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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Urlaubsvertretung in der Pfarrei von Hintertupfing?«
    Doch es kam weder ein Lachen noch eine Ausrede.
    »Pfarrer Heinrich, du erinnerst dich?« Die Stimme klang belegt. »Es sieht nicht gut aus, die Sache damals mit der Gallenblase war nur der Anfang, er hat Metastasen, überall, es ist nicht einmal sicher, ob er noch mal nach Hause entlassen wird.«
    »Oh, das tut mir leid«, hauchte Julia voller Mitgefühl. Sie kannte Pfarrer Heinrich, er war etwas jünger als Paps, aber mittlerweile auch schon um die siebzig.
    »Ist schon gut, du konntest es ja nicht wissen. Aber erzähl mal von dir, du klingst selbst nicht gerade topfit, wenn ich das als besorgter Vater mal anmerken darf.«
    »Ach, wir haben einen Mord, ziemlich übel, und heute haben Sabine und Frank einen Hinweis darauf gefunden, dass er mit einem anderen Fall zusammenhängt.«
    »Und das macht dir zu schaffen?«
    »Ja, ich glaube schon. Aber das willst du doch gar nicht hören.«
    »Habe ich den Eindruck bei dir erweckt?«
    »Nein, so war das nicht gemeint. Ach, ich weiß es doch auch nicht. Damals, bei Fall Nummer eins war ich gar nicht richtig involviert, das war mein erster Außeneinsatz, weißt du, und heute, in Fall zwei, hätte ich beinahe die laufende Ermittlung blockiert. Ich habe da partout nichts gesehen, was zusammenpasst. Und dann hatte ich auch noch einen üblen Zwist mit Frank.«
    »Das schwelt aber doch schon länger zwischen euch, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Ja, du hast recht. Vielleicht ist das sogar das einzig Positive an dem Fall. Frank und ich haben nämlich die Friedenspfeife geraucht, na ja, mal sehen, wie lange es anhält.«
    »Beschwöre nicht gleich das Scheitern herauf«, mahnte Julias Vater. »Manchmal muss man das Gute schon ein Weilchen suchen, aber wenn man es erkannt hat, dann sollte man es festhalten und zu schätzen lernen.«
    »Ja, da ist was dran«, pflichtete Julia ihm bei. »Dieser Fall ist wie ein Bumerang, der aus der Vergangenheit zu mir zurückkehrt und mir meine Unzulänglichkeiten vor den Latz knallt.«
    »Und du machst das Richtige daraus und verwandelst die Schwächen in Stärke. Beispiel Frank Hellmer. Du bist nicht allein, daran muss man dich manchmal erinnern, nicht wahr?«
    »Sag mal, du fragst mich jetzt aber nicht, wann ich zuletzt mein Gutenachtgebet gesprochen habe, oder?«
    »Ich glaube, ich kenne die Antwort«, sagte der pensionierte Pfarrer in ruhigem Ton. Gebetet im eigentlichen Sinn hatte Julia lange nicht mehr, verzweifelte Schreie nach Hilfe, das waren die letzten Gespräche mit Gott, an die sie sich erinnerte. Er hatte nicht geantwortet. Aber konnte man es nicht auch andersherum betrachten? Er hatte sie vor Schlimmerem bewahrt, zum Beispiel vor dem Tod, und das nicht nur sie, sondern auch Alina Cornelius. Doch diese philosophischen Gespräche hatten Herr Durant und seine Tochter bereits in Frankreich geführt.
    »Paps, für mich hat sich nichts geändert, spirituell gesehen jedenfalls. Ich versuche tagtäglich ein guter Mensch zu sein und die Welt da draußen ein wenig besser zu machen. Und sei es nur dadurch, dass ich mich voll in den Job schmeiße und ranklotze, auch in der undankbaren Position, die ich jetzt habe.«
    »Ja, und die Welt ist es wert«, sagte Herr Durant. »Was mir dabei einfällt, du hattest doch von deiner Kollegin Doris erzählt, wie läuft es denn mit dem Nachwuchs?«
    »Gut, wobei man noch kaum etwas sieht. Und bevor du fragst – die beiden werden nicht heiraten. Nicht Kullmer, so babynärrisch er auch sein mag, aber ein Leben mit Ring, nein, das ist nicht sein Ding.«
    »Ist nicht die erste uneheliche Geburt, von der ich höre«, lachte Julias Vater herzlich. »Ich mag zwar alt sein, aber ich bin nicht verbohrt. Das vergiss mal nicht.«
    »Jedenfalls ist es für die Familien natürlich toll«, fuhr Julia fort. Sie schwieg eine Weile und fügte leise hinzu: »Na, das werden wir ja leider nicht erleben, tut mir leid, dass ich dir in dieser Beziehung keine bessere Tochter sein konnte.«
    Sie wusste, wie sehr sich ihr Vater über ein Enkelkind gefreut hätte, und war sich schmerzhaft bewusst, dass ihre biologische Uhr dieses Thema bereits ausgeläutet hatte. Einmal abgesehen davon, dass sich Kinder nicht von alleine produzierten.
    »Ach, ich habe genug Leben um mich herum. Höre ich da etwa einen Hauch von Neid?«
    »Ich weiß nicht. Ich meine, die beiden haben denselben Job wie ich und sind eigentlich wie Feuer und Wasser. Aber irgendwie haben sie es in all dem Wahnsinn

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