Todesläufer: Thriller (German Edition)
melden, ob und wenn ja, wo sie einen Läufer gesehen haben.«
»Lass mal sehen«, sagte Rob und griff nach dem Handy.
# Brandon: Kreuzung 8. und 45., weiße Frau, Richtung Süden
@ Jerry: Ecke Broadway und Broome, schwarzer Teenager, Knicks-Mütze, nach Osten
§ AnnieAll: ‚Av. A und 10., Latino, Jeans, schwarzes Sweatshirt, läuft hin und her
# Kool2Kool: Hanover + Water, Weißer, Anzug, Aktenkoffer
Beinahe im Sekundentakt wurde die Liste länger. Seit Verhängung der Ausgangssperre hatten die Netzsüchtigen, die sich langweilten, nichts Besseres zu tun, als aus dem Fenster zu sehen und in ihren bevorzugten sozialen Netzwerken Läufer zu verpetzen.
»Ich hab mir das so überlegt: Wir könnten die Leute doch bitten, uns zu sagen, wo im Gebäude der Verrückte sich aufhält. Mit etwas Glück gibt es hier im Viertel genug, die uns was stecken können.«
»Das ist prinzipiell kein schlechter Gedanke«, gab Kovic zu. »Aber der Kerl ist sicher nicht so blöd, dass er sich am Fenster zeigt. Da würden deine Informanten also nichts zu sehen kriegen.«
»Hände auf den Kopf!«
Der Ruf war vom Notausgang gekommen. Der Mann mit der Mütze stand nur wenige Meter von ihnen entfernt und richtete seine Glock auf sie. Jetzt brauchten sie keine Spitzel mehr, die ihnen über ein Tweet mitteilten, wo er sich befand. Die Bedrohung durch seine Waffe war real.
»Das ist mein Ernst! Hände auf den Kopf! Alle! Sonst putz ich euch einen nach dem anderen weg.«
Rob, Mike, Franck sowie der Arzt und der andere Polizeibeamte, die ihnen geholfen hatten, leisteten der Aufforderung unverzüglich Folge. Jetzt fehlten nur noch die beiden Träger, die ein Stück weiter mit Grace ihre Runden drehten.
Hektisch schwenkte TJ die Pistole von einem zum anderen. Ganz offensichtlich war er kurz davor, die Nerven zu verlieren.
So beruhigend er konnte, versuchte Rob den Mann zur Vernunft zu bringen: »Hier wird nicht mehr geschossen. Was willst du?«
»Schick deine verdammten Bullen weg. Ich will hier heil raus, sofort …«
»In Ordnung. Lass mich mein Funkgerät rausnehmen, dann schick ich sie weg.«
»… und ich will Geld!«
»Immer mit der Ruhe … dann willst du wahrscheinlich den einen oder anderen von uns als Geisel nehmen. Du weißt aber doch genau, wie so was ausgeht …«
»Schnauze!«
»Wenn man jetzt noch den versuchten Mord dazunimmt, kommst du im Leben nicht mehr raus aus dem Knast. Glaub mir, das Beste ist, du verschwindest einfach. Wir haben zurzeit viel zu viel um die Ohren, da können wir uns um Typen wie dich nicht auch noch kümmern.«
Es war TJ bewusst, dass das der Wahrheit entsprach. Doch es war das Letzte, was ihm bewusst war. Die Kugel fuhr ihm glatt vom Hinterkopf durch die Stirn, wo sie ein faustgroßes Loch hinterließ.
Er verdrehte die Augen und fiel mit weit geöffnetem Mund wie ein Klotz zu Boden.
Niemand fragte den verwundeten Feuerwehrmann, der sich als so zielsicher erwiesen hatte, wie er an die Waffe gekommen war, mit der er ihnen das Leben gerettet hatte, und auch nicht, wieso er überhaupt noch da war. Alle hatten angenommen, er sei längst fortgebracht worden.
16 UHR 00 – NEW YORK – SITZ DER HEIMATSCHUTZBEHÖRDE
»Die Sache ist als Federbett-Strategie bekannt. Dabei sucht man sich zuerst ein weiches Ziel, das heißt, eins, das weniger streng bewacht wird als gefährdete oder strategisch relevante Orte, wie es beispielsweise Abfertigungsbereiche auf Flughäfen sind. Ein solches weiches Ziel könnte ganz klar eine Spedition mit ihren Lagerhallen sein. Großer Durchsatz, wenig Kontrollen … Wenn der Angreifer überdies ein unbescholtener Bürger ist, den man nicht ohne Weiteres verdächtigen würde, hat man sozusagen eine doppelte Daunendecke . Sogar eine dreifache, wenn man bedenkt, dass niemand einen Herzschrittmacher als Waffe ansieht. Weiches Ziel, weicher Soldat und weiche Waffe … Beim Fußball würde man sagen: unhaltbarer Schuss. Bis alle drei erkannt und geortet sind, hat der Feind schon zugeschlagen, so oft er Lust dazu hatte. Es ist das genaue Gegenteil des Szenarios, über das in Langley oder Washington diskutiert wird.«
»Was meinen Sie damit, Mr. Zerdaoui?«
»Nun ja, dort herrscht immer noch die Vorstellung, dass gewissermaßen amtlich anerkannte Terroristen mit einer Autobombe ein möglichst wichtiges öffentliches Gebäude in die Luft jagen und sich schon eine Stunde später auf Al Dschasira dazu bekennen.«
»Und was schließen Sie daraus?«
»Meiner Ansicht nach sind
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