Todesläufer: Thriller (German Edition)
Befehle … es sei denn, Sie sähen hier in der Nähe jemanden mit mehr Befugnissen.«
»Nein, Mr. President.«
»In dem Fall fordere ich Sie auf, mich durchzulassen.«
Nachdem Earl und er die Reihen der Uniformierten durchschritten hatten, gingen sie allein über die riesige Fläche am noch im Entstehen begriffenen Performing Arts Center vorüber und gelangten schließlich auf den Vorplatz des Turms Nummer 1.
Hinter sich hörten sie, wie unter den Ordnungskräften Unruhe entstand. Vermutlich wurde der Beamte, der sie durchgelassen hatte, von seinem Vorgesetzten zusammengestaucht. Eilige Schritte ließen Cooper annehmen, dass eine Art Leibwache auf Distanz organisiert worden war, nachdem sich die erste Panik gelegt hatte. Auf den Fensterflächen, an denen sie vorüberkamen, waren die flüchtigen Schatten von SWAT -Scharfschützen zu erkennen.
Mit einem Mal sahen sie sich einem sonderbaren Zug gegenüber: Eine Beamtin des NYPD ohne Mütze, deren lange Haare im Wind flatterten, führte aneinandergefesselte Läufer an. Ihnen folgten im Laufschritt zwei Männer, die Stanley Cooper gleich erkannte. Sie überquerten gerade die Fulton Street und waren nur noch gut hundert Meter von ihnen entfernt.
Sam Pollack rief etwas und schwenkte wild die Arme, doch seine Worte gingen im prasselnden Regen und den Schritten der Läufer unter.
»Verschwinden … Zerdaoui! … Schnell weg!«
Als Stanley Cooper endlich begriffen hatte, um wen es sich bei der Frau in Blau handelte, die jetzt mit der Pistole in der Hand auf Earl und ihn zustürzte, war es für eine Flucht zu spät. Sie feuerte bereits auf die Polizeibeamten hinter ihnen und traf mindestens zwei, möglicherweise mehr.
Noch ein gutes Dutzend Schritte, dann hätte die Terroristin sie erreicht.
Im nächsten Augenblick ließ ein betäubender Lärm wie der Hall einer großen Glocke alle erstarren. Das war kein Donner, das war etwas anderes. Mehrere Schüsse folgten. Sieben, acht …
Fort Meade – Hauptquartier der NSA
»Willkommen im Jemen«, scherzte der crypie , »mit seinen technisch hochgerüsteten Dschihadisten, die an ferngesteuerten Computern sitzen.«
»Und den Kamikaze-Programmen«, ergänzte Garner.
Soeben war die Bildschirmanzeige des Rechners in Sanaa auf dem Monitor des Kryptologen sichtbar geworden. Der Rechner der Terroristen und sein eigener bildeten jetzt eine Einheit. Ein Fenster, das nahezu die gesamte Fläche des Bildschirms einnahm, zeigte ein Satellitenfoto der Vereinigten Staaten mit einer Unzahl rot blinkender Punkte.
»Kannst du mal versuchen, auf New York zu zoomen?«
Der andere drehte am Rad seiner Maus, und schon erschien eine Übersicht über die fünf Stadtviertel mit Manhattan in der Mitte. Als er mit der rechten Maustaste auf einen der dortigen Läufer klickte, klappte ein Kontextmenü auf:
Eliminieren
Entschärfen
Kennzeichnen
Unterbrechen
Ein wahrer Segen, dass wer auch immer diesen Horror zu verantworten hatte, die Befehle auf Englisch und nicht auf Arabisch verfasst hatte.
»Geh mal kurz raus da und fahr mit dem Mauszeiger auf einen von den Punkten …«
»Einen bestimmten?«
»Nein, irgendeinen.«
Das Manöver blieb ohne Ergebnis. Weder wurde auf dem Bildschirm irgendein Hinweis noch eine Kommentarblase mit Texterläuterungen sichtbar. Es gab keine Angaben über die angeklickte Person.
»Mist!«, fluchte Chris. »Gibt es denn keine Möglichkeit rauszukriegen, zu wem die Punkte gehören?«
»Wie es aussieht, nein. Vor allem finde ich es sonderbar, dass es auch kein Hauptmenü gibt.«
Tatsächlich lieferte das Programm auf seine Eingaben hin lediglich das eine Kontextmenü, das sie bereits ausprobiert hatten.
»Das gibt’s doch nicht! Wie soll man die denn da deaktivieren? Man kann sie doch unmöglich einen nach dem anderen abklemmen? Das sind Tausende!«
Ohne darauf einzugehen, machte der Experte den Versuch, eine ganze Gruppe von Punkten auszuwählen, indem er einen Rahmen um sie zog. Auch diese für einen Informatiker einfache Übung führte zu keinem Ergebnis. Lediglich die helle Stelle, auf die er anfangs geklickt hatte, überstrahlte das Ganze. Offensichtlich hatten die Entwickler an alles gedacht, um Eindringlingen ihr Vorhaben nach Möglichkeit zu erschweren.
In New York
Seit 2001 wurde an jedem 11. September zum Gedenken an die Opfer und die Retter die Bell of Hope genannte Bronzeglocke auf dem Gelände der St. Paul’s Chapel gegenüber dem alten World Trade Center geläutet. Elf aufeinanderfolgende,
Weitere Kostenlose Bücher