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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Sie?«
    »Klar. Aber es wäre für Sie ja überhaupt kein Problem.« Dann legte ich noch ein Argument nach. »Wie Sie gesagt haben, es wär besser, die würden die Hemden hier machen. Dann würde ich leicht einen Job hier zu Hause finden. Heute muss man halt nehmen, was man kriegt.« Ich hatte mir vorher schon etwas Kleingeld zum Bezahlen zurechtgelegt. Wenn man in eine Rolle schlüpft, darf man nicht unglaubwürdig erscheinen und muss auf jede Kleinigkeit achten. Die Kellnerin, die ein bisschen zugehört hatte, weil nicht mehr so viel los war, schenkte mir Kaffee nach, ohne dass ich etwas gesagt hatte.
    Der Trucker stellte den Kaffeebecher auf den Tisch und dachte über die Sache nach. Die meisten Leute sind im Grunde bereit zu helfen, wenn jemand in der Klemme steckt. »Also …«
    »Ich könnte ein bisschen Benzingeld beisteuern.«
    »Wie heißen Sie denn?«
    »Sam. Sam Capra.« Ich hatte keine falschen Papiere; es wäre sinnlos gewesen, zu lügen. Ich hatte jedoch meinen Führerschein, und den wollte er auch sehen.
    »Capra, so wie dieser Filmregisseur?«
    Ich lachte, als hätte ich die Frage noch nie gehört. »Sind leider nicht verwandt. Ist das Leben nicht schön? wirft sicher ganz nette Tantiemen ab.«
    »Ein guter Film«, sagte er, so als gäbe es doch eine Verbindung zum berühmteren Capra. »Sie leben in New York, sagen Sie. Warum sind Sie dann hier?«
    »Ich wollte mir einen Job in Albany suchen. Hat aber nicht geklappt.« Wirklich ein verzweifelter Fall.
    Er studierte den Führerschein noch einmal gründlich, wie ein dickes Buch. Dann gab er ihn mir zurück und trank seinen Kaffee aus.
    »Na ja, ist das Leben nicht schön, Sam Capra? Sie können mitfahren«, sagte er und lachte über seinen eigenen Scherz. Und ich lachte mit ihm.

18
    Ich war nun ein Teil des endlosen Stroms der Güter, die zum Hafen von New York und New Jersey gebracht wurden. Ich wollte einfach in dem Fluss mitschwimmen, in der Hoffnung, dass ich nicht irgendwo in einen Wirbel geriet, der meine Reise plötzlich unterbrach.
    Der Truck mit dem Flanellstoff erreichte den Hafen mit seinen Kontrollpunkten und Inspektionsgebäuden. Ich bedankte mich beim Fahrer, steckte ihm sein Bestechungsgeld zu (wir nannten es Benzingeld) und stieg aus.
    In einem so großen Hafen herrscht ein reger Betrieb. Die Leute konzentrieren sich ganz auf ihre Arbeit. Nachdem ich mich im Wal-Mart neu eingekleidet hatte, trug ich Jeans, ein Jeanshemd, Arbeitsschuhe und eine Baseballmütze. Ich trug keinen Rucksack, sondern zwei Seesäcke, auf die ich mit einem dicken Filzer jeweils Facilities geschrieben hatte. Alles in allem sah ich so aus, als käme ich direkt von einem Schiff oder aus einem Büro im Hafenkomplex. Ich hoffte, dass ich für die anderen unsichtbar war.
    Ich sah zu, wie Container auf Schiffe verladen wurden, zuerst in den Frachtraum, dann an Deck. Die Ladevorgänge gingen mit einer fast tänzerischen Anmut vor sich. Die Trucks schoben sich nach vorn, ihre Last wurde ihnen abgenommen, dann stellten sie sich woanders wieder an, um mit Gütern aus Europa und Afrika beladen zu werden oder mit Waren von amerikanischen Häfen im Süden, aus Charleston, Miami, New Orleans oder Houston.
    Ich kam an einer Reihe von Frachtschiffen vorbei. Es gab ein Zugangstor, an dem ein Sicherheitsmann stand, und ich schritt den Zaun entlang, bis das bewachte Tor nicht mehr zu sehen war.
    Rasch kletterte ich den Zaun hoch und sprang auf der anderen Seite hinunter. Niemand rief mir nach, um mich aufzuhalten.
    Ohne mich zu beeilen, ging ich an den Containertürmen vorbei. Ich musste mich entscheiden: entweder auf ein Schiff oder in einen Container. Wenn ich versuchte, auf ein Schiff zu gelangen und mich zu verstecken, würde ich es mit Leuten zu tun bekommen. Nicht gut. Es war natürlich auch riskant, in einen Container zu schlüpfen; es konnte mir passieren, dass ich in einer Ladung ganz unten landen würde und die Tür nicht aufbekam. Ich hatte Werkzeug in meinen Seesäcken, um ein Luftloch in die Wand zu schneiden, aber ich zog es vor, mir ein passendes Quartier für die nächsten zehn Tage auszusuchen.
    Niemand beachtete mich. Trotzdem schnürte es mir die Brust zu. Jederzeit konnte mich jemand aufhalten und fragen, wer ich sei. Wenn ich nur ein klein wenig verdächtig aussah, würde ich auffallen. Howell und seine Beschatter wussten sicher schon, dass ich mich aus dem Staub gemacht hatte. Es war schwer zu sagen, ob sie bereits eine Spur hatten.
    »Hey!«, rief eine

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