Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
Vom Netzwerk:
auf die Nationalfarbe seiner Wahlheimat. Er schloss die Tür hinter sich.
    Ich ging zu seinem Laden hinüber und zählte bis dreißig. Die Tür führte in einen kleinen CD- und Plattenladen, wo Gitarrenriffs eines alten Clash-Albums durch die rauchgeschwängerte Luft schallten. Ein gelangweilter Punk saß an der Kasse und wartete auf die Wiedergeburt des Punkrock. Ich stieg die Treppe zu »Clockwork Orange« hinauf und drückte die Klinke. Die Tür schwang auf. Er hatte nicht abgeschlossen, nachdem er mit seinen Einkaufstüten hereingekommen war.
    Ich trat ein. Gregor stellte gerade die Tüten auf eine Holztheke. Es gab mehrere Vitrinen mit alten Uhren und Sammlerstücken. Auf einem Tisch, der mit einem schwarzen Samttuch bedeckt war, lag jede Menge Uhrmacherwerkzeug fein säuberlich aufgereiht und bereit für die Arbeit. Gregor hatte es schon immer gut verstanden, Ordnung ins Chaos zu bringen.
    Ich schloss die Tür hinter mir.
    Er drehte sich zu mir um und sah mich zwanzig lange Sekunden schweigend an. »Ich kenne Sie«, sagte er schließlich. Er hatte mich nur einige Male gesehen, aber Uhrmacher haben einen Blick für Details. »Aus Prag.« Allzu erfreut sah er nicht aus. »Sie haben die Vrana-Brüder gekannt.«
    »Ja. Sie wollten mich übers Ohr hauen. Obwohl ich wahrscheinlich nicht so sauer deswegen war wie ihre Partner.« Die Vranas waren jene Idioten, die versucht hatten, mir Geld abzuknöpfen, das es nicht gab, für Güter, die es nicht gab. Die Company hatte die Gelegenheit genutzt, um ihre Konten zu leeren. Und ihre Geschäftspartner hatten ihrem Unmut mit einer Axt Ausdruck verliehen.
    »Sie haben sie zusammen in einem Sarg begraben«, sagte Gregor. »Zwei waren nicht nötig.«
    Gregor hatte nur in geringem Umfang mit den Vranas zu tun gehabt, sie hatten sein Geschäft gelegentlich als Tarnung benutzt, um Güter von Osteuropa nach Großbritannien zu verschieben.
    »Ich weiß noch, dass Sie immer Angst hatten, Sie könnten sich erkälten. Sagt Ihnen das Wetter in Amsterdam mehr zu?«, fragte ich.
    »Na ja, tropisch ist es auch nicht gerade, aber ich niese weniger.« Er war nervös, weil er nicht wissen konnte, welche Rolle ich beim Tod seiner beiden Geschäftspartner gespielt hatte. Er kniff die Augen zusammen. »Samson aus Toronto. Ist das immer noch Ihr Name?«
    Ich lächelte. »Es ist der Einzige, den ich habe.«
    Er erwiderte das Lächeln nicht. Er testete, ob ich bewaffnet war, indem er sagte: »Ich brauche etwas für den Hals« und langsam in seine Tasche griff. Ich spannte mich an, doch ich ließ die Pistole stecken. Gregor zog eine Packung seiner Knoblauchpastillen hervor und steckte sich eine zwischen seine dünnen Lippen.
    Ein Test. Ich war also nicht gekommen, um ihn zu töten. Ich war entweder hier, um ihm ein Geschäft anzubieten oder um Informationen zu erhalten. Er hatte die Schmuggelroute für das falsche Uran vorbereitet, aber weil es nie geschmuggelt wurde, hatte die Company beschlossen, ihn in Ruhe zu lassen, für den Fall, dass man ihn noch einmal brauchen konnte. Vermutlich war er nach Amsterdam gegangen, um neu anzufangen. Amsterdam hatte bessere Schmuggelrouten, die über den riesigen Hafen von Rotterdam liefen.
    »Wie gefällt es Ihnen in Amsterdam?«, fragte ich.
    »Gut. Die Holländer sind sehr angenehme Leute.« Er saugte nervös an seiner Pastille, so als wolle er die ganze Kraft des Knoblauchs herausziehen. »Sie haben eine exzellente Gesundheitsversorgung.«
    Ich zeigte auf die vielen Uhren um uns herum. »Das Geschäft scheint gut zu gehen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Uhren sind ein Überbleibsel aus einer analogen Welt. Bücher, Musik, Filme – alles wird digital.« Er schnalzte mit der Zunge. »Aber analoge Uhren mögen die Leute immer noch. Sie sind etwas Notwendiges und gleichzeitig ein Stück Luxus. Wir müssen immer wissen, wie spät es ist, und wir wollen auch noch gut dabei aussehen.« Er räusperte sich und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippe. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er, so als wäre ich gekommen, um mir seine Uhren anzusehen.
    Man antwortet grundsätzlich nie auf eine Frage – zumindest der Mann, der ich vorgab zu sein, würde es nicht tun. Stattdessen drang ich in seine Privatsphäre ein. Ich guckte in die Einkaufstüten. Partysachen für ein Kind, ein Mädchen. Servietten, Pappteller, Süßigkeiten. »Eine Party?«
    »Ich habe hier vor vier Monaten geheiratet. Ich habe eine Stieftochter. Mein Leben ist … ruhiger geworden. Ich

Weitere Kostenlose Bücher