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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Minuten war alles Wesentliche gesagt, und um 12.14 Uhr verließ Bertram den Chatroom wieder. Er recherchierte noch ein wenig, fand das gesuchte Motiv, öffnete parallel ein weiteres Fenster und tippte den Suchbegriff Hobbyhuren in die Suchmaschine ein. Die ersten Treffer übersprang er gezielt, scrollte weiter nach unten und wählte eine bestimmte Website an. Er legte den Suchradius fest, zehn Kilometer sollten genügen, entschied sich für die Altersgruppe »18 bis 23« und klickte sich durch verschiedene Profilnamen. Schade, dass man keine Haarfarbe angeben kann, dachte Bertram, als er feststellte, dass wieder einmal die meisten Frauen blond waren. Denn heute suchte er etwas anderes, brünett sollte sie sein, mit langen glatten Haaren. Unverbraucht, europäisch, möglichst mit hellen Augen. Doch die meisten Mädchen hielten hier zwar ihre Brüste und Schenkel feil, gaben aber außer Haarfarbe, Konfektionsmaßen und sexuellen Vorlieben nur wenig von sich preis. Endlich fand er ein Profil, das seinen Erwartungen entsprach, und notierte sich die Handynummer. Vivien_88 hieß die Auserwählte. Bertram schaute auf die Uhr, jeden Moment konnten seine Kollegen zurückkehren. Außerdem war es noch viel zu früh. Er würde erst am Nachmittag mit seinem neuen Opfer Kontakt aufnehmen können.

    Zur gleichen Zeit brütete Hellmer über den Tatort-Fotografien, während Kaufmann zum wiederholten Mal versuchte, eine Verbindung zu Marcus Hesse herzustellen, jenem Streifenbeamten, der sie in der Wohnung von Jennifer Mason empfangen hatte. Er war der Letzte auf ihrer Liste, mit den Kollegen der KTU und dem anderen Beamten hatte sie bereits gesprochen, sogar mit Doris Seidel, wobei diese deutlich später am Tatort eingetroffen war. Hellmer hatte bereits am Vortag zu bedenken gegeben, dass man ja auch die vier Inhaftierten zu der Musik befragen könne, doch dann selbst wieder einen Rückzieher gemacht. Warum sollten vier verurteilte Mörder der Polizei plötzlich helfen, schwiegen sie sich doch noch immer aus und reichten Berufungsanträge ein. Jede Aussage hätte schließlich ihre Beteuerungen, keinerlei Erinnerung zu haben, untergraben. Auch Kaufmann versprach sich hiervon keine Hilfe. Die Einzige, deren Befragung sie in Erwägung gezogen hätte, war Adriana Riva. Von ihr war damals der Notruf gekommen; wenn überhaupt, dann hätte sie gewusst, ob irgendeine Musik am Tatort gelaufen war. Doch Riva hatte nach Ablehnung ihres Revisionsgesuchs einen Antrag auf Strafverlegung in ihr Heimatland gestellt, und diesem war nach dem üblichen Hin und Her auch stattgegeben worden. Sie fristete ihr Dasein nun in einer Gefängniszelle irgendwo in Süditalien und stand daher nicht so einfach zur Verfügung.
    »Oh Mann, da wird man ja rammdösig«, seufzte sie, als das Telefon bereits zum achten Mal das Freizeichen gab. Doch dann knackte es in der Leitung.
    »Hesse?«
    »Ach, Herr Hesse, Gott sei Dank erreiche ich Sie! Sabine Kaufmann, K 11, es geht um den Mason-Fall.«
    »Ja, hallo. Ich habe die Nachricht schon bekommen, sorry, dass es jetzt erst klappt. Hatte dienstfrei, eine Menge Überstunden abzubummeln, und da schalte ich das Handy immer aus. Aber Björn, also Herr Fritsch, hat mir schon Bescheid gegeben.«
    Björn Fritsch war der zweite Beamte der Funkstreife gewesen, beide gehörten zum 7. Revier, und er hatte sich alle Mühe beim Beantworten von Sabines Fragen gegeben. Sie hatte sich im Übrigen nicht gescheut, mit erotischer Stimme das Stereotyp der hilflosen Frau zu bedienen, warum auch nicht, hatte sie gedacht. Wenn Männer sich darum reißen, einem Mitglied des schwachen Geschlechts zu Hilfe zu eilen, dann konnte man das doch nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, den beiden Kollegen in der nächsten Zeit persönlich zu begegnen, war ausgesprochen gering.
    »Sie wissen also, worum es geht, nehme ich an?«
    »So ungefähr. Aber erklären Sie es mir sicherheitshalber noch mal genau.«
    »Ich versuche, einen bestimmten Sachverhalt zu rekonstruieren. Es geht darum, ob am Tatort Musik gelaufen ist. Ihr Kollege meinte, Sie seien zuerst im Tatzimmer gewesen. Können Sie sich daran erinnern?«
    »Hmmm.« Schweigen.
    »Hören Sie. Wir waren gestern früh an einem Tatort, und da lief ein Musikplayer. So kann niemand arbeiten, das ist ganz klar, also hat die KTU ihn leise gedreht.«
    »Ist halt auch schon so lange her«, sagte Hesse und zog die Worte dabei zäh in die Länge. Sabine Kaufmann spürte, dass er verunsichert war. Eine andere Strategie

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