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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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hochgewachsene, athletische Mann trabte bereits seit einer guten halben Stunde über die Wege des Lincoln Park, wo er regelmäßig joggte – weit lieber als am Mountain Lake. Dort war ihm nicht nur zu viel Betrieb, er fand die Gegend auch zu versnobt, und vor allem trieben sich da sogar für einen bekennenden Homosexuellen wie ihn zu viele Schwule herum. Die Täler und Hügel des Parks boten einen weit schöneren Blick auf die Bucht und die Golden-Gate-Brücke.
    Da er ohnehin sterben musste, wollte er die letzten Minuten, die ihm im Diesseits blieben, in einer Umgebung verbringen, in der er sich wohlfühlte, und zugleich damit den Anweisungen aus dem braunen Umschlag eine lange Nase drehen. Im Fernsehen sprach man von nichts anderem als diesen Umschlägen. Er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, den an ihn adressierten zu verbrennen oder in winzige Stückchen zu reißen. Er lag ganz offen auf seinem Nachttisch. Jonah würde ihn finden, wenn er am Abend zurückkam und er selbst zweifellos nicht mehr lebte.
    Mit einem Mal hörte er ein verdächtiges Summen, das kam und ging. Er verjagte die imaginären Fliegen mit dem Handrücken. Das Geräusch entfernte sich und schwoll dann wieder an, noch näher als beim vorigen Mal. Erst da verlangsamte er den Schritt, hob den Kopf, drehte sich einmal um die eigene Achse und suchte mit den Augen den Himmel ab.
    Vier oder fünf Meter über ihm hing das Biest völlig reglos in der Luft.
    Was zum Teufel …?
    Zuerst hielt er es für einen ferngesteuerten Modellhubschrauber. Aber es war ein Schultag, da spielten keine Kinder im Park. Wenn er es recht bedachte, war das Gerät auch deutlich größer, besser verarbeitet und hatte eine weit stabilere Fluglage als das, was als Spielzeug im Handel verkauft wurde. Bei jedem Schritt, den er tat, folgte ihm das elektronische Insekt im selben Abstand, nahezu auf den Zentimeter genau.
    Wahnsinn … ich werde überwacht!

10 UHR 25 – NEW YORK – BROOKLYN – SITZUNGSRAUM DES KRISENSTABS
    Von sämtlichen Militärstützpunkten im Lande waren im Verlauf der letzten Stunde Hunderte ferngesteuerter Beobachtungsdrohnen aufgestiegen. Auf der Bildschirmwand waren alle vierundzwanzig in einem großen Rechteck angeordneten Monitore eingeschaltet und zeigten die von den Drohnen übertragenen Bilder. Kein einziger Monitor war leer.
    Bürgermeister Wendell hatte dem Nationalen Sicherheitsrat mit einiger Mühe abgerungen, dass die Überwachung der New Yorker Läufer in den Betonbunker seines Hauptquartiers übertragen wurde, wo jetzt der Krisenstab tagte.
    Sie waren inzwischen so zahlreich, dass die Übertragung auf sämtlichen Bildschirmen unablässig wechselte, jedem Läufer wurde eine Minute flüchtigen Ruhms zuteil. Dreimal war die Übertragung seit dem frühen Vormittag unvermittelt unterbrochen worden. Der Grund für das Bildrauschen, das man dann sah, war bedauerlicherweise in allen Fällen eindeutig – die Druckwelle eines explodierenden Menschen hatte die Drohne abstürzen lassen. Menschen, die Maschinen töteten, eine Neuentwicklung, die so manchen beunruhigte …
    Aufmerksam betrachtete Edgar Wendell die Männer und Frauen am Rande von Leben und Tod. Stumm und mit ernster Miene ließ er den Blick von einem der Bildschirme zum anderen wandern. Eine Sekunde lang richtete er seine Aufmerksamkeit auf eine brünette, junge Frau in einem langen, blasslila Kleid mit Blumenmuster, die barfuß durch den südlichen Teil von Manhattan ging. Etwas pummelig, aber hübsch. Sie wirkte sehr erregt. Dann verschwand sie, und statt ihrer tauchte ein atemloser Mann auf, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Michelinmännchen hatte. Ganz offensichtlich würde er es nicht mehr lange machen.
    Eine elegante Gestalt auf hohen Absätzen hielt Wendell ein schnurloses Telefon hin. »Roy Patrow aus dem ›Bunker‹ des Weißen Hauses für Sie.«
    »Können Sie das Gespräch auf mein Mobiltelefon legen? Ich geh mal eine Runde an die frische Luft.«
    Er hatte das Gebäude gerade verlassen, als das Telefon in seiner Tasche vibrierte. Er bedeutete den beiden Leibwächtern, die bei laufendem Motor in einem schwarzen Van saßen, ihm in gewissem Abstand zu folgen. Im selben Augenblick fuhr ein nachtblauer Ü-Wagen mit der Aufschrift Eye Witness News auf den Parkplatz.
    Während Edgar Wendell zwischen den Bäumen des Cadman-Parks entlangspazierte, hatte er die Brooklyn Bridge vor Augen. Um ein Haar hätte man auch ihn für einen jener Läufer halten können …
    Am Denkmal

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