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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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anrufen…«, er zuckte hilflos mit den Schultern. »Ein ganzer Monat…«
    Ich muß an die Stelle zurück, dachte Sharon. Die Idee kam ihr ganz plötzlich, aber schon als fester Entschluß, auch wenn sie nicht glauben konnte, daß es Sinn haben sollte. Was konnte sie allein im Sunset Park entdecken, das die Polizei möglicherweise übersehen hatte? Wollte sie an den Schauplatz des Verbrechens zurückkehren, um das Gelände zu studieren und besser zu verstehen, wie dieses Verbrechen begangen worden war? Oder um zu begreifen, worin dieses Verbrechen eigentlich bestand? Das schien ihr die Wahrheit eher zu treffen. Paul machte zwar ganz den Eindruck, aufrichtig zu sein, aber er hatte sie schon einmal belogen, und er war ganz offensichtlich sehr gut darin.
    Noch etwas anderes hörte nicht auf, Sharon zu beschäftigen – schon seit dem Abend, an dem Ann wahrscheinlich gestorben war; es war keine logische Überlegung, aber auch keine, die sich so einfach beiseite schieben ließ: Es war die Überzeugung, daß Ann Rice als letzte von ihnen sterben würde, weil sie unbesiegbar war.
    »Ich gehe noch mal in den Sunset Park«, erklärte Sharon fest.
    »Und wozu?« wollte Paul wissen.
    »Um nach ihr zu suchen«, gab sie zurück.
    »Du findest sie sowieso nicht«, meinte Paul müde.
    »Ich gehe trotzdem«, sagte sie. »Chad, willst du nicht mitkommen?«
    »Nein«, murmelte er, noch immer von ihnen abgewandt und sehr traurig. »Ich will nicht – ich hasse diesen Ort!«
    »Aber du kennst dich dort aus«, wandte Sharon ein. »Ich brauche dich!«
    »Frag mich einfach später noch mal, in Ordnung?«
    Jetzt klopfte der Polizeibeamte von außen an die Tür – ihre Zeit war abgelaufen. Bevor Sharon und Chad auch nur die Tür aufmachen konnten, betraten zwei andere Beamte den Raum, von denen einer ein Paar Handschellen bereithielt. Er forderte Paul auf, beide Hände auszustrecken, und der andere Polizist las ihm seine Rechte vor.
    Sharon fand das alles sehr traurig. Jerrys Tod war tragisch gewesen, aber Ann hatte mit ihrem verrückten Plan alles noch viel schlimmer gemacht.
    Doch der Plan war genial gewesen, das mußte sie ihr lassen!
    Als sie die Handschellen zuschnappen hörten und sahen, wie sich die Tür hinter Paul schloß, kam Sharon noch eine andere Idee, noch seltsamer als die vorige und bedeutend beunruhigender. Vielleicht hatten sie das Ausmaß von Anns Gerissenheit bisher alle unterschätzt!
    Hatte Ann sich, als sie merkte, daß sie zu früh losgeschnitten wurde, vielleicht verraten gefühlt? Und hatte sie deshalb beschlossen, sich auf die gleiche Weise an Paul zu rächen wie an Sharon? Vielleicht war Paul jetzt genau da, wo Ann ihn haben wollte! Sie konnte wirklich noch am Leben sein!

 
    9. Kapitel
     
     
     
    Als Ann gemerkt hatte, daß sie im Begriff war, losgeschnitten zu werden, war sie sich blitzartig auch darüber klargeworden, wie nahe sie daran war, zu sterben. Noch immer schwang sie zwischen der Klippe und dem Fluß hin und her, aber nur am Scheitelpunkt ihrer Schwungbahn befand sich genügend tiefes Wasser unter ihr, das einen Fall von zwölf Metern dämpfen konnte. Wenn sie wirklich zu einem willkürlichen Zeitpunkt fiel, den derjenige bestimmen würde, der sich dort oben am Seil zu schaffen machte, würde sie wahrscheinlich auf den harten Felsen landen, von denen einige spitz und scharfkantig waren.
    Im Bruchteil einer Sekunde begriff sie, was sie zu tun hatte: Ihr gebrochener Arm hinderte sie daran, sich wie geplant mit Hilfe des zweiten Seils hinunterzulassen; es war unmöglich, selbst wenn sie alle Zeit der Welt gehabt hätte, und auch mit zwei gesunden Armen wäre es schon schwierig genug gewesen. Jetzt bestand ihre einzige Chance darin, das erste Seil loszuhaken, mit dem sie bis hierhergelangt war, und den Zeitpunkt ihres Falls selbst zu wählen. Das zweite Seil hatte sie schon an ihrem Fanggurt befestigt und mit seiner Hilfe würde es ihr gelingen, sich vor dem Ertrinken zu retten. Sie würde sich genau in die Mitte des Whipping River fallen lassen!
    Dazu mußte sie sich ein kleines Stück hochziehen und das erste Seil von ihrem Gurt lösen; das bedeutete, daß sie mit der Hand an ihrem gebrochenen Arm – ihrer rechten Hand, die im Moment vollkommen gefühllos war, den Haken des ersten Seils an ihrem Fanggurt lösen und am zweiten befestigen mußte. Wenn sie wenigstens ein Messer gehabt hätte! Dann hätte sie das Seil einfach durchschneiden können, während sie genau aber dem Fluß war! Und sie hatte

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