Todeslauf: Thriller (German Edition)
für uns ist.«
Van Vleck und August legten die schusssicheren Westen an.
»Nehmt den jungen Mann mit«, sagte Howell und zeigte auf den chinesischen Hacker. »Wir benutzen ihn.«
50
Mila parkte ihren Wagen einige Blocks von dem Lagerhaus entfernt vor einem kleinen Café. Sie drückte auf ihren Ohrhörer und schloss einen Moment lang die Augen. Sie hörte den Großteil des Gesprächs zwischen Piet und Sam, das Angebot an Sam, eine der Gefangenen zu vergewaltigen. Ihr Atem wurde ganz ruhig, während eine glühende Wut in ihr hochstieg.
Sie trug einen schwarzen Trenchcoat, mit einer Pistole in jeder Tasche, außerdem hatte sie einen ausziehbaren Schlagstock bei sich. Er war ihre Lieblingswaffe, und sie stellte sich vor, wie sie Piet und Nic damit windelweich prügeln würde. Sie stieg aus dem Wagen und eilte zu Fuß zu der Schlosserei.
Unterwegs hörte sie Sams Hinweis an Piet, Nic zu durchsuchen, und bekam auch mit, dass Piet den Sender fand. Sie wusste, was Sam getan hatte, und gratulierte ihm im Stillen. Aber er hatte die Verbindung zwischen ihnen getrennt, um noch näher an diese Monster heranzukommen.
Wenn Howell jetzt hineinplatzte, würde er ihre Chance, den Verbrecherring zu sprengen, zunichtemachen.
Mila stand geduckt einen Block entfernt und beobachtete den Van. Sie sah, wie die Heckklappe aufging und der chinesische Student, den sie mitgenommen hatten, heraustaumelte, die Hände gefesselt. Das Gesicht des Jungen war blutig und geschwollen. Dann stiegen die beiden stiernackigen Männer aus. Zuletzt Howell. Alle bewaffnet.
Die drei Männer blieben bei der Tür stehen. Sie sah, wie der junge Chinese den Kopf schüttelte. Sie standen vor einem Tastenfeld neben der Tür, und der Student begann mit zitternden Händen einen Code einzutippen.
Die vier Männer traten ein. Mila eilte zu ihrem Van. Sie gingen sehr entschlossen ins Lagerhaus und machten sich bestimmt mehr Gedanken über das, was sie von vorne erwartete, als über das, was von hinten kommen mochte.
Mila kroch unter den Van und begann zu zählen, ohne die Tür aus den Augen zu lassen. Ihr Timing musste perfekt sein, wenn sie erreichen wollte, dass Sam überlebte.
51
»Er oder ich?«, fragte ich. Nic wirkte so schockiert, dass er nichts sagen konnte.
»Oder beide?«, erwiderte Piet. »Ich brauch keinen Ärger.«
»Aber du brauchst jemanden, der dir hilft«, wandte ich ein. »Sonst hättest du doch gar nicht mit mir geredet. Nic hält dich für einen Witzbold. Hat er sich nie über dein Schwert lustig gemacht?«
Piets Mundwinkel zuckte. Nics verächtliche Blicke waren ihm offensichtlich nicht entgangen. »Was du gesagt hast, ist richtig«, sagte Piet. »Also gut. Hier.«
Er reichte mir seine Pistole. »Erschieß ihn.«
Der entscheidende Test. Wenn ich ein Bulle oder ein Spion war, würde ich keinen unbewaffneten Mann erschießen. Diese Grenze überschritt niemand mit einem letzten Rest von Anstand.
Wie viel Anstand hatte ich noch übrig? Ich hob die Waffe und dachte an Lucy und das Baby. Dieser Mann hatte mitgeholfen, Frauen zu entführen und zu versklaven. Er schmuggelte Waffen. Er hackte sich in Datenbanken von Regierungsbehörden ein, um Informationen zu stehlen. Er handelte mit Fotos von missbrauchten und misshandelten Kindern.
Und was war ich? Ankläger, Geschworener und Richter in einer Person?
Wahrscheinlich war ich das.
Er oder ich. Und mit mir – meine Familie.
Ich drückte ab.
Die Kugel traf Nic in die Brust, und er stürzte rücklings zu Boden. Schlechter Schuss. Ich hatte ihn nicht getötet. Sorry, Nic. Er starrte mich mit hasserfülltem Blick an. Ich drückte noch einmal ab, und seine Augen erloschen.
Ich würde seinen Blick nie mehr sehen, außer in meinen Träumen.
Ich zog mein Hemd aus der Hose, wischte meine Fingerabdrücke von der Glock und gab Piet die Waffe zurück. Meine Hand zitterte nicht. Und für einen Moment lang kamen mir die letzten fünf Sekunden wie aus dem Leben eines anderen Menschen vor.
»Okay«, sagte Piet in die Stille und blickte auf Nics Leiche hinunter.
»Okay«, sagte ich und fragte mich, was aus mir wurde, wenn ich so weitermachte.
»Dann gehen wir an die Arbeit.« Er zeigte auf die gestapelte Ware. »Deine Ideen gefallen mir, aber ich hab hier schon eine Ladung Güter als Tarnung. Du hast nur das bestätigt, was ich mir auch schon gedacht habe.«
Es geht doch nichts über ein Lob aus dem Mund eines Schwerverbrechers. Ich inspizierte die Kisten. Gefälschte Zigaretten.
»Du verpackst
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