Todeslauf: Thriller (German Edition)
ruiniert.« Er strich sich mit der Hand über die Stirn. »Ich mache Geschäfte mit NATO-Regierungen, mit den Vereinigten Staaten, mit Russland. Meine Tochter – eine Bombenattentäterin? Das würde alles zerstören, was ich aufgebaut habe.«
»Die Leute würden verstehen, dass sie einer Gehirnwäsche ausgesetzt war. Denken Sie an Patty Hearst.«
»Patty Hearst wurde verurteilt, Mr. Capra«, erwiderte Zaid mit stählerner Stimme. »Die Welt hat sie nicht als Opfer gesehen, sondern als ein Mädchen aus gutem Hause, das zur Anarchistin und Bankräuberin wurde. Die Welt ist seither noch unbarmherziger geworden. Es würden immer Zweifel bleiben, egal wie es ausgeht; mein Unternehmen wäre in jedem Fall am Ende. Der bloße Vorwurf, meine Tochter sei eine Bombenattentäterin, würde mich ruinieren.« Er schloss die Augen. »Wir haben Milliarden durch Geschäfte mit westlichen Staaten verdient, weil sie zeigen wollten, dass sie keine Vorurteile gegen Firmen haben, die von Muslimen geleitet werden. Sehen Sie nicht die Falle, die mir diese Leute gestellt haben? Mich an die Polizei zu wenden, kommt nicht infrage. Ich kann mich ihren Forderungen nicht widersetzen.«
»Vielleicht geht es hier auch nicht um Yasmin oder um Lösegeld. Vielleicht wollen diese Leute nur Sie ruinieren.«
»Dann würden sie das Video sofort veröffentlichen und damit Bahjat zerstören«, warf Mila leise ein. »Aber das haben sie nicht getan. Sie verwenden Bahjats Hoffnung gegen ihn.«
Ich sah Mila an. »Dann wollen Sie also, dass ich Yasmin finde und rette.«
Zaids Blick war unerbittlich. »Oh, nicht nur das. Ich will, dass Sie die Leute, die das getan haben, finden … und sie töten.«
»Sie töten?«
»Ja, dass Sie die Entführer töten. Und es ist mir egal, ob es zwei sind oder zwei Dutzend. Es darf niemand überleben, der von der Sache weiß und ihren Namen beschmutzen könnte«, beharrte Zaid. »Wenn sie frei wäre und auch nur einer von diesen Leuten entkommen würde, dann könnte er das Video aus Rache veröffentlichen.«
Für mich stand etwas anderes im Vordergrund: Ich brauchte den Kerl mit der Narbe lebend, damit er mir meine Fragen beantwortete. »Aber das Allerwichtigste ist doch bestimmt, Yasmin herauszuholen.«
»Natürlich. Trotzdem müssen die alle sterben. Das ist absolute Bedingung.«
»Sie fürchten, dass die Entführer es auf Sie abgesehen haben könnten, wenn Yasmin frei ist?«
»Yasmin hat ihre Gesichter gesehen. Sie würden sie nie in Ruhe lassen. Nie.« Er sah mich lange prüfend an, dann wandte er sich Mila zu. »Sie haben gesagt, dass er Yasmin retten kann. Ich bin mir nicht so sicher.«
»Ich stürze mich nicht wie ein Narr in eine Sache, Mr. Zaid. Das ist kein Selbstmordkommando, vor allem wenn Sie sicher sein wollen, dass niemand Ihrem Zorn entgeht.«
Er hob eine Augenbraue angesichts meiner trockenen Antwort.
»Bahjat«, warf Mila leise ein. »Lassen Sie Sam seine Arbeit tun.«
»Ich möchte Ihnen beiden eine Frage stellen. Haben Sie schon einmal von Novem Soles gehört? Oder Neun Sonnen? Sagt Ihnen das irgendwas?«
Sie schüttelten beide den Kopf.
»Ich würde gern wissen, wie Sie vorgehen wollen«, sagte Zaid.
»Das brauchen Sie nicht zu wissen. Es ist besser, wenn Sie es nicht wissen.«
Er schluckte. »Ich möchte sicher sein, dass Yasmin nichts passiert …«
Ich seufzte. »Mr. Zaid. Yasmin ist vielleicht gar nicht mehr in Amsterdam. Dann müsste ich erst herausfinden, wo sie jetzt ist. Ich habe keine einzige Spur, der ich folgen kann. Und wenn ihr Gesicht von den Sicherheitskameras des Bahnhofs erfasst wurde und die holländische Polizei draufkommt, dass sie die Bombe gelegt hat, dann werden sie nach ihr fahnden. Wir haben nicht viel Zeit. Ich werde jedenfalls keine Zeit damit verschwenden, Sie bei allem, was ich tue, um Erlaubnis zu fragen.«
»Es ist nur … ich habe einfach das Gefühl, versagt zu haben. Ich hätte sie besser beschützen müssen.« Die Worte kamen mühsam aus seinem Mund. Er war es gewohnt, jede Situation mit eiserner Hand zu kontrollieren, und ich vermutete, dass ihm seine Hilflosigkeit schwer zusetzte.
Ich beugte mich vor. »Ich weiß, was Sie durchmachen. Ich weiß, wie es ist, wenn einem jemand, den man liebt, weggenommen wird. Ich werde Ihnen Ihre Tochter zurückbringen.«
Bahjat Zaid sah mich an, und dann lächelte er – es war ein verzerrtes, gezwungenes Lächeln, so als würde ein Hund die Zähne fletschen. »Falls Sie versagen oder irgendetwas tun, was zum Tod
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