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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Milieu.
    »Hallo, ich bin Leonard«, erwiderte er freundlich, nachdem sein Blick suchend über den Vorplatz gewandert war, vorbei am Zeitungsstand des Cafés und der Auslage des Copyshops. Dabei war ihm die Kino-Ankündigung ins Auge gefallen, Inception , der neue Film mit Leonardo DiCaprio. Na ja, zumindest besser als Gunnar und einfallsreicher als Paul, dachte Bertram, während Vivien zu plappern begann. Diese piepsige Stimme, dachte er weiter, während er Uhrzeit und Treffpunkt vereinbarte, da muss ich ihr nachher wohl erst mal was zum Kauen geben. Schließlich zahlte er nicht zweihundert Euro fürs Quasseln.
    Unglaublich eigentlich, dachte Alexander Bertram bei sich, vor zwei Jahren hätte ich für das gleiche Geld noch drei Stunden bekommen. Heute musste er sich mit zwei begnügen oder noch mal einen Schein drauflegen. Gierige kleine Nutten!
    Doch genau genommen spielte das überhaupt keine Rolle.
    Um 20.30 Uhr parkte Bertram den Jeep direkt vor dem klobigen Hochhaus in der Raimundstraße 100 in Ginnheim. Eine frische Brise war aufgekommen, und es war angenehm mild. Die Straße war verhältnismäßig leer, ein paar Jugendliche lungerten auf der Wiese herum, zwei ältere Frauen mit dick beladenen Tüten schlenderten gemächlich vom gegenüberliegenden Aldi-Parkplatz in ihre Richtung, irgendwo in einer der oberen Etagen keifte eine Mutter mit ihrem schreienden Kind. Typisches Ghetto, dachte Bertram verächtlich, hoffentlich hat der Cherokee nachher noch alle vier Reifen. Doch genau betrachtet war nicht das ganze Viertel schäbig, im Gegenteil, letztlich war es nur dieses eine in tristen braungrauen Farbtönen gehaltene Gebäude mit seinen achtzehn Stockwerken, eines wie das andere, Waschbetonfassade und zurückliegende Balkons, blickdicht zum jeweiligen Nachbarn. Wie viele Wohnungen es wohl gab, in denen sich Frauen für die verschiedensten Dienstleistungen bereithielten? Alexander Bertram schätzte die Zahl auf mindestens zehn, er war bereits öfter auf diese Kontaktadresse gestoßen. Doch die räumliche Nähe zu polizeilich relevanten Gebäuden hatte ihn bislang zögern lassen; direkt nebenan lag die iranische Botschaft, dann, etwas weiter südlich, die Bundesbank und, allem voran, keine fünf Fahrminuten entfernt, das Polizeipräsidium.
    Bertram schloss den Wagen ab, schulterte einen Rucksack und folgte der Straße in nordwestlicher Richtung. Dabei fiel ihm auf, wie elegant im Vergleich zu dem Hochhaus die Wohnungen auf der gegenüberliegenden Straßenseite wirkten, es standen auch keine rostigen Autos herum, sondern eher jüngere Modelle der gehobenen Mittelklasse, ab und an auch ein Mercedes. Am Ende der Straße wartete die elegante Glasfassade eines weiteren Hochhauses, doch so weit ging Alexander Bertram nicht, er bog zwischen der Nummer 100 und dem niedrigeren Nachbargebäude nach links, vor seiner Nase erhob sich, wenige hundert Meter entfernt, der Ginnheimer Spargel, wie der schlanke Fernsehturm im Volksmund genannt wurde.
    Vorbei an einem großflächigen Klingelschild, dessen Namen teils unleserlich und teils unaussprechlich waren, zwang er sich vorbei in die halboffen stehende Eingangstür. Vierte Etage, das gehe ich zu Fuß, entschied er, und kurze Zeit später stand er vor der Wohnungstür. Bertram drückte die Klingel, ein dunkler, sanfter Gong ertönte, und der obligatorische Türspion verriet kurz darauf eine Bewegung, es hatte beinahe etwas von Routine, nicht nur für die junge Frau im Inneren der Wohnung.
    »Hallo, Leonard«, wisperte Vivien mit einem erotischen Augenaufschlag. Die Profilbeschreibung, wie Alexander noch vor seinem Gegengruß rasch überprüfte, war zutreffend: hellgrüne Augen mit feinen Wimpern, langes, braunes Haar, glatt, das etwa eine Handbreit über die Schulter hing. Zarte, sanft gebräunte Haut und unter dem cremeweißen Negligé große, natürlich wirkende Brüste, deren Brustwarzen sich abzeichneten.
    »Hallo, Vivien«, erwiderte Alexander und nickte freundlich. Er folgte ihr in die Wohnung, es gab links eine verschlossene Tür, geradeaus, nach einem Durchgang, das Wohnzimmer mit Zugang zum Balkon, eine weitere Tür links, angelehnt, und rechts eine weitere verschlossene. Um die Ecke führte eine offen stehende Tür zum Badezimmer.
    »Hübsch hier«, kommentierte Alexander, während Vivien zum Wandregal ging und eine Klapptür öffnete.
    »Möchtest du etwas trinken, Schatz?«, fragte sie und klapperte mit zwei Gläsern. Alexander sträubten sich die

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