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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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werde die ganze Zeit bei dir sein. Was wir heute vorhaben, das kannst nur du ausführen. Du solltest stolz sein, dass wir das Schlechte, das du früher gemacht hast, heute für etwas Gutes einsetzen.«
    Sie nickte wieder.
    »Wir gehen jetzt zu einem Ort, wo viele Leute sein werden, Yasmin«, erklärte Edward. »Alles unsere Feinde.«
    »Unsere Feinde«, sprach sie ihm nach.
    »Wir gehen zum Bahnhof«, fuhr Edward fort und streckte die Hand aus. Er spürte die Blicke von Piet und Demi, als er ihre Hand in die seine legte. Sie waren für ihn wie ein Publikum in einem verdunkelten Theater. Und dann drückte er Yasmins Finger zusammen.
    Ein leises Stöhnen entwich ihrem Mund.
    »Ich habe nicht gesagt, dass du ein Geräusch machen darfst«, sagte Edward und drückte fester zu.
    Sie verstummte. Er verstärkte den Druck noch mehr. »Jetzt darfst du sprechen.«
    »Wann gehen wir?«, keuchte Yasmin. Aber das Beste war, dass sie nicht versuchte, ihre Hand zurückzuziehen. Sie war gebrochen.
    Hinter ihm lachte Piet.
    Edward lockerte seinen Griff und verschränkte ihre Finger mit seinen.
    »Gleich. Wenn du tust, was ich dir sage, dann musst du nicht mehr zurück in den Wandschrank. Du darfst draußen bleiben. Den ganzen Tag. Und heute Nacht darfst du in einem Bett schlafen, Yasmin. Mit mir. Wie Mann und Frau.«
    Ihre Lippen bewegten sich, so als wollten irgendwelche Worte aus ihr hervorsprudeln, doch sie blieb stumm.
    Edward beugte sich mit den Lippen an ihr Ohr. »Wirst du tun, was ich dir sage, Yasmin?« Er kannte die Antwort bereits.
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich werde tun, was du sagst.« Einen Moment lang sah er die starke Frau in ihr, die sie gewesen war, vor den Qualen, die sie in dem engen Wandschrank durchlitten hatte, und dann war die ganze Entschlossenheit wieder verschwunden, als sie Piet und Demi anblickte. Jetzt zeigte sie den anderen, dass sie gebrochen und hoffnungslos war und dass sie nichts anderes wollte als die nächste Stunde zu überleben. So wie er es geplant hatte. Angst. Er hatte sie in den Augen der Männer gesehen, die er in Ungarn getötet hatte, und in Sam Capras blinder Panik, als er versucht hatte, seine Frau in dem Rauch und dem Chaos auf den Londoner Straßen nicht zu verlieren.
    Auf die Angst war immer Verlass.
    Er ließ ihre Hand los. »Heute ändert sich alles für dich, Yasmin. Heute bist du der wichtigste Mensch von uns allen.«
    Edward lächelte. Heute würde es viel, viel besser laufen als zuvor in London.

17
    Diesen Samstag hatte ich frei. Ich hatte meine freien Tage bisher immer zu Hause verbracht, ich sah fern oder las Bücher, die den Verstand schärften. Hinaus ging ich nur zum Joggen oder um die Bibliothek aufzusuchen.
    In der Bibliothek blätterte ich oft eine Stunde in Büchern und suchte mir solche aus, die keinen Verdacht wecken würden (keine Sachbücher, nichts über die Company; meist entschied ich mich für historische Romane). Manchmal setzte ich mich an den Computer und suchte im Internet nach Spuren von Lucy. Es war mir bewusst, dass Howell den Internetanschluss der Bibliothek überwachen würde, weil das meine einzige Möglichkeit war, ins Web zu gelangen. Lucys Name brachte nie irgendwelche neuen Informationen zutage. Ich besuchte ihre Facebook-Seite und betrachtete die wenigen Bilder – unsere ersten Weihnachten in London, Lucy am Strand während eines verlängerten Wochenendes auf Mallorca, wir beide an einem strahlenden Sommermorgen bei einer Tasse Kaffee im Kensington Park. Ich besaß keine Fotos von ihr; die Company hatte alles an sich genommen, als Beweismaterial.
    Auf manchen Bildern lächelte sie, auf anderen hatte sie den konzentrierten ernsten Gesichtsausdruck, der mir so vertraut war. Ich starrte die alten Fotos an, suchte nach irgendeinem Anzeichen, dass sie zur Verräterin geworden sein könnte. Als ließe sich so etwas vom Gesicht ablesen. Sie hatte keine Fotos mehr hineingestellt, seit sie schwanger war; die meisten ihrer Facebook-Freundinnen kannte sie aus ihrer College-Zeit in Arizona, und ihre Postings blieben unbeantwortet.
    Es war also keine Überraschung für meine Beschatter, dass ich an diesem Samstagmittag kurz bei Ollie reinschaute und danach in die Bibliothek ging. Ich gab meine ungelesenen Romane zurück und lächelte die Bibliothekarin hinter dem Schreibtisch an, die mich jedoch ignorierte, weil sie gerade telefonierte. Fünf Minuten lang ging ich zwischen den Regalen hin und her, um mir einen Überblick darüber zu verschaffen, wo sich die

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