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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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gepackt, sind seit Jahren das Traumpaar des Präsidiums und bekommen nun eben ein Kind. Einfach so. Bei mir dagegen scheitert es ja schon an einem Partner.«
    »Da, liebe Julia, kann dir dein alter Vater nun leider nicht helfen. Aber ich habe vor kurzem eine gute Predigt zum Thema Neid gehört. Es ist, wie du sicher weißt, eine der sieben Todsünden, nach Ansicht einiger sogar die allerschlimmste, weil hieraus seit Menschengedenken die niederträchtigsten Taten entstanden sind. Und das nicht nur bei uns Christen. Da sind sich die großen Propheten alle erstaunlich einig gewesen. Wenn dich das Glück deiner Kollegin melancholisch stimmt und dich zweifeln lässt, ob du deinen Lebensweg richtig gewählt hast, kannst du dich nur schwer alleine auf einen sicheren Pfad nach vorne einlassen. Geh mit ihr zusammen, sie wird sich freuen, geh mit Hellmer, und wenn dir danach ist, dann geh mit Gott. Mit so vielen Gefährten kann dir so schnell keiner was anhaben.«
    Julia leerte das Weinglas und blickte nachdenklich auf den letzten Rest Rotwein, der sich an der tiefsten Stelle des Glases sammelte. Kleine, schwarze Körnchen schwammen darin, Weinstein, wie Julia vermutete. War das ein Qualitätsmerkmal oder sollte sie den Rest der Flasche wegschütten? Sie würde im Internet nachsehen, sich keinesfalls die Blöße geben, bei Susanne nachzufragen. Wobei das andererseits überhaupt nicht schlimm wäre. Wenn Paps nicht kommt, dann könnte ich doch eigentlich … Erst jetzt fiel Julia ein, dass ihr Vater ja noch am Hörer wartete. Sie entsann sich seiner Worte. Gemeinsam. Nicht allein. Das klang alles so einfach, so logisch, und doch war es für die meisten so schwer umzusetzen.
    »Dann sei du der Gefährte für Pfarrer Heinrich, okay? Und grüße ihn von mir, bitte, und halte mich auf dem Laufenden. Ich … ich werde für ihn beten, ja, ich bete für ihn.«
    »Das ist lieb von dir, ich richte es ihm aus. Gleich morgen, da begleite ich ihn zu einer wichtigen Untersuchung. Aber hör zu, eines noch«, und die Stimme ihres Vaters klang nun wieder deutlich kräftiger, »aufgeschoben ist nicht aufgehoben, das verspreche ich dir, wir holen meinen Besuch so bald wie möglich nach!«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Als sie sich verabschiedeten, schniefte Julia einmal leise. Obwohl sie ihn jederzeit anrufen konnte, vermisste sie ihren Vater ab und zu sehr stark. Heute war einer dieser Abende.

Dienstag, 19.52 Uhr
    H eute wird eine besondere Nacht, dachte Alexander Bertram zufrieden, als er den Grand Cherokee startete. Dabei störte ihn wenig, dass er für heute kein perfektes Alibi hatte, da seine Eltern derzeit irgendwo auf Island weilten. Das dortige Reizklima, angenehme Meeresluft bei gerade einmal siebzehn Grad, wie Hannelore Bertram ihrem Sohn erst vor ein paar Tagen berichtet hatte, lockte seine Eltern jeden Sommer für zwei bis drei Wochen in die nördlichsten Zipfel Europas. Doch es gab ja auch noch den nicht zu überlistenden Hausalarm, und in Verbindung mit der verschlafenen Nachbarschaft, die größtenteils im Urlaub war und ansonsten eher im Garten döste, als auf die Straße zu achten, sollte dies genügen. Und wer sollte ihm außerdem auf die Spur kommen?
    Um 16 Uhr hatte Alexander Bertram sich von seinen Kollegen verabschiedet, freundlich und unverbindlich wie immer. Sein Chef war bereits weg, angeblich ein Außentermin. Details kümmerten Bertram erst dann, wenn ein neuer Auftrag hereinkam und er ihn bearbeiten sollte. Doch ansonsten interessierte ihn sein Brötchengeber iTeX24 nicht, denn er war finanziell längst unabhängig.
    iTeX24, ein dämlicher Name für ein kleines Unternehmen, das den Träumen seines Chefs nach einmal unter den Großen mitmischen sollte. Wer sollte sich denn einen solchen Namen merken? Aber das war nicht sein Problem.
    Um 16.12 Uhr, nachdem er mit dem protzigen Panoramaaufzug nach unten gefahren war, hatte Bertram die unter Vivien_88 gespeicherte Handynummer gewählt. Da die meisten Huren in ihren Anzeigen verlangten, dass man nicht mit unterdrückter Nummer anrufen solle, gab Bertram vorher das Senden seiner Anruferkennung mit der Tastenkombination *31# frei.
    »Hallo, du sprichst mit Vivien«, erklang eine helle Stimme, viel zu jugendlich, viel zu sehr ein volumenloser Sopran, wie Bertram enttäuscht feststellen musste. Aber das Aussehen stimmte, zumindest laut Profil, und sie sprach akzentfrei, besonders der letzte Punkt war alles andere als selbstverständlich in diesem

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