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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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schlafen.«
    »Sie denken sich doch nicht etwa eine neue Fluchtmöglichkeit aus?«
    »Nein. Es ist einfach nur stinknormale Schlafl osigkeit — das kommt öfter vor bei Leuten, die man fälschlich als Verräter beschuldigt. Ich werde mir ein Schlafmittel besorgen.« Irgendwie gelang es mir, meine Stimme ganz ruhig klingen zu lassen.
    »Sie sind angespannt.«
    »Dass Sie mitten in der Nacht hier aufkreuzen, zeigt mir wieder mal, dass ich im Grunde immer noch Ihr Gefangener bin. Und da wundern Sie sich, wenn ich angespannt bin?« Ich schüttelte den Kopf. »Also wirklich, ich kann’s nicht glauben, dass Sie mitten in der Nacht aufstehen, um mich zu kontrollieren.«
    »Sie sind mir eben nicht egal, Sam. Ich weiß, Sie reden sich ein, dass die ganze Welt Ihr Feind ist, aber ich bin’s nicht.«
    Ich hätte ihm gern geglaubt. Ich hätte ihm das Handy des Eindringlings geben können, ich hätte ihm seine Tätowierung zeigen und ihm sagen können: Sie haben mich gefragt, ob ich schon mal von Novem Soles gehört habe – jetzt habe ich. Ich hätte ihm einen Gefallen tun können. Aber Howell und seine Kollegen hatten so lange das Schlimmste von mir gedacht, dass ich keinen Grund hatte, ihnen noch zu trauen. Außerdem glaubte derjenige, der den Killer geschickt hatte, ich sei tot. Diesen kleinen Vorteil musste ich nutzen.
    Ich musste handeln. Schnell.
    »Okay, wenn alles in Ordnung ist«, sagte Howell.
    »Ja, alles bestens, danke.« Ich sah ihn nicht an. Mir fiel gerade ein, dass man an meinem Hals oder im Gesicht vielleicht Spuren vom Angriff des Killers sah. Ich hatte noch nicht in den Spiegel gesehen. »Ich glaube, jetzt kann ich schlafen. Ich meine, wo ich jetzt weiß, dass Ihr Team auf mich aufpasst. Die sind besser als ein Nachtlicht.«
    Er schüttelte den Kopf über meinen Sarkasmus.
    Wenn sie jeden registrierten, der das Haus betrat, dann würde ihnen irgendwann auffallen, dass der dunkel gekleidete Typ nicht mehr herauskam. Das würde Fragen aufwerfen. Mir blieb wenig Zeit. Ich erwiderte Howells Blick.
    Er sah mich an und versuchte zu lächeln, doch es wollte ihm schlecht gelingen. »Ich weiß, das alles ist nicht einfach. Haben Sie ein bisschen Geduld, Sam. Die Wahrheit wird irgendwann ans Licht kommen.«
    »Das glaube ich auch, Howell. Schließlich zählt das Ergebnis.« Das Ergebnis dieser Nacht lag in der Badewanne. Und ich lächelte zögernd, wie jemand, der einen Job möchte und sich fragt, ob das Vorstellungsgespräch gut gelaufen ist.
    Als Howell fort war, ging ich zurück ins Badezimmer und sah den Toten an. Mit dem Handy konnte ich nichts mehr anfangen, also nahm ich es auseinander. Derjenige, der den Killer auf mich angesetzt hatte, sollte nicht den geringsten Verdacht schöpfen. Ich ging zu einer der Wohnungen im Haus, die renoviert wurden, und brach das Schloss auf. Dann schleppte ich den Toten hinüber und legte ihn dort in die Badewanne. Ich drehte die Klimaanlage voll auf. Die Leiche würde am nächsten Tag anfangen zu stinken, doch morgen war Samstag, und weil am Wochenende die Renovierungsarbeiten nicht weitergingen, um die Mieter nicht zu stören, würden, wenn ich Glück hatte, zwei volle Tage vergehen, bis die Leiche entdeckt wurde. Bis dahin musste ich längst weg sein.
    Ich steckte die Teile des Handys in eine Plastiktüte, die ich wegwerfen konnte, wenn ich die Wohnung verließ. Die Company sollte das Telefon nicht finden; ich wollte ihnen keine Spuren hinterlassen.
    Als ich mich ins Bett legte, dachte ich, dass ich nie mehr würde schlafen können, nachdem ich jemanden getötet hatte. Aber ich schlief so tief und fest, wie man es tut, wenn man eine schwere Entscheidung getroffen hat.

15
    Die zündende Idee kam mir, als ich mich daran erinnerte, wie Ollie sich einmal über eine unvollständige Whiskylieferung beklagt hatte. Ich dachte an die abertausend Container mit feinem Whisky, die jedes Jahr aus Irland und Schottland kommen, und die Unmengen von Frachtgütern, die weltweit auf den Meeren transportiert werden – zweihundert Millionen Container jedes Jahr. In diese stählernen Särge von zwanzig Fuß oder vierzig Fuß Länge kann man alles Mögliche hineinpacken, von Whisky über Schuhe und Computer bis zu tiefgefrorenem Fleisch. Auch mich.
    Viele Frachtschiffe fassen sechstausend Container oder mehr. Und nur ganz wenige werden je auf Schmuggelware kontrolliert. In größeren Häfen treffen täglich an die dreißigtausend Container ein, die dann mit der Bahn oder mit Trucks

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