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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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durchgegangen, weil ich Angst hatte, dass wir irgendeine Kleinigkeit übersehen haben könnten, an der die ganze Sache scheitern würde. Lindsay und Brian mussten ihre Beweggründe schriftlich formulieren. Sie mussten ihre Geburtsurkunde und ihre Heiratsurkunde vorlegen. Sie mussten Angaben zu ihrem Haus, zu ihrem Job und zu ihrem Einkommen machen und Nachweise zu ihren Vermögensverhältnissen einreichen.«
    Mrs. Lowther nickte zustimmend. »Und zu ihrer Religionszugehörigkeit, zu ihrer Fähigkeit, Kinder großzuziehen... Sie mussten Referenzen vorlegen, als ob sie sich für einen Job beworben hätten.«
    »Ganz genau«, sagte Henry. »Und sie mussten ärztliche Gutachten einreichen – nicht nur zu ihrem körperlichen Gesundheitszustand, sondern auch zu ihrem psychischen. Ihr gesamter Hintergrund wurde überprüft, sogar hinsichtlich eventueller Vergehen im Straßenverkehr. Sie mussten eine Absichtserklärung einreichen, in der sie sich verpflichteten, das Kind nicht für medizinische Versuche herzugeben. Medizinische Versuche! Für welche Art von Menschen halten die uns, in Gottes Namen?«
    »Und alle diese Dokumente mussten ins Bulgarische übersetzt und von einem Notar beglaubigt werden«, sagte Mrs. Lowther und glaubte offenbar, damit den Ausführungen ihres Ehemanns die Krone aufzusetzen.
    Mr. Lowther atmete tief durch. »Ja, die Angelegenheit war viel zu kompliziert. Uns wurden in jeder Phase unüberwindbare Hürden in den Weg gestellt, und die ganze verdammte Bürokratie hat uns schlichtweg erdrückt. Das war eine schwere emotionale und finanzielle Belastung für die ganze Familie.«
    »Finanziell, Sir?«
    »Oh, ja, finanziell. Habe ich das nicht erwähnt? Mit den Anwalts- und Notargebühren und den Kosten für die ständigen
Reisen nach Sofia wurde die Sache enorm teuer. Und das Schlimmste war, dass einfach kein Ende in Sicht war. Selbst Lindsay hat das Ganze so mürbe gemacht, dass sie dachte, wir müssten aufgeben.«
    »Aber Sie haben nicht aufgegeben, oder?«, sagte Fry. »Sie haben einen Weg gefunden, um das System zu umgehen, habe ich recht?«
    Lowther drehte sich auf dem Sofa, um seine Frau anzusehen. Die beiden tauschten einen Blick, der zu bedeutungsschwanger war, als dass Fry ihn hätte interpretieren können.
    »Ja«, gab Lowther schließlich zu. »Genau dann – im dunkelsten Augenblick in der ganzen Angelegenheit, als wir am absoluten Tiefpunkt angelangt waren -, genau dann geschah aus unserer Sicht ein Wunder. Das war, als Rose Shepherd uns kontaktierte.«
    »Dann hat Sie also nicht einer Ihrer Geschäftspartner miteinander bekannt gemacht, wie Sie ursprünglich sagten?«
    »Nein, das hat nicht ganz gestimmt.«
    »Wie hat sie denn Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
    »Sie hat in dem Hotel angerufen, in dem wir gewohnt haben. Fragen Sie mich nicht, woher sie wusste, wo wir untergebracht waren, oder wie sie überhaupt von uns gehört hatte. Es war alles eine ziemliche Geheimniskrämerei – wir hatten keine Möglichkeit, mit ihr Kontakt aufzunehmen, während wir dort waren. Wir mussten immer warten, bis sie anrief. Aber es war von Anfang an klar, dass Miss Shepherd jede Menge... na ja, Beziehungen innerhalb des Systems hatte. Ich bin mir sicher, dass sie mit einigen Leuten aus dem Waisenhaus zusammengearbeitet hat, aber das kam nie zur Sprache, und wir haben auch nicht danach gefragt.«
    »In Ordnung. Und was hat sie Ihnen angeboten?«
    »Sie hat uns eine Abkürzung durch den Bürokratismus angeboten. Sie hat gesagt, sie könnte die erforderlichen Papiere beschaffen und Zlatka direkt an uns übergeben. Gegen eine
Gebühr natürlich. Aber ehrlich gesagt, war die Summe, die sie nannte, ein ganzes Stück geringer als die Kosten, mit denen wir gerechnet hatten, wenn wir den Adoptionsantrag vor Gericht durchgeboxt hätten. Sie hat uns erzählt, dass sie dasselbe bereits für andere Paare aus dem Ausland getan hätte, und hat sogar angeboten, uns Referenzen zu zeigen.«
    »Und Sie haben ihr geglaubt, Mr. Lowther?«
    »Selbstverständlich – vor allem, nachdem ich sie persönlich kennengelernt hatte. Sie machte einen wirklich netten und harmlosen Eindruck, obwohl sie ein bisschen verschlossen war, wie eine alte unverheiratete Tante. Und es half sehr, dass sie so... na ja, so britisch wirkte. Die Tatsache, dass sie genau wie wir war, beruhigte uns – aber gleichzeitig war sie Bulgarin. Da sie mit den Sitten des Landes vertraut war, wusste sie, wie man mit Regierungsangestellten umgeht. Sie konnte mit

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