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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Licht, das von oben herabfiel. Es sah aus wie der Schacht, aus dem ich kam. Ich unterdrückte den Drang, die verbrauchte Luft aus den Lungen zu lassen. Immer höher stieg ich in dem engen Schacht.
    Und tauchte explosionsartig aus dem Wasser auf.
    Ich nahm lange keuchende Atemzüge. Da war ein rostig braunes Gitter einen halben Meter über meinem Kopf. Immer noch saugte ich gierig Luft ein. Ich versuchte das Gitter aufzustoßen. Es war mit schweren Eisenschrauben befestigt. Der Weg durch den Schacht in den Tunnelkomplex hinauf war mir versperrt.
    Das Rauschen des Wassers musste das Strömungsgeräusch sein, das ich gehört hatte, als ich von den Pferdeställen in den Tunnel hinunterstieg. Ich versuchte noch einmal, das Gitter aus dem Stein zu reißen, doch mir wurde klar, dass ich nur wertvolle Kraft vergeudete.
    Ich wollte so gern hierbleiben, wo es heller war und wo ich Luft bekam, doch ich konnte nicht. Mein Kind brauchte mich. Mila brauchte mich. Hatte Edward sie getötet? Ich glaubte es nicht; er wollte bestimmt wissen, für wen sie arbeitete.
    Ich musste zurück in die Finsternis.
    Ich nahm noch ein paar tiefe Atemzüge und schaute hinauf in den steinernen Schacht, wie ein Baby, das jenseits des Geburtskanals das Licht einer fernen Welt aufleuchten sah. Ich pumpte meinen Körper mit Luft voll und tauchte wieder hinab.
    Der kalte Strom trug mich mit sich fort. Ich spürte, dass die Decke über mir sich nach unten neigte. Es ging abwärts, noch weiter weg von der Welt über mir und der kostbaren Luft. Nur keine Panik. Egal, was du tust – keine Panik.
    Ich bekämpfte den Drang, zum Schacht zurückzukehren. Dann spürte ich den Stein nicht mehr nur über mir, sondern auch unter mir. Der Tunnel hatte sich zu einem Grab verengt. Ich versuchte umzukehren und geriet in Panik, die Luftblasen explodierten aus mir heraus, doch das Wasser trieb mich vorwärts zwischen die steinernen Kiefer.
    Hilflos schrammte ich an dem schwarzen Stein entlang. Ich sah meine Mutter, meinen Vater. Meinen Bruder, der in die Kamera blickte und stumm um sein Leben flehte. Ich würde bei Danny sein. Bei meinem Kind. Bei Lucy. Ich wollte nicht, dass mein letzter Gedanke Lucy war, und dachte wieder an meinen Bruder, daran, wie er mit seiner starken Hand die meine hielt.
    Dann drückte mich kein Stein mehr. Über mir war Licht, aber tausend Meilen entfernt. Mit verzweifelten Beinstößen versuchte ich nach oben zu kommen. Meine Muskeln holten das Letzte aus sich heraus. Dann stieß mein Kopf aus dem Wasser hervor. Ich keuchte und rang nach Luft, und schließlich kotzte ich ins Wasser. Ich war im Fluss, unter der strahlenden Sonne, lebendig.
    Über mir hörte ich ein Brummen. Ein Flugzeug. Ich erinnerte mich an den Privatflugplatz, den ich auf der Karte gesehen hatte. Wie ich so in dem kalten grauen Wasser des Flusses lag, blickte ich hinauf und sah Zaids Learjet.
    Edward war weg.

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    Ich lag am Ufer, bis ich wieder genug Kraft hatte, um aufzustehen. Als Erstes ging ich zu den Ställen. Die Sicherheitsleute waren weg, entweder im Krankenhaus, so nahm ich an, oder im Haus. Ich stieg noch einmal in die Tunnelanlage hinunter.
    Doch Edward war kein Risiko eingegangen: Die Festplatten waren alle weg, auch die eigenartigen Laufwerke für die Chips, und die Chips fehlten ebenfalls.
    Ich sah in meinem Schuh nach. Der Chip, den ich mitgenommen hatte, war noch da.
    Edward hatte einen Chip in die Waffe gesteckt, bevor er Yasmin erschoss. Also mussten die Chips irgendwie zusammen mit den Waffen funktionieren. Die bizarre Pistole, die Yasmin getroffen hatte, obwohl sie auf mich gerichtet war. Die Waffe mit dem gleichen eigenartigen Gitterstück wie die Bombe, die den Geldzaren getötet hatte.
    Ich stieg in den Lieferwagen und fuhr zu dem leeren Flugzeughangar. Keine Spur von Mila.
    Er hatte Mila mitgenommen, weil er wissen wollte, wer hinter ihm her war.
    Dann fuhr ich zum Fluss hinunter, vorbei an der Stelle, wo ich herausgekommen war, bis ich nach einem knappen Kilometer Yasmins Leiche fand. Ich watete ins Wasser, zog sie aus dem Schilf und trug sie zum Pick-up. Ich war nicht gerade scharf darauf, ohne Führerschein in einem gestohlenen Wagen mit einer Leiche auf der Ladefläche nach London zu fahren. Aber ich konnte sie nicht einfach hier liegen lassen.
    Die Waffe, die Yasmin getötet hatte, war etwas völlig Neuartiges. Ich wollte die Kugeln sehen.

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    In der Adrenaline-Bar dröhnte laute Gitarrenmusik zu einer Stimme, von der man nicht hätte sagen

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