Todesläufer: Thriller (German Edition)

nicht, die Wahl Präsident Coopers an die Spitze Ihres Landes.«
    »Jetzt übertreiben Sie aber!«, entfuhr es Liz.
    »Verstehen Sie mich recht: Ich denke nicht daran, die Außenpolitik Ihrer Regierung zu kritisieren. Mir ist bewusst, was Janet Helmer in den arabischen Ländern, die sich gegen ihre Diktatoren erhoben haben, für die Demokratie geleistet hat. Aber dadurch, dass die Vereinigten Staaten diese Entwicklung zugelassen haben, ohne selbst einzugreifen – obwohl sie sie stellenweise durchaus unterstützt haben – ist eine weitere gewaltige Bresche geschlagen worden.«
    »Sie wollen uns aber doch nicht das Märchen auftischen, die arabischen Tyrannen seien das einzige Bollwerk gegen den Islamismus!«, begehrte Sam auf.
    Zerdaoui verzog den Mund zu einem Lächeln: »Sie sehen den Feind im falschen Lager, und Ihre Regierung ebenfalls. Wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, sind Sie einen Krieg im Rückstand. Nicht der radikale Islamismus bedroht die Region. Das hat Israel längst verstanden.«
    »Ach ja? Wer dann? Die Russen? Die Chinesen?«
    »Das iranische Reich.«
    Den Begriff »Reich« hatte er bewusst als Provokation verwendet. Sie blickten einander reserviert an.
    »Okay. Aber inwiefern führt das zu einem massiven Angriff Israels gegen seinen Hauptverbündeten, die Vereinigten Staaten?«, erkundigte sich Liz.
    »Wenn es in einem von Schiiten beherrschten und von Teheran finanzierten Mittleren Osten überleben will, bleibt Israel nichts übrig, als Ihr Land nachhaltig unter Druck zu setzen … selbstverständlich ohne dass Amerika je erfährt, wer es in diesen künftigen Konflikt hineingetrieben hat.«
    Fassungslos fragte Greg: »Soll uns dieser Terrorangriff etwa dazu veranlassen, gegen den Iran vorzugehen?«
    »Ja, wenn auch nicht unbedingt in einem offenen Krieg. Die Israelis haben nicht die Absicht, den Iran mit Ihrer Hilfe zu vernichten. Ihnen ist bewusst, dass die Vereinigten Staaten dazu ebenso wenig in der Lage sind wie sie selbst. Nach dem Engagement in Afghanistan und im Irak wäre Ihr Land außerstande, die Mittel für einen solchen Krieg aufzubringen … von den menschlichen Opfern ganz zu schweigen.«
    »Was will Israel Ihrer Ansicht nach dann?«
    »Den Einfluss des Iran verringern, indem es Sie nötigt, am Persischen Golf wieder einmal die Rolle des Polizisten zu übernehmen.«
    »Und Sie glauben tatsächlich, das beste Mittel dazu bestehe darin, in unserem Land Terror zu verbreiten, indem man unsere Bürger in menschliche Bomben verwandelt?«, rief Liz aus.
    »Wenn ich vom Plan, der dahintersteckt, in Einzelheiten Kenntnis hätte, wäre ich nicht hier, Miss McGeary. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass Täuschung und Manipulation häufig wirksamer sind als ein frontaler Angriff unter falscher Flagge. So etwas mag in den sechziger Jahren funktioniert haben, aber heutzutage fällt so schnell niemand mehr darauf herein.«
    Der Mann war nicht nur klug, er schien es auch zu genießen, den Amerikanern Juckpulver in den Nacken streuen zu können. In gewisser Hinsicht klangen seine Erläuterungen wie ein Echo auf die jüngsten Verhöre durch Benton: » Wer hat den größten Nutzen von diesen Verbrechen? «
    »Haben Sie Beweise für das, was Sie uns hier vorgetragen haben?«
    Als Antwort erging sich Zerdaoui in einer eindrucksvollen Aufzählung der von israelischen Geheimdiensten verwendeten Methoden und brachte entsprechende Beispiele. Er verwies insbesondere auf die vom Mossad gegen zivile jüdische Ziele in Jerusalem gerichteten »falschen« menschlichen Bomben auf dem Höhepunkt der zweiten Intifada, die man der Hamas zur Last gelegt hatte, um die Sicherheitspolitik der Regierung Sharon rechtfertigen zu können.
    Zum Beweis seiner Redlichkeit zeigte er sich äußerst zurückhaltend in Bezug auf Spekulationen über eine mögliche Verantwortung des israelischen Staates für die Attentate des 11. September, die sogar in den Reihen der Verschwörungstheoretiker kursierten. Die Geschichte über die »tanzenden Juden«, angebliche israelische Spione, die dabei überrascht worden sein sollen, wie sie sich demonstrativ über den Einsturz der Zwillingstürme freuten, bezeichnete er, ebenso wie die über die viertausend Juden, die man angeblich über das bevorstehende Ereignis informiert und ihnen geraten habe, an jenem Tag das World Trade Center zu meiden, als moderne Märchen, wie sie im Internet immer wieder verbreitet und aufgebauscht würden.
    Seine Darlegungen waren mehr als überzeugend. Sie