Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
mal nachdenken«, sagte er, stand auf und räumte seinen Teller in die Spüle. »Ich gehe dann mal runter, kenne den Weg ja, und noch mal danke für die Suppe. Wenn ich zurück bin, helfe ich Ihnen gerne beim Abwasch.«
    Er ging in den Keller, in dem Carlo Stiegler sich eine Art Büro eingerichtet hatte. Es roch muffig, war kühl und gab keine natürliche Beleuchtung. Keine angenehme Arbeitsatmosphäre, wie Kullmer fand, aber jedem das seine. Ohne großen Erfolg durchforstete er die Regale, nahm einige Fachbücher heraus, meist Gesetzesbände oder Kommentare zur Rechtsprechung, schlug Aktenordner und sogenannte Reader auf, also Materialsammlungen, wie sie an Hochschulen üblich waren. Er fand wenig Persönliches, nur ein paar Notizen, Handzettel von Uni-Partys, den Flyer eines Lieferservice und an einer Metallpinnwand einige Notizen, darunter auch eine beschriebene Visitenkarte. Kullmer wollte gerade wieder nach oben gehen, da fiel sein Blick auf den kleinen Fernseher, der am Fuß einer Ausziehcouch stand, und die danebenstehende Stereoanlage mit CD- und DVD-Regal. Er machte kehrt und überflog die Cover von rund zweihundert Medien, aktuelle Filme, dann einige Hitchcock-Klassiker und die Western von Sergio Leone. Die Musik war genauso bunt gemischt, eine Menge Hardrock, das meiste nur als Kopie, dann einige Sampler, ab und an eine Sammelbox, so etwa ein Best of von Elton John und von The Who. Nach Led Zeppelin suchte Kullmer vergeblich. Enttäuscht verließ er den Keller und kehrte zurück in die Küche, wo Frau Stiegler gerade den Tisch abwischte.
    »Alles schon erledigt«, lächelte sie. »Aber einen Kaffee könnte ich uns noch kochen.«
    »Danke, nein.« Kullmer schüttelte den Kopf. »Frau Stiegler, ich muss dann mal wieder los, ich würde gerne diese Dinge hier mitnehmen.« Er wollte die Papiere gerade auf den Tisch legen, doch die Oberfläche war noch nicht richtig trocken.
    »Machen Sie nur.«
    »Ist Ihnen noch etwas eingefallen zu dem Freund Ihres Sohnes?«
    »Nein, eigentlich nicht. Er war schweigsam, aber immer nett. Trug bei jedem Wetter eine graue Batschkapp, Sie wissen schon, diese Mützen, wie der Dudenhöffer sie immer anhat, wenn er Heinz Becker spielt. Oder Bodo Bach.«
    »Ja, kenne ich«, lächelte Kullmer. »Hatte er ein Auto?«
    »Weiß ich nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Und seine Stimme, können Sie die beschreiben?«
    »Freundlich eben, normal, tut mir leid, aber er hat ja immer nur vier Worte mit mir gewechselt. ›Guten Tag, Frau Stiegler‹. Dann sofort runter in den Keller und irgendwann ›Auf Wiedersehen, Frau Stiegler‹. Das war es auch schon.«
    »Hm, verstehe«, brummte Kullmer, der sich vor der nächsten Frage gerne noch ein wenig gedrückt hätte. »Was haben die beiden denn da unten so gemacht, haben Sie eine Ahnung?«
    »Nein, bedaure.«
    »Ich meine, das dürfen Sie jetzt nicht falsch verstehen, Frau Stiegler, aber wie schätzen Sie die Beziehung denn ein? Waren es Kommilitonen, oder hatten sie irgendein Hobby, oder war da vielleicht etwas anderes?«
    »Wie, Sie meinen doch nicht etwa … Gott bewahre!«, entfuhr es Helga Stiegler empört. »Mein Carlo war doch nicht so einer! Nicht mein Carlo«, bekräftigte sie, sofort stiegen ihr wieder Tränen in die Augen.
    »Bitte verzeihen Sie, Frau Stiegler, das wollte ich überhaupt nicht unterstellen«, entschuldigte sich Peter Kullmer. »Wir müssen nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, um die falschen aussortieren zu können.«
    »Dann haben Sie da etwas zum Aussortieren«, wimmerte Helga Stiegler. »Bitte, Herr Kullmer, wenn das alles war, ich möchte jetzt gerne alleine sein.«

Dienstag, 13.10 Uhr
    J ulia, setz dich lieber hin«, strahlte Hellmer sie an und deutete auf Bergers Chefsessel. »Du wirst Bauklötze staunen, das versprech ich dir.«
    »Dann spannt mich nicht auf die Folter«, sagte Julia und mahnte mit einer Handgeste zur Eile, während sie sich hinter den Schreibtisch begab und in das bequeme Polster sinken ließ. Sie konnte nicht leugnen, dass das orthopädische Design auch für ihre Wirbelsäule eine Wohltat war.
    »Nun? Ich sitze«, wiederholte sie ihre Forderung.
    Sabine Kaufmann beugte sich nach vorne und legte zwei Fotografien nebeneinander. Auf der einen erkannte Julia den linken Unterarm einer weiblichen Person, etwas weißes Laken, ein Stück Bettkante sowie einen Teil eines Standregals. Das andere Bild, in Breitformat, zeigte das gesamte Regal, dafür war vom Bett kaum mehr etwas zu sehen.

Weitere Kostenlose Bücher