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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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nach. Denn das war es nicht, was John Lowther in jenen letzten Augenblicken gequält hatte, oder? Seine letzten Worte, bevor er vom Turm auf den Heights of Abraham in die Tiefe gestürzt war, hatten sich nicht auf Rose Shepherd bezogen, sondern auf seine Schwester und deren Kinder. Ich habe sie schreien hören. Ich werde sie immer schreien hören . Diese Schreie mussten also in John Lowthers Kopf ertönt sein. Eine letzte Illusion.
    Und Cooper wusste, dass es noch etwas gab, was er Fry gegenüber besser nicht erwähnen sollte. Er konnte nicht umhin, sowohl mit den Mullens als auch mit den Lowthers Mitleid zu empfinden. Der verzweifelte Wunsch der Mullens nach einem Mädchen hatte schreckliche Folgen für sie gehabt. In gewisser Weise hatten Brian und Lindsay zwei Kinder für eines geopfert, als hätten sie eine grausige Partie Schach gespielt. Eine Partie, die sie letzten Endes verloren hatten.
    »Die Mullens haben das alles des dritten Kindes wegen getan«, sagte er, da diese Formulierung als sichere Möglichkeit erschien, es loszuwerden.

    Fry nickte. »Und dieses Kind war nicht einmal ihr eigenes.«
    »In biologischer Hinsicht nicht. Aber sie haben unglaublich viel auf sich genommen, um die Kleine ihrer Familie hinzuzufügen, oder? Eigentlich war Luanne das Kind, in das sie am meisten investiert haben – Zeit und Mühe und natürlich Geld. Aber vielleicht auch am meisten Liebe.«
    »Denken Eltern wirklich so?«, fragte Fry. »Ich bin immer davon ausgegangen, dass ihnen die eigenen Kinder am wichtigsten sind. Ihr eigenes Fleisch und Blut.«
    Doch sie klang unsicher, als handelte es sich dabei um ein Thema, bei dem sie nicht mitreden konnte. Cooper erinnerte sich an die wenigen Details, die sie ihm einst über ihre Kindheit im Black Country erzählt hatte, nachdem sie ihren Eltern weggenommen und in Pflege gegeben worden war. Er war sich nicht sicher, was aus Dianes leiblichen Eltern geworden war und ob sie jemals wieder Kontakt zu ihnen gehabt hatte. Sie hatte sie nie erwähnt, und Cooper glaubte nicht, das Recht zu haben, sie danach zu fragen. Eines Tages vielleicht – falls er jemals das Gefühl haben sollte, sie gut genug zu kennen.
    »Nein, Diane, ich bin mir nicht sicher, ob das immer so ist«, sagte er, obwohl er nicht der Meinung war, bei diesem Thema besser mitreden zu können. Er hatte einfach das Bedürfnis, ihr das zu sagen.
    »Es gibt immer noch keine Spur von Luanne Mullen. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Irgendjemand hat sie irgendwohin gebracht.«
    »Sie könnte ebenso gut tot sein, oder nicht?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wenn du mich fragst, hatte Georgi recht, und sie ist wieder bei ihrem Vater.«
    »In diesem Fall wäre alles umsonst gewesen. Wir hätten alle versagt – ich, du, Georgi Kotsev. Was für eine Zeitverschwendung.«

    »Dann hoffen wir mal, dass wir was von Georgi hören«, sagte Cooper.
    Und als er Frys Gesichtsausdruck sah, dachte er, dass sie diese Ansicht vermutlich teilte.
    »Wie läuft es mit Henry Lowther?«
    »Wir werden ihm die Wahrheit schon noch entlocken. Er redet zwar nur widerwillig, aber wenigstens quatscht er nicht so wirres Zeug wie sein Sohn.«
    »Kannst du dich noch daran erinnern, dass ganz am Anfang jemand eine Frage gestellt hat, als wir nach dem Mord in Rose Shepherds Haus waren?«, fragte Cooper. »Damals wusste niemand eine Antwort darauf.«
    »Welche Frage war das?«
    »Was Miss Shepherds Mörder am Telefon zu ihr gesagt haben könnte, um sie ans Fenster vor sein Visier zu locken.«
    »Das werden wir nie erfahren, es sei denn, Henry Lowther verrät es uns.«
    »Tja...«, sagte Cooper, »wenn Miss Shepherds finanzielle Situation so aussichtslos war, dass sie beschlossen hat, Henry Lowther zu erpressen, gäbe es schon einen Satz, der sie dazu bewegt haben könnte, genau das zu tun.«
    »Und der wäre?«
    » Rose, ich bringe Ihnen Ihr Geld .«
    Doch sobald Cooper das gesagt hatte, wurde ihm bewusst, dass er immer Sympathie für sie empfinden würde, auch wenn sie eine Erpresserin und eine Kinderhändlerin gewesen war. Und dafür gab es nur einen einzigen Grund. Niemand hatte jemals eine Träne für Rose Shepherd vergossen.

40
     
     
     
     
    D rei Tage später erhielt Fry mit der Morgenpost in der West Street einen Brief. Er war mit einer bulgarischen Briefmarke frankiert, die einen Schmetterling mit gelben Flügeln zeigte, und die Anschrift auf dem Umschlag war in winzigen präzisen Buchstaben geschrieben. Sie enthielt ihren Namen und ihren

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