Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
dem System spielen, wenn Sie so möchten. Tja, Miss Shepherd hat uns schließlich versprochen, unserem Frust ein Ende zu setzen. Sie bot uns genau das an, was wir auf offiziellem Weg nicht erreichten.«
»Und hat sie zufällig auch erwähnt, dass das, was sie Ihnen angeboten hat, illegal ist?«
»Nein, natürlich nicht. Das hat sie nicht einmal angedeutet. Sie hat uns glauben gemacht, dass alles völlig korrekt wäre. Sich selbst hat sie als internationale Adoptionsagentin bezeichnet.«
»Aha, ein paar geflügelte Worte machen einen großen Unterschied, nicht wahr?«, sagte Fry.
Lowther schnitt eine Grimasse und sah sie vorwurfsvoll an, als habe ihn ihr Sarkasmus eher enttäuscht als beleidigt.
»Damals kam es uns vor, als hätte der Himmel sie geschickt, wissen Sie. Vor allem Lindsay. Sie dürfen nicht vergessen, dass sie Zlatka bereits mehrere Male getroffen hatte und zwischen den beiden bereits eine Art von Mutter-Tochter-Beziehung entstanden war. Lindsay hatte diesem Kind schon einen
Platz in ihrem Herzen gegeben. Der offizielle Ablauf hatte das gewissermaßen gefordert. Es ist äußerst grausam, eine Frau diese Erfahrung durchmachen zu lassen und ihr dann das Kind wieder zu entreißen. Finden Sie nicht?«
»Ich bin nicht in der Position, um das Rechtssystem eines anderen Landes zu beurteilen«, erwiderte Fry.
Mrs. Lowther lächelte traurig. »Sie haben selbst keine Kinder, nehme ich an.«
Frys Haltung versteifte sich. »Wollen Sie mir tatsächlich weismachen, dass weder Sie beide noch sonst irgendjemand aus Ihrer Familie jemals den Verdacht gehegt hat, dass Miss Shepherds Vorschlag womöglich gegen das Gesetz verstößt?«
Lowther seufzte. »Ich glaube, Brian war der Einzige, der Zweifel hatte. Aber er wollte unbedingt, dass Lindsay glücklich ist, wissen Sie. Deshalb hat er der Sache trotz seiner Bedenken zugestimmt.«
»Und wer hat das Honorar bezahlt?«
»Ich. Und ich habe es gern getan. Miss Shepherd sprach Bulgarisch, und sie war in der Lage, Dinge zu arrangieren, die wir allein nicht hätten bewerkstelligen können. Sie kannte das System.«
»War es schwierig, Zlatka aus Bulgarien hinauszubringen?«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Miss Shepherd hat sie außer Landes gebracht. Die Vereinbarung lautete, dass wir nach Promahonas, gleich hinter der griechischen Grenze, reisen würden, wo sie uns Zlatka übergeben wollte. Das taten wir dann auch. Wir haben im Hotel Olympic in Sidirokastro gewohnt, etwa fünfzehn Kilometer von der Grenze entfernt.«
Lowther fummelte an den Blättern einer Topfpflanze herum, wobei sich ein paar Wassertropfen auf dem Eichenfußboden verteilten. Fry wartete, bis er weitersprach, da sie es für das Beste hielt, ihn nicht zu unterbrechen.
»Vom Balkon unseres Hotelzimmers aus konnten wir eine weiße Kirche auf einem Hügel sehen«, fuhr er fort. »Es könnte auch eine Moschee gewesen sein, da bin ich mir nicht sicher. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an sie. An dem Abend, als wir ankamen, hielten wir uns eine Weile auf dem Balkon auf und betrachteten sie, weil wir nicht wussten, was wir sonst mit unserer Zeit anfangen sollten. Ich merkte, dass Lindsay nicht über das Treffen sprechen wollte – es machte sie zu nervös.«
»Hatte sie Angst, dass Miss Shepherd sich nicht an die Vereinbarung halten würde?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir haben ihr beide vertraut, was zum Teil daran lag, dass sie britisch war wie wir. Außerdem hatten wir bei unserem ersten Treffen mit ihr den Eindruck, dass sie eine sehr aufrichtige Person ist. Nein, wegen Rose Shepherd hatten wir keine Zweifel. Aber wir wussten nicht, welche Probleme sonst noch auftauchen konnten, was unterwegs noch alles hätte schiefgehen können. Ich bin mir sicher, Lindsay hat sich das Allerschlimmste ausgemalt – dass sie das Kind nie wiedersehen würde.«
»Dann waren Sie also am nächsten Tag verabredet...«, sagte Fry, um ihm auf die Sprünge zu helfen.
»Ja. Am Nachmittag, um Miss Shepherd Zeit zu geben, von Pleven herzufahren. Das bedeutete, dass wir irgendwie die Zeit bis dahin totschlagen mussten. Deshalb war der Vormittag noch schlimmer. Aber Miss Shepherd hat Wort gehalten. Sie ist über die E79 von Sofia nach Promahonas gefahren, und die Übergabe fand auf dem Rücksitz unseres Mietwagens statt. Sie überreichte uns Zlatka und die Papiere, die wir brauchten. Alles schien in Ordnung zu sein. Perfekt sogar. Wir waren überglücklich.«
»Und das
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