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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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nett.«
    »Wenn alles vorbei ist, gehen wir zwei auf einen Drink. Aber nicht früher.«
    »Dann mache ich mich jetzt an die Arbeit«, sagte ich. Falls der Kerl mit der Narbe noch in Amsterdam war, trennten uns nur wenige Kilometer. Noch vor Kurzem hätte ich nicht zu hoffen gewagt, dass ich Lucy und meinem Sohn so schnell so nahe kommen könnte.
    Halt durch, Liebling, dachte ich, ich hol dich zurück.

28
    Es musste irgendeinen Weg geben, den Kerl mit der Narbe aufzutreiben.
    So viel wusste ich von ihm: Der Mann hatte zwei Bombenanschläge verübt, darunter einen in einem Hochsicherheitsgebäude der Company. Er hatte zwei Frauen entführt – eine erfolgreiche Wissenschaftlerin und meine Frau, eine Agentin der CIA. Er war immer unauffällig geblieben und hatte es geschafft, seine Identität geheim zu halten. Ich konnte mir vorstellen, dass er für den Geldzaren arbeitete, dem ich auf der Spur war und der in krumme Geschäfte mit verschiedenen Regierungsbehörden verwickelt war. Der Narbige verfügte jedenfalls über beträchtliche Möglichkeiten; immerhin hatte er einen Mann zu mir nach Brooklyn geschickt, um mich auszuschalten. Er hatte keine politischen Forderungen gestellt, also musste man davon ausgehen, dass es um den Profit ging.
    Er gehörte zu einem Netzwerk.
    Es kam nur darauf an, die richtige Stelle in dem Gefüge zu finden, wo man ansetzen konnte.
    Dass das FBI so erfolgreich im Kampf gegen die Mafia war, lag daran, dass man Druck auf einzelne Mitglieder ausüben konnte, ihnen Zeugenschutz anbot und letztlich alle vor Gericht brachte, die irgendwie mit den illegalen Geschäften zu tun hatten, nicht nur jene, die sie tatsächlich durchführten.
    Die heutigen kriminellen Netzwerke bilden sich für ganz bestimmte Operationen, sei es, um illegale Arbeitskräfte einzuschleusen, Heroin aus China in Fernsehern versteckt zu schmuggeln oder eine Bombe in einem Zug zu legen, um von sinkenden Aktienkursen zu profitieren. Die Zellen sind klein und beweglich, und sie werden genauso schnell aufgelöst, wie sie gebildet wurden, um wieder neue Formen anzunehmen, ähnlich diesen Plastikbausteinen, die einmal zu einem Flugzeug, dann wieder zu einem Auto zusammengefügt werden.
    Den Netzwerken als Ganzem war schwer beizukommen – man musste sich auf die einzelnen Bausteine konzentrieren. Es kam nur darauf an, den richtigen Baustein zu finden.
    Ich saß bei einer Limonade draußen vor einem Café am großen Albert-Cuyp-Markt im Süden von Amsterdam. Die Luft roch nach Fisch, Kräutern und Blumen. Ich las eine holländische Zeitung und versuchte mich in Peter Samson hineinzuversetzen, den kanadischen Schmuggler, der ich vor einem Jahr im Auftrag der Company gewesen war. Samson war ein netter Kerl für einen Schmuggler; er zahlte seine Rechnungen und sein Schmiergeld und brachte niemanden um. Ich hatte zwei ukrainische Waffenhändler ausgetrickst, die Uran an eine radikale Gruppe in New York liefern wollten. Das Uran stellte sich als falsch heraus – genauso falsch übrigens wie die radikale Gruppe, die ich selbst zu diesem Zweck »erschaffen« hatte, um die beiden zu schnappen. Niemand in der kriminellen Unterwelt machte Samson dafür verantwortlich, dass die beiden scheiterten – doch ihre Geschäftspartner nahmen es ihnen übel und töteten sie in einer Prager Wohnung. Ihr Leichtsinn und ihre Gier waren ihnen zum Verhängnis geworden, aber auch die Tatsache, dass sie sich als nicht vertrauenswürdig erwiesen hatten. Netzwerke leben von einer beschränkten Zusammenarbeit und einem gewissen gegenseitigen Vertrauen.
    Wenn ich als Samson auftrat, würde mir der Mann, den ich besuchen wollte, auch heute ein gewisses Vertrauen entgegenbringen. Ich hatte meine alten Prager Kontakte angerufen und so erfahren, dass einer von ihnen vor einem halben Jahr in das schöne Amsterdam übergesiedelt war.
    Ich saß bei meiner dritten Limonade, als er an den Marktständen vorbeispaziert kam, die Schultern hochgezogen, eine Zigarette im Mundwinkel. Diesen Platz hatte ich gewählt, weil ich angenommen hatte, dass ihn der Weg zu seinem kleinen Laden über den Markt führen würde. Ich konnte mir den Geruch des Lavendelöls in seinen Haaren vorstellen und den Knoblauchgeruch in seinem Atem. Er hatte regelmäßig Knoblauchpastillen gelutscht, weil er ständig fürchtete, sich zu erkälten.
    Er trat durch eine Tür an der Straßenecke. Auf dem Schild stand der Name seines Uhrmachergeschäfts: CLOCKWORK ORANGE, in Anspielung auf sein Handwerk und

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