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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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Aufstehen mit lächerlichen Anliegen, die nicht das Geringste mit den Aufgaben der Polizei zu tun hatten – tropfenden Wasserhähnen etwa oder unaufhörlichem Hundegebell in der Nachbarschaft. Wenn man bedachte, dass der Steuerzahler für all das …
    »911, guten Tag. Bitte legen Sie nicht auf. Der nächste freie Mitarbeiter wird Ihren Anruf … krrr …«
    Zu früh gefreut. Während er weitereilte – inzwischen war es bereits der fünfhundertsiebenundsiebzigste Schritt – wurde das Signal immer schwächer. Er konnte die Bandansage der Warteschleife kaum noch hören. Bald darauf folgten zwei Treppen, die zum Bahnsteig der Linie 6 hinabführten, der grünen, die ihn wie gewöhnlich nach Uptown bringen würde, zur 110. Straße.
    Dann brach die Verbindung ab. Mit matter Geste beschloss John, sich wieder seiner beruhigenden Gewohnheit zuzuwenden und ließ den braunen Umschlag in den etwa zwanzig Meter von der Treppe entfernten Abfallbehälter fallen. Die beiden Blätter behielt er in der Hand.
    Nun waren es weniger als dreißig Schritte bis zu seinem Orientierungspunkt, einem kleinen, gelben Farbfleck auf dem Bahnsteig, genau vor dem sechsten Pfeiler, einem Überbleibsel der letzten großen Verschönerungsaktion an der Station, die zwanzig Jahre zurücklag.
    Von dort aus waren es nur noch zwanzig Schritte. Die grellen Scheinwerfer eines Zugs der Linie 6 näherten sich bereits durch den Tunnel am anderen Ende des Bahnsteigs. Bald würde das Gedränge einsetzen und sein Arbeitstag beginnen. Auf eine Viertelstunde Ruckelei würden zweihundertachtundfünfzig Schritte bis zum Gebäude seiner Firma folgen. Acht Stockwerke mit dem Aufzug. Dann siebenundvierzig Schritte bis zu seinem Büro. Nichts beruhigte ihn so sehr wie Zahlen.
    Den richtigen Abstand einhalten. Immer den richtigen Abstand, Johnny.
    Als Nächstes hörte er ein Klicken und dann ein vertrautes Knacken, wie von einer Glaswand, die in Stücke geht: den Fenstern des Zuges, der einfuhr und genau vor ihm stehen blieb.
    Ohne es zu wissen, befand sich Sam in diesem Augenblick rund hundertfünfzig Schritt von John Artwood entfernt. Der Polizeibeamte stürmte gerade die breite Treppe zum U-Bahnhof Union Square hinab, als eine ohrenbetäubende Detonation die ganze Anlage erschütterte. Der Asphaltboden schwankte wie bei einem Erdbeben an der Westküste. Die Druckwelle schleuderte Sam zu Boden und fegte ihn bis zu den Drehkreuzen vor dem Bahnsteig, als wäre er nicht schwerer als eine Papiertüte. Dort blieb er inmitten anderer regloser Körper und miteinander verklebter Abfälle, von Glassplittern bedeckt, liegen. Sam spürte, wie ihm Blut über die Stirn lief. Auf den Donnerschlag folgte ein Grollen, dann ein Unheil verkündendes Krachen und Bersten. Die Katastrophe war noch nicht vorüber, so viel stand fest.
    Ringsum ertönten Schreie. Durch die aufsteigenden Rauchschwaden sah man ein gähnendes Loch im Boden, das den Blick in die darunterliegende Ebene freigab. Wasserfontänen behinderten die Sicht auf das trostlose Bild. Überall herrschte Panik. Die Halle, in der die beiden Hauptgänge zusammentrafen und von der aus in regelmäßigen Abständen Abgänge wie in den gefliesten Boden geschlagene Schneisen zu den Bahnsteigen hinabführten, war nicht wiederzuerkennen. Sams Augen und Kehle brannten, und in seinen Ohren dröhnte es, als ob unmittelbar neben ihm Sirenen heulten.
    Ein Stück weiter war eine Treppe eingestürzt und hatte die Menschen, die sich darauf befunden hatten, mit sich gerissen. Aus dem rauchenden Abgrund stieg ein entsetzliches Stöhnen empor, die Luft zitterte noch immer von der ungeheuren Druckwelle. Sam war zwar kein Experte auf diesem Gebiet, aber alles wies darauf hin, dass die Detonation weiter unten, in der Tiefe des Bahnhofs stattgefunden hatte, buchstäblich im Bauch der Stadt.
    Erst jetzt rappelte er sich auf und hielt sich mehr schlecht als recht auf den Beinen. Er lebte.
    Jedenfalls vorerst. Er spürte nicht, wie er nach hinten kippte, leicht und zerbrechlich, als hätte ihn der Atemhauch eines Ungeheuers umgeweht.

NEUN STUNDEN FRÜHER … 4 UHR 25 – LONDON FLUGHAFEN HEATHROW
    Einer Studie des Gallup-Instituts aus dem Jahr 2009 zufolge, hatte sich die Medienberichterstattung über die terroristische Bedrohung im Allgemeinen und die Sicherheit im Luftverkehr im Besonderen seit 2001 verdreifacht. Weltweit erschienen im Schnitt 2257 entsprechende Beiträge pro Tag. Mehr als über wichtige Sportereignisse oder prominente Künstler. Und

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