Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
Vom Netzwerk:
zuallererst möchte ich Ihnen für Ihr Erscheinen danken. Der Präsident ist leider unabkömmlich und bittet Sie dafür um Verständnis. Wie Ihnen bekannt ist, wird er sich morgen im Laufe des Vormittags zur Gedenkfeier des 11. September 2001 nach New York begeben, und in seinem Terminkalender stauen sich, gelinde gesagt, die Verpflichtungen. Und eingefleischten Washingtonern wie Ihnen brauche ich wohl nicht zu sagen, was ein Stau ist, oder?«
    Am Anfang immer ein kleiner Scherz, um die Stimmung aufzulockern , mahnte er sich.
    »Bedauerlicherweise führt uns heute, wie Sie bereits wissen, kein erfreulicher Anlass hier zusammen. Es hat an mehreren Orten im ganzen Land Explosionen gegeben.«
    Während der nächsten Viertelstunde arbeitete er die von seinen Beratern vorbereiteten Notizzettel ab. Darin ging es um das Chaos, das die »bisher unerklärlichen Vorfälle« und »mit äußerster Vorsicht zu behandelnden Zwischenfälle« ausgelöst hatten. Den ersten Teil seiner Darlegungen beschloss er mit einer Erläuterung des wenig bekannten »Whisker«-Phänomens. Dabei ging er so didaktisch wie möglich vor, belegte seine Aussagen mit dem Hinweis auf Untersuchungen und Zahlen und ließ sogar einen kurzen Dokumentarfilm eines japanischen Forschungslabors zeigen, der die Entstehung solcher Haarkristalle darlegte.
    Offensichtlich überzeugte seine auf diese Weise untermauerte Ansprache die Zuhörer nur zum Teil. Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich bereits ein Wald von Armen zur Decke reckte.
    Salz wies auf einen harmlos aussehenden Schlaks mit ergrauten Schläfen in einer der vorderen Reihen.
    »Ja, Brian?«
    »Dürfen wir Ihren Worten entnehmen, dass nichts in dieser Serie von Explosionen auf einen Terroranschlag hinweist?«
    »Sie haben ja gehört: Niemand hat sich telefonisch oder schriftlich zu der Tat bekannt. Auch wurden am Ort des Geschehens weder Hinweise auf einen Sprengsatz gefunden noch etwas, worin er sich befunden haben könnte. Die Opfer sind achtbare amerikanische Bürger, die in keiner Beziehung zu einer terroristischen Vereinigung welcher Art auch immer stehen … In einem solchen Fall ist die wahrscheinlichste Annahme die, dass es sich um einen Unfall handelt. Ich darf Sie daran erinnern, dass in jedem der Fälle ein möglicherweise defektes elektronisches Gerät die Explosion ausgelöst haben dürfte.«
    »Finden Sie diese Whisker-Geschichte nicht selbst ziemlich haarsträubend?«, mischte sich eine junge, brünette Reporterin im Hosenanzug ein, die offenbar nicht abwarten konnte, bis man ihr das Wort erteilte. »Beunruhigt es Sie nicht, dass an ein und demselben Tag und nahezu um dieselbe Zeit ein knappes Dutzend Geräte in die Luft geht? Vergleichbare Vorfälle waren bisher doch äußerst selten, oder? Irre ich mich, oder sind bisher noch nie solche gravierenden Schäden durch einen Whisker verursacht worden …«
    Ich muss die Frau unbedingt von der Akkreditierungsliste streichen lassen , fuhr es Salz durch den Kopf, während er sich eine möglichst schneidende Antwort zurechtlegte.
    »Miss Walsh, mir liegen hier knapp zwei Dutzend Berichte über ähnliche Fälle aus den vergangenen zehn Jahren vor. Daher lautet die Antwort: ›Doch, das ist möglich.‹ Allerdings müssen wir noch herausfinden, und in dieser Beziehung muss ich Ihre Klarsichtigkeit hervorheben, warum sich all diese Fälle an ein und demselben Tag ereignet haben. Die Labors des FBI , das ATF und die Heimatschutzbehörde arbeiten mit Nachdruck an der Lösung dieser Frage.«
    »Jerry Miller von der Post . Werden Sie die Hersteller dieser Geräte auffordern, ihre Produkte zurückzurufen?«
    »Guten Morgen, Mr. Miller. Wie Sie sich denken können, haben wir bereits Verbindung mit den Unternehmen aufgenommen. Bisher ist noch keine Rückrufaktion gestartet worden, doch kann sich das von einer Stunde auf die andere ändern.«
    Es war eine ganz besondere Begabung, die Wahrheit so gekonnt und selbstsicher zu verdrehen. Wirklich gelogen hatte er nicht, wohl aber eine abgeänderte Version der Wirklichkeit geliefert, eine Darstellung von der Art, wie seine Mitarbeiter und er sie das ganze Jahr hindurch drechselten. Addys Märchenstunde, wie es die Journalisten nannten.
    »Sie alle dürfen versichert sein, dass selbstverständlich Sie als Erste davon erfahren werden.«
    Eine Welle der Skepsis durchlief den Raum, doch der Märchenerzähler hatte bereits seinen Abgang geplant.
    »Und jetzt danke ich Ihnen, dass Sie heute Vormittag

Weitere Kostenlose Bücher