Todeslauf: Thriller (German Edition)
haben sie entführt, um zu erfahren, was sie weiß. Die Company arbeitet gerade daran, einigen großen internationalen Verbrecherringen das Handwerk zu legen, vor allem solchen mit Verbindungen zu Regierungsbehörden, egal ob befreundet oder nicht.«
Mila wartete.
»Lucy wäre wertvoll für diese kriminellen Netzwerke. Sie wusste alles über unsere Infrastruktur, unsere Computersysteme, unsere Möglichkeiten, Finanzdaten aufzuspüren. Sie wäre für diese Leute wertvoller als ich. Es erscheint mir nur logisch, dass sie es auf sie abgesehen hatten. Ich glaube, sie hat mich gewarnt, um mir das Leben zu retten.«
»Ja, sie ist bestimmt nützlich für diese Leute«, räumte Mila ein. »Und Sie sind für niemanden mehr nützlich, außer für mich.«
»Fragt sich nur, wie.«
»Ich könnte Ihnen die Freiheit geben, die Sie brauchen, um die Wahrheit herauszufinden.«
»Freiheit?«
»Zeit. Mittel. Es wird Ihnen schwerfallen, Ihre Frau und Ihr Kind zu suchen, wenn Sie Bier einschenken und noch dazu ständig überwacht werden. Und wenn die Company Sie jetzt erwischt?« Sie zuckte die Achseln. »Sie würden für den Rest Ihres Lebens im Gefängnis sitzen. Das Waterboarding war sicher nicht lustig. Ich habe die Bänder gesehen.«
»Ich werde nicht frei sein, solange sie hinter mir her sind. Und solange ich nicht weiß, was mit meiner Familie ist.«
»Sie wurden zu einem Soldaten für heikle Missionen gemacht; Sie haben für die Company verdeckte Ermittlungen durchgeführt, bei denen Ihre Feinde Sie zu Tode gefoltert hätten, wenn Sie aufgeflogen wären; Sie haben sich als Schmuggler und Auftragskiller ausgegeben; Sie waren eine Waffe für die Company, aber jetzt brauchen sie Sie nicht mehr, Sam. Wie lange haben Sie unter der Waterboarding-Folter durchgehalten? Eine Minute? Die meisten Leute schaffen es höchstens zwanzig Sekunden. Sie sind stark.«
»Wie kommt es, dass Sie nicht von der Company sind, aber die Bänder der Company kennen? Haben Sie sie auf YouTube gefunden?«
Mila lächelte. »Laut Ihrer Akte hat das Waterboarding nie stattgefunden. Laut Ihrer Akte gilt Ihre Frau als vermisst, und Sie haben Ihren Dienst bei der CIA quittiert. Da drin steht außerdem, dass Sie keine Feldeinsätze durchgeführt haben, sondern nur niedrigere Verwaltungsdienste geleistet hätten. Die haben Ihre ganze Geschichte umgeschrieben, um Sie unwichtig erscheinen zu lassen.«
»Es ist alles nie passiert, wie Howell immer sagt.«
»Wenn Lucy eine Verräterin war, könnte sie an die hundert Agenten in Europa verraten haben. Sie könnte diesen Leuten Geheimnisse im Austausch für Ihr Leben verraten haben. Vielleicht ließen die es deshalb zu, dass Lucy Sie rettete.«
Der Gedanke war niederschmetternd. »Bitte, sagen Sie nicht so etwas.«
»Sam. Ihre Qualitäten sind im Moment ungenutzt. Das ist eine Vergeudung. Sie sollten eingesetzt werden wie eine schlagkräftige Waffe.«
»Und wie wollen Sie mich einsetzen?«
»Ich will, dass Sie ein paar sehr gefährlichen Leuten nachstellen.«
Sie wollte mich also anheuern. Mila war zwar nicht von der Company, aber die Leute, die hinter ihr standen, mussten über ähnliche Möglichkeiten verfügen. Mila konnte sich Einblick in meine zweifellos streng geheime Akte verschaffen, sie konnte ein Schiff aufhalten und von einem bewaffneten Team durchkämmen lassen. »Ich biete Ihnen eine Chance, die Arbeit zu machen, für die man Sie ausgebildet hat, und Ihre Glaubwürdigkeit und Würde zurückzugewinnen.«
»Darüber mache ich mir keine Sorgen.«
»Oh, ich glaube doch. Die Company hat Sie monatelang für einen Massenmörder und Verräter gehalten. Jetzt sind Sie in ihren Augen nur noch ein Idiot, der sich von seiner Frau hat benutzen lassen.«
»Sie haben gesagt, sie hätten Beweise für meine Unschuld.«
»Der einzige Beweis in Ihrer Akte war, dass Sie nicht zusammengebrochen und immer bei Ihrer Geschichte geblieben sind. Howell hat sich dafür eingesetzt, Sie als Köder freizulassen. Er hat gemeint, wenn Lucy eine Verräterin sei, würde sie Sie eliminieren wollen, weil Sie eine ständige Bedrohung für sie wären. Aber wenn Lucy wirklich entführt worden wäre, dann wäre es kein großes Risiko, Sie freizulassen. Und falls Sie abhauen, würde man Sie schon finden.«
»Wenn Lucy meinen Tod wollte, dann hätte sie mich doch nicht gerettet.«
»Es sei denn, es war in dem Moment nützlich für sie, dass Sie überlebten«, entgegnete Mila. »Außerdem handeln Verräter nicht unbedingt rational.
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