Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Sprache. »Ja. Danke, Ben.«
»Keine Sorge. Er hat dich nur auf den Arm genommen. Das muss der bulgarische Humor sein. Trotzdem schade – ich
hätte Georgi nämlich gerne gefragt, ob er an dem Abend eine Frau am Fluss gesehen hat.«
»Da war keine Frau«, entgegnete sie automatisch. Nachdem Cooper gegangen war, holte Fry die Postkarte wieder hervor und zwang sich endlich, einen Blick auf das Foto zu werfen.
Der Text auf der Karte wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da ihr das Foto alles sagte, was sie wissen musste. Es zeigte zwei Personen, die vor einem gedrungenen runden Turm standen, zu dessen Eingang in Form eines riesigen »H« eine Treppe führte. Ohne die Abbildung auf der Postkarte hätte sie das Gebäude nicht erkannt. Es handelte sich um das Pleven-Panorama-Museum.
Georgi Kotsev trug eine Uniform, an deren Brusttasche sein silbernes Abzeichen prangte. Und er sah äußerst schick darin aus. Die blaue Uniformjacke mit Schulterstücken stand ihm sogar noch besser als seine schwarze Lederjacke. Kotsev lächelte unter seiner hohen Dienstmütze. Dieses Lächeln war Fry in den wenigen Tagen, in denen sie mit ihm zu tun gehabt hatte, vertraut geworden. Es drehte ihr das Herz in der Brust herum, bis ihr leicht übel wurde.
In diesem Fall schien der Grund für Georgis Lächeln jedoch die Frau zu sein, die neben ihm stand. Sie war auffallend gutaussehend, hatte schwarzes Haar und dunkle Augen und trug einen blauen Schal und eine rote Seidenbluse, die am Hals aufgeknöpft war. Sie reichte Georgi höchstens bis zur Schulter, und er hatte ihr den Arm um die Taille gelegt. Sie war wie eine dunkle Rose in seiner Hand.
Doch das war noch nicht alles. Noch längst nicht alles.
Auf dem Foto waren nämlich drei Personen zu sehen. Und hier schienen für Fry Wirklichkeit und Illusion einmal mehr miteinander zu verschmelzen. Dr. Sinclair hatte gesagt, Halluzinationen seien unter Umständen nur eine andere Möglichkeit, um die Realität zu konstruieren. Wer konnte schon
beurteilen, wessen Wahrnehmung der Wirklichkeit die richtige war? Diese Frage ließ sich einfach nicht beantworten.
Doch einer Sache war sie sich sicher. Sergeant Kotsev war tatsächlich ein Profi. Die Frau an seiner Seite hatte das markante Äußere einer Roma. Und das Kind in ihren Armen war das hübscheste Baby, das Fry jemals gesehen hatte.
Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »Scared to Live« bei HarperCollins Publishers , London.
München Super liefert Mochenwangen
1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung September 2008 Copyright © der Originalausgabe 2006 by Stephen Booth
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlagfoto: Visum/buchcover.com/Doublepoint Pictures
Redaktion: Ilse Wagner
NG · Herstellung: Str.
eISBN : 978-3-641-03181-7
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