Todesläufer: Thriller (German Edition)
still.
Sie gingen zur 16. Straße. Artwoods Wohnung lag tatsächlich nur wenige Schritte von der U-Bahn-Station entfernt. In einer riesigen Stadt wie New York mit einem so weitmaschigen Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln war das ein seltenes Privileg.
Zwei der vier Beamten des Ministeriums für Innere Sicherheit, die mit Liz gekommen waren, folgten ihnen wie ein Schatten.
»Die Sache gibt deinem Laden ja gewaltigen Auftrieb.«
»Sagen wir, dass ich nicht unzufrieden bin«, gab sie zu.
»Wenn ich nicht irre, ist es Aufgabe der Heimatschutzbehörde, wie der Name schon sagt, die Bürger zu schützen, und die des FBI zu ermitteln. Indem man dir jetzt beide Aufgaben anvertraut …«
»Gibt man uns endlich die Mittel in die Hand, unsere Aufgabe zu erfüllen«, schnitt sie ihm das Wort ab.
»So kann man das sehen. Aber ich bin nicht sicher, ob Benton und seine Freunde deine Begeisterung teilen.«
Das Haus Nummer 10 war in Sicht gekommen. Es stand neben einer Privatklinik, dem Sidney Hillman Health Center, und hob sich auffallend von seiner unmittelbaren Umgebung ab. Es war nicht groß, gerade einmal vier Stockwerke hoch, und seine reich verzierte Fassade stach deutlich von denen der anderen Gebäude des Viertels ab: weiße Ziegel, Kranzgesimse, schokoladenbraun eingefasste Erkerfenster. Im obersten Stockwerk befand sich das Atelier eines Malers … Die Auslagen der umliegenden Geschäfte zeigten Mode europäischer Designer, und auch das Angebot auf den Speisekarten der französischen Restaurants ließ vermuten, dass die Leute, die dort lebten, nicht unbedingt auf den Preis achten mussten.
»Weißt du«, nahm Liz den Gesprächsfaden nach kurzem Schweigen wieder auf, »ich lasse mich nicht leicht zum Narren halten. Mir ist völlig klar, dass wir weder die gleichen finanziellen Mittel noch die gleiche rechtliche Autorität haben wie das FBI . Zurzeit sind wir mehr auf die angewiesen als sie auf uns.«
»Und das heißt im Klartext?«
»Dass ich von dir erwarte, dass du dich Benton gegenüber zusammennimmst, ganz gleich, was zwischen euch vorgefallen ist.«
»Du meinst, ich soll mit diesem …«
»Francis ist, wie er ist. Aber so, wie die Dinge liegen, kann ich auf ihn nicht verzichten. Jedenfalls dann nicht, wenn ich beweisen will, dass wir der Sache gewachsen sind. Solange ich bei dieser Untersuchung das Kommando habe, ist er unsere Hauptstütze. Sind wir uns in diesem Punkt einig?«
»Liz, ich brauche dir doch wohl nicht zu sagen, was für ein Typ Benton ist. Er bringt es fertig und legt dir und deiner Ermittlung Steine in den Weg, bloß um sich für eure früheren Unstimmigkeiten zu rächen.«
Sie kniff die Augen zusammen.
»Das Thema ist durch … oder ich mache ohne dich weiter.«
Sam verzichtete auf eine Antwort. Sie hatten den Hauseingang erreicht.
»Scott, Bliss, Pascher, Zucker, Hollister, Jablonski, Schivel, Murphy, Astron, Wexler, Kreichman, Raffone … Ah! Da ist er ja! Artwood, Wohnung 4G.«
Ohne zu zögern, drückte sie auf den Klingelknopf und wartete geduldig.
»Willst du es nicht noch mal versuchen?«, fragte Sam erstaunt.
»Doch, gleich. Wir sind zivilisierte Beamte und lassen den Leuten Zeit.«
Er ließ die ironische Spitze an sich abperlen.
Auch das zweite Klingeln blieb erfolglos. Einer der Leibwächter holte einen eindrucksvollen Bund mit Schlüsseln und Dietrichen hervor. In weniger als einer Minute hatte er den passenden gefunden und machte ihnen den Weg frei.
Der Vorraum war winzig und deutlich bescheidener, als das Äußere hatte vermuten lassen. Einen Aufzug gab es nicht, lediglich eine ziemlich steile Treppe. Im vierten Stock lagen nur zwei Wohnungen: 4F und 4G.
Niemand reagierte auf das Klingeln und ebenso wenig auf das energische Klopfen.
»Na schön, Louis, los!«
Auf diesen Befehl hin brach der zweite Beamte, ein Schwarzer, mit einer Art kleinem Rammbock, an dessen oberem Ende zwei Handgriffe saßen, das Schloss in kürzester Zeit heraus. Der Leichtigkeit nach zu urteilen, mit der er das erledigte, hätte man glauben können, dass er diese Tätigkeit jeden Tag von morgens bis abends ausübte. Nachdem es wieder still geworden war, wirkte die Wohnung ebenso tot wie ihr Inhaber.
»Musst du dein Vorgehen eigentlich nicht mit einem Durchsuchungsbeschluss oder dergleichen rechtfertigen?«
»Das ist der Vorteil, wenn man eine Handvoll Gesetze auf den Leib geschrieben bekommen hat, mein Lieber. Da braucht man sich nicht mehr um all die anderen zu kümmern.«
»Das heißt,
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