Todeslauf: Thriller (German Edition)
alles?«
»Ja.«
»Und das hat Ihnen genügt, um sich so für mich ins Zeug zu werfen?« Er lachte.
»Nein. Ich dachte mir, dass es Ihnen wahrscheinlich gar nicht recht ist, wenn er Ihr Geschäft vermasselt. Und ich brauche einen Job.« Ich zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls können Sie seine Route nach Amerika nicht mehr benutzen. Dafür meine. Wenn Sie mit dem Türken zusammenarbeiten, dann nehme ich an, dass Sie keine ständige Route nach Amerika haben.«
»Aber wir kennen Sie nicht.«
»Sie wollen Referenzen? Fragen Sie Petrowa in Kiew nach mir. Oder Djuki in Athen.« Ich warf ihm einfach die Namen von zwei Leuten hin, die ebenfalls in dem schmutzigen Geschäft aktiv waren.
»Petrowa ist tot«, erwiderte Piet.
»Das hab ich nicht gewusst.«
»Letzten Monat. Ein Rivale hat sie erschossen.«
»Oh. Dann ist es wohl zu spät, um Blumen zu schicken, schätze ich.«
Ein Lächeln huschte über Piets Lippen, so als würde er eine Karte ausspielen, mit der er mich übertrumpfte. »Und Djuki ist seit ein paar Monaten verschwunden.«
»Dürfte wohl untergetaucht sein.« Dass ich die Namen der beiden kannte, reichte ihm offenbar nicht. Das hatte ich auch nicht erwartet. »Oder er ist in China, um Fälschungen von Gucci und Ralph Lauren rüberzuschmuggeln.«
»Und wenn ich ihn erreichen könnte, würde ich eher ihn anheuern als Sie. Ihn kenne ich wenigstens«, erwiderte Piet. »Wer sagt mir denn, dass Sie nicht auch für Yasmins Vater arbeiten? So wie der Türke, nur dass Sie’s mit einer anderen Masche versuchen?«
»Das ist eine Theorie.«
»Was haben Sie mit Djuki zusammen gemacht?«
»Mädchen aus Moldawien und der Ukraine, die nach Israel, nach Edinburgh und Toronto kamen. Außerdem Waffen, von Albanien und Usbekistan nach Mexiko. Aber auch Zigaretten und gefälschte Windows-Software, von China nach Kanada und in die USA, vor allem Houston und New York.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben mit Djuki Mädchen verkauft?«
»Ja. Zweimal. Wenn Sie ihn in China finden, können Sie ihn nach mir fragen«, antwortete ich achselzuckend. Djuki war nicht untergetaucht; er war tot. Er war ein griechischer Schieber, mit dem die Company ins Geschäft gekommen war. Für eine stattliche Summe und garantierte Straffreiheit hatte er Informationen über seine Routen und Methoden preisgegeben. Als ihn die Company als Informant einsetzen wollte, versuchte er sich abzusetzen und wurde wenig später getötet. Djuki war ein Dreckskerl. Ich hatte ihn ein- oder zweimal getroffen und später im Auftrag der Company überall herumerzählt, dass er nach China gegangen sei, um dort ein paar Geschäfte zu machen.
»Wo hat er seine Narbe?«, fragte Piet plötzlich.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
47
Ich zuckte nicht mit der Wimper. »Da gibt’s viele.«
»Die peinlichste.«
Ich schluckte und versuchte mich an die Fotos in der dicken Akte des Schmugglers zu erinnern. Nicht im Gesicht. Nicht auf der Brust. Dann lächelte ich, als mir einfiel, wie Brandon, mein Chef in London, einmal einen Witz darüber gemacht hatte.
»Am Arsch«, sagte ich. »Seine Freundin hat sie ihm mit einem Küchenmesser verpasst. Sie hätte mal Ihr Wakizashi haben sollen.«
Er lächelte, weil ich das japanische Wort kannte. »Und warum hat sie’s getan?«
»Er hat’s mit den Mädchen getrieben, die er nach Israel und Dubai lieferte«, antwortete ich. »Um sie für die Kunden abzurichten.« Ich durfte mir meinen Abscheu nicht anmerken lassen. Die meisten dieser Mädchen kamen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und suchten verzweifelt Arbeit; man versprach ihnen Jobs als Kellnerin oder Sekretärin, dann brach man ihren Widerstand durch Vergewaltigung und Heroin, bevor sie zu ihren Zuhältern kamen. »Seiner Freundin hat das gar nicht gefallen. Er hat noch Glück gehabt, dass sie ihn hinten erwischt hat und nicht vorne.«
»Und wie hast du die Narbe gesehen?«
Natürlich hatte ich sie in seiner Akte gesehen. Ich hoffte, dass ich die Geschichte von der Narbe richtig wiedergegeben hatte. Wenn nicht, war ich erledigt; Piet würde mich auf der Stelle umbringen, falls ich ihn nicht vorher töten konnte. »Er hat sich die Mädchen immer mal wieder vorgenommen, und dabei hab ich’s gesehen.«
Piet nickte kaum merklich. Ich war drinnen, zumindest fürs Erste. Ich wurde für vertrauenswürdig befunden, weil ich die Narbe am Arsch eines Vergewaltigers kannte.
»Bereite schon mal alles vor«, sagte er. »Die Ware wird in zwei Tagen hier sein. Du
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