aufgabe ihrer Dienststelle noch mehr erschwerte. Teure und bestimmten Aufgaben vorbehaltene Satellitentelefone hingegen befanden sich in den Händen einer vergleichsweise geringen Anzahl regelmäßiger Benutzer. Alle Netze zusammengenommen kaum mehr als eine halbe Million.
    Im Jahre 2000 hatte das amerikanische Verteidigungsministerium das kurz vor der Insolvenz stehende Telefonnetz Iridium aufgekauft und über siebzig Millionen Dollar für seine Rettung investiert. Die Ironie des Schicksals bestand darin, dass Terroristen und Ganoven aller Schattierungen dieses Netz lieber nutzten als jedes andere. Nicht nur ließ es sich weltweit empfangen, auch die Ortung einzelner Telefone war ungemein schwierig, weil es nur über wenige bodengestützte Relaisstationen verfügte.
    »Und haben Sie sich bis zu dem Rechner durchhacken können?«
    »Ja«, erwiderte der Analyst, »allerdings war das alles andere als einfach. Seine Firewall ist keine von den üblichen, sondern offensichtlich speziell programmiert und verdammt undurchlässig.«
    »Was denn nun: Sind Sie reingekommen oder nicht?«, fragte sein Vorgesetzter ungeduldig.
    »Doch, aber nur als Gast. Ohne Autorisierung etwas einzugeben, ist unmöglich.«
    »Hmm …«
    »Ich habe aber ohnehin den Eindruck, dass es sich um einen passiven Rechner handelt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es ist uns gelungen, unseren Keylogger Magic Lantern hochzuladen.«
    Magic Lantern war der Vorfahr und zugleich auch das bekannteste aller Spionageprogramme, mit deren Hilfe sich jede Aktivität eines Rechners aus der Ferne beobachten lässt. Jede Eingabe, die jemand auf der Tastatur seines Rechners machte, tauchte zeitgleich auf dem Bildschirm dessen auf, der ihn aus der Ferne überwachte.
    »Und?«
    »Nichts. In den Systemregistraturen findet sich in jüngster Zeit keinerlei Aktivität. Man könnte meinen, dass da niemand vor dem Bildschirm sitzt.«
    »Soll das heißen, dass der Rechner ferngesteuert wird?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Von wo?«
    Der Analyst ließ den Kopf hängen. »Wir haben keine Möglichkeit, das festzustellen …«, gab er zu. »Wie es aussieht, steht er ausschließlich über das Modem seines Iridium mit der Außenwelt in Verbindung. In diesem Fall ist es unmöglich, gleichzeitig hineinzusehen und in der Gegenrichtung bis zu der Stelle vorzudringen, von wo aus das Ganze gesteuert wird.«

10 UHR 00 – NEW YORK – FIFTH AVENUE
    Grace
    Der wie Perlmutt schimmernde rosafarbene einzelne Schuh

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