Todeslauf: Thriller (German Edition)
nützlich, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Das Problem mit ihm war, dass er Ärger machen konnte, und es durfte gerade jetzt keinen Ärger geben. Nicht so kurz vor dem Ziel. »Weil ich es nicht muss«, sagte er.
Piet nahm das kurze Schwert vom Rücken der Frau und ging hinaus, während Edward die Pistole weiter auf ihn richtete. Piet drehte sich noch einmal um und lächelte die junge Frau an, die den Blick abwandte und ihre Nacktheit bedeckte. Edward schloss die Tür hinter Piet.
Die Frau zitterte stärker als vorhin, und Edward legte ihr schützend den Arm um die Schultern. »Hat er? Hat er?« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
Sie schüttelte den Kopf. Er begutachtete ihren Rücken; ein Kratzer, aber das Wakizashi-Schwert, Piets ganzer Stolz, hatte keine bleibenden Spuren hinterlassen.
»Er will dich, weil du mir so wichtig bist«, sagte Edward.
»Du bist nicht immer da«, gab sie leise zurück.
»Ich bin überall. Immer«, entgegnete er mit kalter Stimme. »Ich bin sogar hier drin.« Er tippte auf ihre Stirn. »Jetzt wasch dich erst mal.«
Er ging nach unten. Piet saß allein in der Küche. Die Leute schienen immer zu flüchten, wenn Piet einen Raum betrat. Edward fand es an der Zeit, sich ein Druckmittel gegenüber Piet zu verschaffen, damit er keinen Ärger mehr machte.
»Du bist ganz schön unternehmungslustig, das bringt mich auf eine Idee«, meinte Edward. »Komm doch mit, wenn wir die Sache heute erledigen. Du wolltest ja wissen, was ich vorhabe.«
»Wo gehst du denn hin?«, fragte Piet, nun ein wenig nervös. Edward lächelte.
»Zur Centraal Station.« Es war Amsterdams Hauptbahnhof im Norden der Stadt.
»Lässt du sie frei?«, fragte Piet. Demi, eine dünne blonde Holländerin, kehrte zurück in die Küche und verschränkte die Arme.
»Red keinen Unsinn; sie will nicht weg von mir. Du kommst mit uns. Du auch, Demi. Und vergiss die Kamera nicht. Wir müssen das Ganze filmen.«
Piet schien sich unwohl zu fühlen.
»Ich will dich dabeihaben«, beharrte Edward. »Weil ich dir vertraue. Und wenn du da bist, wird sie alles tun, was ich ihr sage.« Piets Anwesenheit würde sie tatsächlich motivieren, alles zu tun, was notwendig war. Und dann hatte er Piet in der Hand.
Die Frau stieg langsam die Treppe herunter. Sie blickte sich unsicher um, ihre Hände zitterten. Sie war noch nie allein außerhalb des Wandschranks gewesen, seit sie sie vor drei Wochen in das Haus gebracht hatten. Aber sie war heruntergekommen, so wie er es ihr befohlen hatte, dachte Edward und lächelte Piet zu. Die Strategie, die er vom Fall Patty Hearst übernommen hatte, funktionierte. Es ging darum, sie einerseits zu brechen und ihr andererseits ein winziges bisschen Hoffnung zu lassen.
Ihr Blick ging kurz zu Piet hinüber, und ihr Mund zitterte. »Muss ich weg?«, fragte sie Edward.
»Natürlich nicht, Yasmin. Du gehörst zu uns und wir zu dir.«
»Ja«, sagte sie mit schwacher Stimme. Während der ersten beiden Tage hatte sie sich verzweifelt gewehrt. Dieser Widerstand war nur noch eine ferne Erinnerung, wenn man heute ihr Gesicht betrachtete.
»Heute geht es um deinen Vater«, erklärte Edward. »Für dich ist er gestorben, nicht wahr, Yasmin?«
»Ja«, antwortete sie nach längerem Schweigen. »Für mich ist er gestorben.«
»Er ist ein schlechter Mensch, Yasmin. Deine alte Welt war sehr schlecht, nicht wahr? Wir haben dich vor dem Bösen gerettet. Und wir tun Gutes.«
»Er ist ein schlechter Mensch. Er muss bezahlen für das, was er getan hat«, sagte sie, nun mit mehr Kraft in der Stimme. »Er ist schlecht. Wie du gesagt hast. Sehr schlecht.«
Edward warf Piet und Demi einen triumphierenden Blick zu. Dann sah er Yasmin lächelnd an. »Du bedeutest ihm nichts, aber uns bedeutest du sehr viel. Oh ja, das stimmt. Das hier ist jetzt dein Zuhause. Wir sind deine Familie. Für immer.«
Sie sagte nichts.
»Wir machen jetzt einen Spaziergang, Yasmin, hinaus ins Freie. Du wirst brav sein, nicht wahr, Yasmin? Sonst muss ich dich wieder im Wandschrank einschließen, für eine Woche oder einen Monat, vielleicht ein ganzes Jahr. Ich müsste dich für lange Zeit dort besuchen und mit dir spielen, mit meinem kleinen Messer. Vielleicht würde dich Piet auch besuchen.« Er strich ihr mit dem Finger übers Kinn. Sie starrte an seiner Schulter vorbei auf Piet.
Dann nickte sie. Sie rieb sich den Arm, und er sah die Spuren der Nadelstiche von den Drogen, die er ihr gespritzt hatte.
»Du brauchst keine Angst zu haben. Ich
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