Todesläufer: Thriller (German Edition)
eine SMS schicken können?«
»Sein Handy liegt im Tresor. Er musste es am Eingang zusammen mit seinen Papieren hinterlegen. Das ist bei Besuchern, die keinem der Ordnungsdienste angehören, so üblich.«
»Dann muss der Mann ja Telepath sein.«
»Meinst du?«, fragte ihn Greg ernsthaft.
»Nein, das war ein Scherz.«
Der arme Junge war so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er alles geschluckt hätte.
»Hast du die Nummer von Garner bei der NSA ?«
»Ja, Liz hat sie mir gestern gegeben.«
»Dann ruf ihn an. Sag ihm, ich will wissen, wie weit er mit Bernstein gekommen ist. Er weiß dann Bescheid. Frag ihn außerdem, ob seine ›großen Ohren‹ irgendetwas zwischen Bernstein und Zerdaoui abgefangen haben, seit das FBI die beiden hat laufenlassen. Anrufe, SMS , E-Mail, was weiß ich – alles, was in Frage kommt.«
Greg hatte sich wieder gefangen. »Wohnen die nicht im selben Hotel? Wäre es da nicht das Einfachste, sich in der Bar zu treffen, wenn die sich was zu sagen hätten?«
»Stimmt. Aber wenn Gott weiß welche Dienststelle das Gershwin mit Wanzen gespickt hat, müssen wir uns die Informationen verschaffen.«
In der nächsten Viertelstunde nahm er Liz’ Büro gründlich unter die Lupe. Das war zwar nicht sein Spezialgebiet, aber er hatte vor Jahren an einer Fortbildung teilgenommen, bei der es darum gegangen war, Abhöreinrichtungen aufzuspüren. Gewissenhaft untersuchte er alles, was sich als Versteck für eine Wanze eignen könnte: Sprinklerdüsen, Deckenleuchten, Vasen, Tischlampen, Stifthalter, Telefone, Computertastaturen, Türknäufe …
Alles in bester Ordnung … befand er verdrossen. Vielleicht fängt Benton doch allmählich an zu spinnen .
Möglicherweise hatte es in der Heimatschutzbehörde nie einen Maulwurf gegeben. In dem Fall wäre das Zusammentreffen mit der Terroristin auf Staten Island lediglich ein, wenn auch äußerst unangenehmer, Zufall gewesen. Vielleicht war Zerdaoui … doch ein ehrlicher Mensch.
Liz’ Sectera klingelte.
»Chris!«
»Bedaure, Sam. Aber ich habe nichts weiter über Dahran gefunden. Mal abgesehen davon, dass er Alexander hier und da einen Gefallen getan hat, scheint er sich in den letzten Jahren zurückgehalten zu haben.«
»Und Bernstein?«
»Da lässt sich etwas mehr holen. Stellen Sie sich nur vor, er hat Mitte der neunziger Jahre seine aliyah gemacht.«
»Seine was?«
»Seine aliyah . Das ist für Juden, die außerhalb Israels leben, die Rückkehr ins Gelobte Land.«
»Und was beweist das?«
»Männer über dreißig, die sich in der Heimat niederlassen, sind nicht verpflichtet, ihren Militärdienst nachzuholen.«
»Und er hat das getan?«
»Genau. Er war drei Jahre beim Nachrichtendienst der israelischen Streitkräfte. Anschließend ist er nach New York zurückgekehrt, 2001, kurz vor dem 11. September.«
»Das heißt, er könnte eine Art ›Schläfer‹ sein?«
»Noch mehr als das. Bei der CIA ist man sich nicht zu hundert Prozent sicher; sie glauben aber, dass er einige Jahre lang ein kidon war.«
»Wie bitte?«
»Ein kidon . Ein Einzelkämpfer des Mossad, der Attentate oder Mordanschläge durchführt.«
»Gibt es viele von der Sorte?«
»Soweit wir wissen, höchstens an die fünfzig weltweit. Aber es ist so gut wie unmöglich, sie zu entdecken. Sie tarnen sich grundsätzlich unter dem Deckmantel einer bürgerlichen Existenz, sind Anwälte, Ärzte, Notare, sitzen im Gemeinderat … Auf frischer Tat gefasst hat man lediglich zwei, 1997 nach einem Attentat auf einen führenden Kopf der Hamas in Jordanien. Die anderen erfüllen ihren Auftrag, ohne dass etwas davon bekannt wird … oder sie kommen dabei um.«
Sam war ans Fenster getreten. Immer noch war es im Raum drückend heiß. Es war zum Ersticken. Erneut versuchte er mit aller Kraft das Fenster zu öffnen.
»Und seine Kontakte mit Zerdaoui?«
»Nichts.«
»Sind Sie sicher?«
»… wohl aber mit Madame Zerdaoui. Mehrfach. Heute Vormittag und heute Nachmittag.«
Verblüfft nahm Sam die Information zur Kenntnis.
Ja, was haben wir denn da ? Ihm war ein metallenes Dreieck, das wie ein Auswuchs draußen im Fensterrahmen saß, ins Auge gefallen.
»Und worüber haben die gesprochen?«
»Es sieht ganz so aus, als ob sich Bernstein mehr für den Körper von Madame als für den Verstand von Monsieur interessiert.«
»Soll das heißen, die beiden haben eine Affäre?«
»So sieht es aus.«
Ihm kam eine Eingebung.
Und ganz offensichtlich gab es keine Möglichkeit, das verdammte Fenster
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