Todeslauf: Thriller (German Edition)
eingesperrt. Er hatte den anderen gesagt, sie habe Angst vor engen, geschlossenen Räumen, und ihre Klaustrophobie hatte ihm bei ihrer Umformung geholfen. Wie gut, dass er sich angewöhnt hatte, möglichst viele Informationen zu sammeln. Er schloss die Tür auf und öffnete sie vorsichtig.
Sie lag zusammengerollt in der Dunkelheit und hielt sich zitternd den Bauch. Obwohl es nicht kalt hier drin war, zitterte sie trotzdem. Sie starrte ihn an, wich aber nicht zurück. Sie lag einfach nur da und wartete ab, was er tun würde.
»Heute ist ein wichtiger Tag«, sagte er. Er drückte ihr nicht die Beine auseinander und zog ihr nicht die Jogginghose herunter, die sie auf seinen Wunsch trug. Er schrie ihr auch nicht ins Gesicht, wie verwerflich und schlecht alles in ihrem früheren Leben gewesen sei und dass sie jetzt gegen das widerwärtige Unrecht kämpfen würden, das sie und ihr Vater begangen hätten. Er spielte ihr keine Videos mit all den verbrannten und erschossenen Menschen vor, die das Ergebnis dessen waren, was ihr Vater in seinem Unternehmen entwickelte. Die anderen liebten seine Predigten; sie lehnten sich gegen die Tür und hörten zu, wenn er dem Mädchen ins Gewissen redete. Er hatte ein Buch darüber gelesen, wie die Symbionese Liberation Army es geschafft hatte, Patty Hearst auf ihre Seite zu ziehen. Es standen viele wertvolle Hinweise darin, Tipps, um eine Frau zu einem willenlosen Werkzeug zu machen. Bis jetzt hatte sein Ansatz Früchte getragen; nach einigen hundert Stunden gezielter Folter war die Frau still und gefügig, ein Paradebeispiel eines eingeschüchterten Opfers. Leiden machte stark, und Edward musste sich darauf verlassen können, dass sie stark war. »Was willst du mir sagen?«
Sie blickte zur Tür hinüber.
»Sie sind nicht draußen«, sagte er. »Wir sind allein, nur du und ich.« Er lächelte, um ihr ein klein wenig von ihrer Angst zu nehmen. »Du kannst heute die Zahnbürste benutzen, auch die Toilette. Und dann werden wir einen Spaziergang machen.«
»Einen Spaziergang?«
»Ja. Ich habe einen Auftrag für dich, einen sehr wichtigen Auftrag.«
Edward half ihr auf die Beine und geleitete sie in das kleine Badezimmer. Sie stank nach Schweiß; sie würde duschen müssen, bevor sie hinausgehen konnte. Es war wichtig, dass sie nicht auffiel und sich niemand an sie erinnerte. Er öffnete die Tür und sagte ihr, sie solle sich waschen. Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
Er ging hinunter in sein Schlafzimmer, wo er neue Kleider für sie hatte: eine unauffällige Hose, ein blaues Halstuch, das sie – wenn nötig – über den Mund ziehen konnte, um ihr Gesicht zu verdecken, und einen grauen Pullover. Sie würde praktisch unsichtbar sein. Er kam heraus und blickte in die Küche hinüber. Demi stand stirnrunzelnd an der Spüle.
»Was ist los?«, fragte er.
»Piet ist hinaufgegangen«, antwortete Demi. »Er hat gesagt, dass du die Frau falsch behandelst. Dass du nicht weißt, wie man sie wirklich bricht. Und dass er es tun wird.«
Edward drehte sich um und rannte die Treppe hinauf. Er wollte die Badezimmertür aufreißen, doch sie war verschlossen. Er trat sie ein und sah Piet, wie er sie über das Waschbecken drückte und sich die Hose herunterzog. Er hielt ein altes japanisches Kurzschwert in der Hand, ein Wakizashi, und strich mit der scharfen Klinge spielerisch über den Rücken der Frau. Sie zitterte schweigend. Sie war längst nicht mehr fähig, um Hilfe zu rufen.
Edward zog seine Pistole und setzte sie Piet ins Genick. »Tut mir leid«, sagte er. »Das ist mein Forschungsprojekt.«
»Sie muss richtig gebrochen werden«, erwiderte Piet. »Und es ist nicht fair, dass du allein den ganzen Spaß hast.«
Edwards Hand zitterte. »Zieh die Hose hoch und geh nach unten. Sie hat heute einen Auftrag zu erledigen. Etwas Wichtiges. Da willst du sie vorher traumatisieren?«
»Wenn man sie richtig bricht, dann gibt es nichts mehr, was sie traumatisieren kann, und darum geht es. Dass sie nichts mehr spürt.« Er sah Edward im Spiegel an. »Welchen Auftrag soll sie denn erledigen?«, fragte er.
»Einen Auftrag, für den sie die besten Voraussetzungen hat.« Edward bezähmte den Drang, abzudrücken und Piets Gehirn gegen die Badezimmerwand zu pusten. Er wedelte drohend mit dem Finger. »Wenn du sie noch einmal anrührst, dann ist ihre Haut das Letzte, was du spüren wirst.«
»Warum willst du die Kleine nicht mit uns teilen?«
Edward gefiel das Glitzern in Piets Augen gar nicht. Piet war zwar
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