Todesmarsch
zusammenschrumpften.
»Oh, Mann«, stöhnte Olson. »Der blöde Idiot kriegt gleich seinen Passierschein.«
Doch da stand Barkovitch auf. Er nahm sich Zeit, den Straßenstaub von seiner Hose zu klopfen, und lief los. Bald hatte er die Gruppe eingeholt. Er fiel wieder in seinen normalen Schritt, kam an Stebbins vorbei, der ihn immer noch nicht ansah, und gesellte sich zu Olson.
Er grinste, und seine braunen Augen leuchteten. »Siehst du? Jetzt habe ich mich einen Augenblick ausgeruht. Das gehört alles zu meinem Plan.«
»Das glaubst du vielleicht«, antwortete Olson, und seine Stimme klang aufgekratzter als sonst. »Aber ich sehe nur, daß du drei Warnungen einkassiert hast. Für diese lausigen anderthalb Minuten mußt du drei verdammte Stunden gehen. Und wozu, zum Teufel, hast du eine Pause gebraucht? Wir sind doch gerade erst losgegangen, verdammt noch mal!«
Barkovitch war wieder beleidigt. Mit brennendem Blick starrte er Olson an. »Wir werden ja sehen, wer von uns beiden zuerst ausscheidet«, sagte er wütend. »Du oder ich. Es gehört alles zu meinem Plan.«
»Dein Plan und das, was mein Darm ausscheidet, haben für mich eine gewisse Ähnlichkeit«, höhnte Olson, und Baker lachte.
Barkovitch schnaubte verächtlich und schob sich an ihm vorbei.
"Olson konnte nicht widerstehen, ihm noch einen letzten Scnlag zu versetzen. »Paß bloß auf, daß du nicht stolperst, Freund. Sie werden dich nicht noch mal warnen. Sie werden dich einfach...«
Aber Barkovitch blickte nicht einmal zurück, und Olson gab es angewidert auf.
Um dreizehn Minuten nach neun auf Garratys Uhr - er hatte sich inzwischen die Mühe gemacht, sie eine Minute zurückzustellen- kam der Jeep des Majors den Hügel heraufgefahren, den sie gerade hinuntermarschierten. Der Major benutzte den Seitenstreifen, der nicht vom Kettenfahrzeug besetzt war. Als er an ihnen vorbeikam, hob er ein batterieverstärktes Megaphon an den Mund.
»Ich freue mich, euch bekanntzugeben, daß ihr die erste Meile hinter euch habt, Jungs. Ich möchte euch auch daran erinnern, daß die längste Entfernung, die eine vollständige Gehergruppe bis jetzt geschafft hat, siebendreiviertel Meilen betrug. Ich hoffe doch, daß ihr besser sein werdet.«
Der Jeep raste weiter. Olson schien diese Nachricht erstaunt, ja beinahe verängstigt aufgenommen zu haben. Nicht einmal acht Meilen, dachte Garraty. Es war nicht annähernd so weit, wie er sich vorgestellt hatte. Er hätte nicht erwartet, daß irgendeiner aus der Gruppe - nicht einmal Stebbins - vor dem späten Nachmittag zusammenbrechen würde. Doch dann dachte er an Barkovitch. Er brauchte nur einmal während der nächsten Stunde unter die vorgeschriebene Geschwindigkeit zu fallen, und schon war er draußen.
»Ray?« Es war Art Baker. Er hatte seine Jacke ausgezogen und sie über einen Arm geschlungen. »Hast du einen besonderen Grund, am Marsch teilzunehmen?«
Garraty schnallte seine Feldflasche vom Gürtel und trank schnell einen Schluck Wasser. Es war kühl und schmeckte gut. Ein paar Tropfen blieben auf seiner Oberlippe stehen, und er leckte sie ab. Es tat gut, solche Dinge zu tun.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er ehrlich.
»Ich auch nicht.« Baker dachte einen Augenblick nach. »Warst du in der Schule im Leichtathletikteam oder so was?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Aber das macht jetzt wohl auch nichts mehr aus, nicht wahr?«
»Nein, jetzt wohl nicht mehr«, antwortete Garraty.
Die Unterhaltung schlief ein. Sie kamen durch ein kleines Dorf mit einer Tankstelle und einem Kolonialwarenladen. Vor der Tankstelle saßen zwei alte Männer auf Klappstühlen und beobachteten sie mit zusammengekniffenen, reptilienartigen Augen. Auf der Schwelle des kleinen Ladens stand eine junge Frau und hielt ihren jüngsten Sohn auf dem Arm, damit er sie sehen könne. Eine Gruppe von älteren Kindern -Garraty schätzte sie um die zwölf herum - sah ihnen sehnsüchtig nach, bis sie außer Sicht waren.
Einige Jungen fingen an, darüber zu diskutieren, welche Entfernung sie wohl inzwischen zurückgelegt hatten. Von vorn erreichte sie das Gerücht, daß man ein zweites Halbkettenfahrzeug eingesetzt habe, um die Jungen in der Vorhut zu bewachen - sie waren jetzt nicht mehr zu sehen. Jemand sagte, daß sie sieben Meilen pro Stunde liefen. Jemand anderes behauptete sogar, daß es zehn Meilen wären. Ein weiterer erzählte ihnen voll Überzeugung, daß einer der sechs Kerle da vorn hinke und schon zweimal verwarnt worden sei. Garraty
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