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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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höllisch weh.
    Beim ersten Versuch kam ich etwa eineinhalb Meter weit, bevor ich abglitt und zurück im Wasser landete. Ich gönnte mir keine Pause und kletterte sofort wieder hinauf.
    Ich werde dein Baby töten, einfach weil ich es kann.
    Ich schaffte drei Meter. Dachte ich zumindest; diese pechschwarze Finsternis täuschte einen leicht. Dann griff ich ins Leere, tastete verzweifelt herum, fand noch einmal Halt, ehe ich endgültig abrutschte. Ich krachte mit dem Kinn gegen den Stein, und das Blut lief mir warm die Brust herunter.
    Das kalte Wasser weckte meine Lebensgeister aufs Neue. Ich begann wieder zu klettern. Und stürzte wieder ab. Ich versuchte es weiter, und jetzt erkannte ich einige der Steine schon daran, wie sie sich anfühlten. Nach einer halben Stunde der Schmerzen und der Anstrengung spürte ich endlich den glatten Rand am Ende des Schachts.
    Ich zog mich hinauf und lag ausgepumpt da, meine Rippen brannten wie Feuer, während der Rest meines Körpers vor Kälte zitterte. Ich tastete nach der Wand. Als ich sie gefunden hatte, suchte ich die Steintür.
    Sie war verriegelt, und über dem Schloss war eine glatte Metallplatte angebracht. Es ließ sich von dieser Seite nicht öffnen. Ich hatte nichts, um die Tür aufzubrechen, und in der Dunkelheit konnte ich absolut nichts sehen. Yasmin hatte mir die Taschenlampe abgenommen, als sie mich durchsuchte.
    Ich bin in meinem eigenen Grab.
    Der Gedanke war niederschmetternd. Es würde jemand kommen. Aber wie lange würde es dauern? Wie viele Tage? Vielleicht würde es nie passieren. Wusste denn überhaupt noch irgendwer, dass es diese unterirdische Anlage gab?
    Ich werde dein Baby töten. Einfach weil ich es kann. Und die Kinder auf dem Computer – sie mussten auch zu Edwards abartigem Plan gehören.
    Ich tastete mich zum Rand des Schachts zurück. Ich hörte Wasser fließen. Der Fluss würde von hier aus irgendwo an die Oberfläche kommen, aber ich konnte nicht wissen, welche Krümmungen und Biegungen er auf dem Weg dahin machte.
    Wie viele Minuten kannst du die Luft anhalten? Wie lange?
    »Lang genug«, sagte ich in die Dunkelheit. »Lang genug.«
    Ich schob die Beine über den Schacht. Nicht oft in meinem Leben hatte mich etwas eine solche Überwindung gekostet. Ich wollte nicht wieder hinunter in die pechschwarze Finsternis. Es hatte so lange gedauert, heraufzuklettern. Ich konnte doch einfach warten. Mich hinsetzen, warten und hoffen, dass mich jemand fand.
    Ich dachte an Daniel.
    Er braucht mich.
    Es war eine eigenartige Sache, gebraucht zu werden. Ich hatte es lange nicht mehr gespürt. Lucy hatte mir das Gefühl gegeben, mich zu brauchen, aber das war eine einzige Lüge gewesen. Meine Eltern hatten mich nicht mehr gebraucht, seit Danny gestorben war. Sie nahmen es mir übel, dass ich überlebt hatte und er nicht. Doch Daniel brauchte mich, auch wenn er es noch nicht einmal wusste.
    Mit diesem Gedanken stürzte ich mich hinunter in die Dunkelheit.

89
    Ich tauchte ins Wasser ein. Yasmins Leiche war fort. Ich spürte das Ziehen der Strömung unter dem Schacht.
    Der Fluss hatte sie verschluckt.
    Mit langsamen, tiefen Atemzügen füllte ich meinen Körper mit Sauerstoff. Ich verdrängte meine Angst vor dem Wasser in den hintersten Winkel meines Gehirns.
    Dann tauchte ich hinunter. Das kalte Wasser fühlte sich an, als würde der Tod seine Hand nach mir ausstrecken. Ich blieb nahe beim Dach der Höhle, die zum Schacht führte; es war glatter Stein, abgeschliffen von der unermüdlichen Arbeit des Flusses. Die Strömung trug mich vorwärts. Ich schrammte am Fels entlang, und meine Rippen brannten.
    Zehn Sekunden in der Tiefe.
    Kein Schmerz, keine Angst, nur weiter. Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten und stromlinienförmig wie ein Torpedo durchs Wasser zu gleiten. Die Finsternis war so vollkommen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Mit kräftigen Beinstößen schwamm ich weiter, die Hände nach vorne gestreckt, um mich vor eventuellen Hindernissen zu schützen. Immer wieder sagte ich mir, ich hätte alle Zeit der Welt.
    Fünfzig Sekunden. Schätzte ich zumindest. Meine Lungen begannen zu glühen. Am Rande meines Bewusstseins kam ein erster Anflug von Panik auf.
    Da sah ich schwaches Licht zu meiner Linken und schwamm sofort mit aller Kraft darauf zu. Das Licht wurde heller. Ich legte meine ganze Energie in meine Beinstöße und Armzüge, um durch die Strömung zu dem unerwarteten Lichtschein zu gelangen. Ich sah einen Steinkreis, schwach erhellt von dem

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