Todesläufer: Thriller (German Edition)
Polizeibeamte.
»Wir vertauschen die Rollen, Earl …«, flüsterte Cooper seinem Begleiter zu. »Tu so, als wenn du verletzt wärest und stütz dich auf mich.«
»Wozu das?«
Cooper blieb keine Zeit, ihm zu antworten. Die beiden Beamten breiteten die Arme aus, um ihnen den Weg zu versperren.
»Hier geht es für Sie nicht weiter … Sofern Sie Läufer sind, folgen Sie meinen Kollegen. Wir haben in einem unserer Fahrzeuge eine Deaktivierungseinrichtung.«
»Mein Begleiter ist verletzt …«
Cooper warf die Kapuze nach hinten und zeigte den beiden verblüfften Beamten sein Gesicht.
»… und vor allem heißt die korrekte Anrede ›Mr. President‹.«
In Fort Meade – Hauptquartier der NSA
Der Kryptologe vom Dienst, den mitten in der Nacht aufzutreiben Chris Garner mit Mühe gelungen war, sah ihm selbst zum Verwechseln ähnlich. Auch er hatte rote Locken und trug eine riesige Brille mit eckigen Gläsern, die sein längliches Gesicht fast verdeckten.
In Fort Meade hielten sich solche Menschen für allen anderen überlegen. Ihrer Selbsteinschätzung nach waren sie die wahren Herren oder, wie die anderen Mitarbeiter bisweilen stichelten, die »Musterschüler«. Ihrem Verhalten nach zu urteilen schienen die meisten dieser crypies , wie man sie nannte, jedenfalls im Jugendalter stecken geblieben zu sein, denn sie führten sich auf wie lächerliche spät pubertierende Studenten. Sie arbeiteten in einem eigenen Gebäudeflügel, der von den – ihrerseits von der Außenwelt abgeschotteten – Hauptgebäuden getrennt war. Eine undurchsichtige Schachtel in einer undurchsichtigen Schachtel.
»Ich hab’s!«, schrie der Rotschopf mit einem Mal auf.
»Tatsächlich?«
Es fiel Garner schwer, das zu glauben. Seit es ihm mit der Unterstützung von Greg bei der Heimatschutzbehörde gelungen war, aus der Ferne auf Zahra Zerdaouis RSA -Karte zuzugreifen, waren keine zwei Stunden vergangen. Abzüglich einiger Pausen, in denen er ausgetreten war, Kaffee getrunken und Gurkensandwiches gegessen hatte. Das Ganze noch dazu auf einem gewöhnlichen PC mit Hilfe eines Programms, das der Mathematiker speziell für diesen Fall geschrieben hatte.
Was für ein Glück … da hab ich ja genau den Richtigen erwischt , seufzte der Analyst innerlich erleichtert auf.
»Und … wie heißt der öffentliche Schlüssel?«
»Darauf hätte man auch so kommen können … ›Sanaa‹.«
»Tatsächlich … und du hast es außerdem geschafft, den privaten Schlüssel zu erzeugen?«
»Jawohl, Sir .«
»Was würde eigentlich passieren, wenn der sich ändert, während wir die Verbindung herstellen? Fliegen wir dann nicht gleich wieder raus?«
»Keine Sorge. Ich hab die Zeit genutzt, ein kleines Programm zu basteln, das den privaten Schlüssel ständig neu berechnet und ununterbrochen an den Rechner im Jemen schickt. Für den sieht es dann genauso aus, als wenn du oder ich an der Tastatur säßen.«
Chris nahm sich nicht die Zeit, seinen Kollegen zu beglückwünschen, so erstaunlich ihm dessen Fähigkeiten erschienen. Man hätte beinahe von einer göttlichen Fügung sprechen können.
Mit einigen schnellen Klicks öffnete sein Zwilling ein weiteres Fenster auf dem riesigen Bildschirm und veränderte einige Parameter, von deren Bedeutung und Sinn Garner nicht das Geringste verstand. Soweit er begriff, handelte es sich um das Fernsteuerprogramm, das dafür sorgen sollte, die Daten des Rechners im Jemen zu offenbaren.
»So, jetzt können wir … Bist du bereit für einen Trip nach Sanaa?«
In New York
Cooper wandte sich von den beiden Beamten ab und sagte zu seinem Weggefährten, nachdem sie einige Schritte beiseitegetreten waren: »Earl … du brauchst mich nicht weiter zu begleiten.«
»Ist mir klar …«
»Ich möchte dahin, wo die Letzten sind. Aber das betrifft nur mich .«
»Schon klar. Ich komm trotzdem mit.«
Cooper dankte ihm mit einem freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, und sie traten mit festem Schritt erneut vor die beiden Beamten.
»Mr. President, ich darf Sie bitten, mir zu folgen …«
Der Ältere der beiden brachte die Worte vor Unbehagen nur stotternd heraus. Die Vorstellung, den Präsidenten der Vereinigten Staaten wie einen gewöhnlichen Spitzbuben abführen zu müssen, war ihm ebenso unbehaglich wie die Tatsache, dass er mit jeder Sekunde, die er ihn am Weitergehen hinderte, alle in Gefahr brachte.
»Ich habe Befehl, Sie zu einem Funkwellen-Generator zu bringen und zu deaktivieren.«
»Im Augenblick gebe ich die
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