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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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entscheidend.
    Wenn sich nämlich herausstellen sollte, dass der Sohn vor seiner Mutter gestorben war, würden die Angehörigen der Mutter die Frau beerben, wenn jedoch die Mutter zuerst gestorben war, würde der Vater die Frau beerben, da der Sohn theoretisch gesehen seine Mutter zuvor beerbt hatte.
    Ella nahm sich zuerst der jungen Frau an, bei der sie einen Abriss der Aorta im Brustkorb diagnostizierte. Wahrscheinlich war sie mit dem Oberkörper gegen das Steuer geprallt, doch Ella konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob die Frau einen Sicherheitsgurt getragen hatte. Bei ihrem vierjährigen Sohn stellte sie eine Milzruptur fest, seine Bauchhöhle war mit reichlich Blut gefüllt. Er war innerhalb von ein paar Minuten verblutet, während seine Mutter augenblicklich an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben war. Ella bemühte sich oft, nicht darüber nachzudenken, welche Konsequenzen ihre Gutachten haben würden, aber in diesem Fall konnte sie nicht umhin, angesichts ihrer Befunde einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Sie mochte sich nicht einmal die Trauer des Mannes darüber ausmalen, sowohl seine Lebensgefährtin als auch seinen Sohn verloren zu haben, aber sie wusste, dass es die Sache nicht gerade leichter gemacht hätte, wenn er außerdem noch die Angehörigen seiner Frau ausbezahlen hätte müssen. Das war ein Problem, das vielen unverheirateten Paaren nicht bewusst zu sein schien. Wenn Sebastian Crona nicht darauf bestanden hätte, einen Vertrag für Lebenspartner aufzusetzen, hätte sie das Thema mit Markus wahrscheinlich auch nicht aufgegriffen.
    Mitten während der Obduktion fiel Ella ein, dass ein solcher Vertrag wahrscheinlich auch aufgesetzt worden war, als ihre Eltern geheiratet hatten. Denn Frederick kam aus einer »einfachen Familie«, wie Grete sich ausgedrückt hatte. Im Hinblick auf das Vermögen der Familie Liedenburg-Rossing wäre ein Ehevertrag nichts Außergewöhnliches gewesen, und da Frederick und nicht Judit in den Flammen umgekommen war, war dieser Ehevertrag sicher auch niemals aktualisiert worden. Ella ging davon aus, dass das Haus, das abgebrannt war, entweder Judit oder sogar Ernst und Grete gehört hatte. Auch wenn Frederick einer einträglichen Arbeit nachgegangen war, hätte er sicher nicht die Summe aufbringen können, die das Haus gekostet hätte. Doch noch interessanter war natürlich die Tatsache, dass Frederick Ella als einzige Erbin in seiner Lebensversicherung eingesetzt hatte.
    Es war Nachmittag, als die vollbesetzte Maschine auf dem Charles-de-Gaulle-Flughafen landete. Der Morgennebel hatte sich verzogen und den Blick auf einen klaren, aber kalten Frühlingstag freigegeben. Ella reiste mit leichtem Gepäck. Obwohl sie bereits etwas Ordnung in ihre Wohnung gebracht und sich unter anderem einen Kleiderschrank angeschafft hatte, sodass sie inzwischen einen Überblick über ihre Kleidungsstücke besaß, hatte sie nur einige wenige eingepackt. Doch diese waren sorgfältig ausgewählt. Die Anlieferung des Bettes, das sie bestellt hatte, verzögerte sich weiterhin, sodass sie sich nach einer Woche auf der Matratze auf dem Fußboden danach sehnte, in einem bequemen Hotelbett zu schlafen.
    Obwohl Ella und Markus oft davon gesprochen hatten, nach Paris zu fahren, war nie etwas daraus geworden. Sie war gespannt, was die Stadt zu bieten hatte, aber natürlich hatte sie sich für ihre Ankunft in der romantischsten Stadt der Welt andere Umstände gewünscht. Sie hatte keine Eile, denn die Konferenz begann nicht vor dem späten Nachmittag, würde dann allerdings bis in den Abend hinein andauern und mit einem Abendessen enden. Ella nahm den Zug in die Innenstadt und stieg bei Les Halles aus. Die Station lag unterhalb eines unterirdischen Einkaufszentrums, und sie musste drei Rolltreppen benutzen, um wieder an die Erdoberfläche zu gelangen. Die Bäume waren zwar noch kahl, aber es war hell, und in der Sonne war es fast frühlingshaft warm.
    Ella genoss an einer Straßenecke eine Crêpe mit Erdbeermarmelade. Es war leicht nachzuvollziehen, was Gerarldsson meinte. Paris war eine wunderbare Stadt. Während sie in Richtung Hotel flanierte, überlegte sie, ob und wie schnell sich die Stadt wohl verändert hatte. Waren die Straßen bereits von denselben Restaurants gesäumt gewesen, als ihr Vater die Stadt zu Beginn der 70er Jahre besucht hatte? Hatte er genau wie Ella die Atmosphäre in sich aufgesogen, als er durch die schmalen Gassen streifte?
    Das Hotel lag in einem kleineren

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