Todesläufer: Thriller (German Edition)
oder wie?«
»Liz ist schwer verletzt …«, rechtfertigte sich Sam. »Bei einer Explosion.«
»Das glaub ich Ihnen nicht«, erwiderte der NSA -Analyst.
»Können Sie mit Ihrem Apparat MMS empfangen?«
»Ja, aber …«
Sam fotografierte die am Boden liegende Frau in ihrem beunruhigenden Tiefschlaf mit dem Handy und drückte auf »Senden«.
»O, verdammt … Ist sie …?«
»Sie lebt. Der Rettungsdienst kommt gleich«
»Okay, Sam … Ich melde mich wieder, wenn ich die Informationen habe.«
»Danke, Chris.«
Kaum hatte Sam das Gespräch beendet, als das pulsierende Geräusch eines Hubschrauberrotors ertönte. Er sah den Schatten der Maschine, noch bevor sie sich zu Boden senkte und uniformierte Sanitäter herausstürzten, um sich ihrer Aufgabe zu widmen.
Nachdem sie Liz für transportfähig befunden hatten, legten sie sie auf eine Trage. Einer der beiden bedeutete Sam mit einer Handbewegung, er solle ebenfalls einsteigen. Er nahm auf einem Sitz neben der Trage Platz.
Während der Hubschrauber aufstieg, griff er, ohne recht zu wissen, warum, nach der leblosen weißen Hand, die unter der Rettungsdecke hervorsah, und drückte sie.
Sie war kalt. Aber sie war da. Und er hielt sie.
17 UHR 45 – NEW YORK – PRÄSIDENTENSUITE IM PALACE-HOTEL
Unter anderen Umständen hätte man Annette Coopers liebevolle Ermahnung für harmloses Getändel zwischen Eheleuten halten können, doch in diesem Fall lag eine besondere Bedeutung darin.
»Halt doch mal still, Liebling! Sonst klappt das nie …«
Schließlich gelang es ihr, den Querbinder ihres Gatten, der dessen schwarzem Smoking den letzten Schliff verleihen sollte, zu binden.
Der Präsident nahm sich nicht einmal die Zeit, sein Aussehen im mannshohen Standspiegel der Luxussuite zu überprüfen.
Er hatte sich der endlosen Liste von Mitteilungen zugewandt, die auf seinem verschlüsselten Sectera eingegangen waren. Der tiefen Falte auf seiner Stirn nach zu urteilen waren es keine guten Nachrichten.
»Lässt sich unmöglich vollständig abriegeln«, »zu viele Einblickmöglichkeiten in die Fenster«, »zu weit von Krankenhäusern entfernt …« Sein Stab hatte alles getan, um zu verhindern, dass er während seines Aufenthalts in der Welthauptstadt der Finanzen in diesem Hotel Quartier nahm. Aber er hatte nicht nachgegeben. Es musste das Palace-Hotel an der Madison Avenue sein, genau gegenüber der St.-Patricks-Kathedrale. »Eine Verneigung vor seiner Lieblings-Fernsehserie? Hält er sich für einen aus Mad Men ?«, hatten Leitartikler erst wenige Tage zuvor geschrieben, als sich die Presse noch mit solchen Belanglosigkeiten beschäftigte.
Mehrere Dutzend Scharfschützen des Secret Service waren mit ihren Sturmgewehren auf den Dächern der umliegenden Gebäude in Stellung gegangen. Die Protokollabteilung des Weißen Hauses hatte von der Hotelleitung verlangt, die üblichen Vorhänge durch undurchsichtige zu ersetzen, so dass sich, wenn sie vorgezogen waren, so gut wie unmöglich feststellen ließ, ob die Beleuchtung in der Suite des Präsidenten eingeschaltet war oder nicht.
Es klopfte zweimal kurz an der Tür. Annette Cooper öffnete, und ein Leibwächter im schwarzen Anzug trat beiseite, um den deutlich kleineren Adrian Salz eintreten zu lassen.
»Annette, Sie sehen hinreißend aus.«
Ihr war bewusst, dass es sich bei dem Kompliment des Stabschefs um eine bloße Floskel handelte, die sie mit einem flüchtigen Lächeln quittierte.
»Danke, Addy. Kommen Sie herein. Stan erwartet Sie bereits.«
Nachdem sie ihn zu ihrem Gatten geführt hatte, verschwand sie im Nebenzimmer, wo sich die Töchter ebenfalls für den Galaabend zurechtmachten.
Von hinten wirkte Stanley Cooper, wenn man von den Pölsterchen um die Hüften herum absah, immer noch so kräftig und muskulös wie ein Football-Profi, auch wenn, wie alle Welt wusste, Basketball sein Lieblingssport war. Es war seine persönliche Tragödie, dass ihm zu einer ernsthaften Karriere in dieser Sportart nur wenige Zentimeter fehlten.
Inzwischen hatte er das Handy eingesteckt und den Fernseher angeschaltet. Er zappte hektisch zwischen den Nachrichtenkanälen hin und her. Nur Sender mit nationaler Reichweite strahlten noch ein vollständiges Programm aus, Lokalsender waren mangels Personals dazu übergegangen, alte Krimiserien zu wiederholen, oder brachten gar Testbilder.
Da die Nationalgarde mittlerweile alle wichtigen Kraftwerke rund um die Uhr bewachte, war vorerst kein Stromausfall zu befürchten. Sie hatten die
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