Todeslauf: Thriller (German Edition)
wir im Verdacht hatten, in die Geldgeschäfte von internationalen Verbrecherringen verwickelt zu sein. Wir nannten ihn den Geldzaren, doch wir fanden überhaupt nichts über ihn; wir hatten nur ein Foto und ein paar Hinweise von zwei Informanten, die tot aufgefunden wurden. Das ist er. Das ist der Mann. Ich hatte bisher gedacht, dass der Typ mit der Narbe den Geldzaren schützen wollte. Aber jetzt bringt er ihn selbst um.« Ich konnte kaum atmen, meine Brust fühlte sich an wie aus Stein. »Sie haben mein Ziel ausgeschaltet. Wer zum Teufel sind diese Leute? Worauf haben sie es abgesehen? Warum haben sie meine Frau entführt?«
Mila sah mich schweigend an.
»Das war kein gewöhnlicher Bombenanschlag«, fuhr ich fort. »Da steckt viel mehr dahinter. Das war gezielter Mord. Ich muss alles durchgehen, was wir von Nics Laptop haben. Ich muss einen Grund finden, warum es sich für ihn lohnen soll, mich für die Operation anzuheuern.«
»Dann sehen wir zu, dass wir einen Grund finden«, sagte Mila und beugte sich über den Computer.
39
»Ich glaube nicht, dass ich im Moment neue Leute anheuern kann«, sagte Nic am Telefon. Vermutlich hatte Piet eine Aufnahmesperre angeordnet. In der Gruppe herrschte Alarmstufe eins, nachdem der Türke versucht hatte, sich bei ihnen einzuschleichen. Oder – was natürlich noch beunruhigender wäre – er hatte entdeckt, dass jemand in seinem Computer oder seinem Zimmer war. Sie würden sich jedenfalls hüten, einem Neuen zu vertrauen; dass der Türke aufgeflogen war, machte die Sache um vieles schwerer für mich.
Ich musste es zumindest versuchen. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, sein Interesse zu wecken.
»Hör zu, Nic. Das versteh ich. Nur, wie gesagt, Mann, ich brauche Geld, und ich habe Informationen, die für dich und deinen Boss eine Menge wert sind.«
»Das glaube ich zwar nicht, Sam, aber …«
»Bevor du in den Grijs Gander gekommen bist, hat der Türke davon gesprochen, dass er eine wertvolle Lieferung in die Staaten für euch organisieren würde. Ich glaube, ihr solltet ihm nicht vertrauen, wenn er solche Dinge in einer Bar herumtratscht. Es geht offenbar um heikle Ware, und so was kann ich machen. Schnell und sicher und billig.«
»Er hat über eine Schmuggelroute gesprochen? In der Bar?«, fragte Nic leicht angespannt.
»Er hat es auf Türkisch zu seinen Freunden gesagt, aber ich habe genug aufgeschnappt«, sagte ich und blickte kurz zu Mila hinüber, die mithörte. »Er hat gesagt, Piet würde es noch bereuen, wenn er sein Geld nicht bekäme. Und dass er den Bullen einen anonymen Hinweis geben würde, wenn Piet nicht zahlt.«
»Ich … ich kann am Telefon nicht darüber reden«, erwiderte Nic nun spürbar nervös.
Falls sie den Türken gefoltert hatten und er ihnen eine ganz andere Geschichte erzählt hatte als ich hier … dann konnte es für mich sehr gefährlich werden. Das Risiko musste ich eingehen. »Ich biete euch jedenfalls eine sicherere Route an als der Türke, und ich halte den Mund. Ich brauche wieder Arbeit, Nic.«
»Ich ruf dich zurück. Aber versprechen kann ich dir nichts.«
»Okay, okay. Macht, was ihr wollt, du und dein Freund. Es ist mir egal. Dann viel Glück.« Ich legte auf.
Mila hob eine Augenbraue. »Sie sind ganz schön rangegangen.«
Ich sagte nichts.
»Sam.«
»Was?«
»Lassen Sie sich nicht von Emotionen leiten.«
»Ich bin nicht emotional. Sehen Sie irgendwelche Emotionen? Ich bin das perfekte Pokerface.«
»Dieser Geldzar. Wenn er mit dem Kerl mit der Narbe zusammengearbeitet hat, wenn er der Mann für die Geldgeschäfte war, warum hätte ihn der andere ausschalten sollen? Und warum so? Zwei Kugeln in den Kopf und in einen Kanal werfen – das wäre viel einfacher.«
Darauf hatte ich auch keine Antwort. Sicher, so konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er machte Yasmin zur Mörderin und eliminierte gleichzeitig den Geldzaren – aber weshalb?
Das Telefon klingelte in meiner Hand. Ich ließ es fünfmal läuten.
»Er macht sich schon in die Hose«, bemerkte Mila.
Ich ließ es noch zweimal klingeln, ehe ich abhob. »Ja?«
»Ich könnte dir vielleicht Arbeit verschaffen. Du musst einfach verstehen, dass mein Boss im Moment extrem vorsichtig ist.«
Das kann ich mir vorstellen, dachte ich. »Ein Boss soll auch vorsichtig sein.«
»Wir treffen uns in der Bar, in der wir gestern Abend waren, dann bringe ich dich zu Piet.«
»Lieber draußen, im Freien. Wo ich dich und deine Freunde kommen sehe. Ich
Weitere Kostenlose Bücher