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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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gemietet, bei Nóra, nicht weit vom Schwimmbad. Ich war aber noch nie da.« Er trank einen Schluck Kaffee.
    »Wohnte er dauerhaft hier?«
    »Doch, doch, ich glaube schon. Er hat natürlich hier und da Aufträge angenommen. Hat zuletzt an einem Sommerhaus gearbeitet … ja, im Skagafjörður, genau. Wurde die Leiche etwa da gefunden? Der arme Kerl.« Hákon klang nun doch etwas mitfühlender und schien erst jetzt zu begreifen, dass sein Kollege tot war.
    »Ich denke, es ist besser, wenn ich erst mal nicht zu viel sage«, entgegnete Ari bestimmt. »Können Sie mir Auskünfte über die Männer geben, die bei ihm gearbeitet haben?« Er riss ein Blatt aus seinem Notizbuch und gab es Hákon, der drei Namen aufschrieb, dann in seinem Handy nachschaute und die Telefonnummern hinzufügte.
    »Bitte sehr. Das sind alles Ehrenmänner.«
Und keine Mörder
, verbarg sich hinter seinen Worten.
    Ari machte Anstalten aufzustehen. Einige Passanten waren stehen geblieben und spähten immer wieder zu Hákon und ihm herüber, taten aber so, als betrachteten sie die Boote im Hafen oder das prächtige Kreuzfahrtschiff. Sie machten sich bestimmt so ihre Gedanken darüber, warum der Vorarbeiter vom Tunnelbau sich mit der Polizei unterhielt. Der Klatsch würde sich schnell verbreiten.
    »Hören Sie zu, mein Freund«, sagte Hákon dann. »Sie sollten lieber mit diesem Künstler sprechen. Die Jungs tun keiner Fliege was zuleide.«
    Ari richtete sich auf seinem Stuhl auf.
    »Hören Sie mal zu, mein Freund«, entgegnete er. »Sie sagen mir nicht, wie ich meine Arbeit machen soll …«
    Hákon stutzte und fiel Ari dann ins Wort.
    »Nein, hören Sie, Entschuldigung.«
    »… auch wenn Sie ein alter Popstar sind«, ergänzte Ari. »Von welchem Künstler sprechen Sie?«
    »Ja, hören Sie, der heißt Jói. Ich weiß seinen Nachnamen nicht, er nennt sich nur Jói. Er ist Performance-Künstler … Gott weiß, was das bedeuten soll. Und er ist auch, ach, Sie wissen schon …«
    »Nein, weiß ich nicht«, sagte Ari und wartete geduldig darauf, dass Hákon das richtige Wort einfiel.
    »… so ein Umweltaktivist.« Die Verachtung in Hákons Stimme war nicht zu überhören.
    »Und Elías und er kannten sich?«
    »Ja, sie haben zusammen für das Unterstützungskonzert gearbeitet, das in Akureyri stattfinden soll. Elías war schwer aktiv bei diesen Wohltätigkeitsgeschichten, er hat ein Konzert für die Familienhilfe organisiert, die von Nóra geleitet wird. Die Familienhilfe, Sie wissen schon …«
    Diesmal wusste Ari die Antwort: Die Familienhilfe war kurz nach dem Bankencrash ins Leben gerufen worden, um Familien und Alleinstehenden in Nordisland zu helfen, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren, ihre Arbeit verloren hatten oder finanziell nicht mehr auf die Füße kamen. Es handelte sich um eine Privatinitiative von Bürgern, unter anderem aus Siglufjörður, die erfolgreich gestartet war. Ari hatte selbst ein paar tausend Kronen gespendet, als der Verein gegründet wurde und Unterstützer suchte.
    »Und wie gestaltete sich diese Zusammenarbeit? Wollte Jói bei dem Konzert eine Performance abhalten? Hat Elías für die Familienhilfe gearbeitet?« Ari bereute es sofort, so viele Fragen auf einmal gestellt zu haben – ein grundlegender Fehler bei vielen Verhören –, aber Hákon ließ sich nicht durcheinanderbringen und antwortete gewissenhaft.
    »Also … Elli … Elías bekam im Frühjahr angeboten, ein Konzert zu organisieren, dessen Gewinn der Familienhilfe zufließen soll. Er hat sich um die gesamten Vorbereitungen gekümmert. Jói wollte bei dem Konzert singen, er ist nebenbei Liedermacher, und sie sind irgendwie aneinandergeraten, mehr weiß ich auch nicht. Kurz gesagt, Jói ist der Mann, den Sie sich vorknöpfen sollten, nicht Ellis Kollegen.« Er schmunzelte in seinen Bart.
    Ari stand auf und sagte: »Mal sehen, danke für das Gespräch … mein Freund.«
    Dann ging er entschlossenen Schrittes davon.

8 . Kapitel
    Ísrún hatte nach dem Morgenmeeting sofort beim Meteorologischen Institut angerufen, um sich nach der Asche zu erkundigen, die in der Stadt bemerkbar war. Sie sprach mit einer jungen Frau, die frisch von der Uni kam, aber alles über die Asche und die Luftverschmutzung in Reykjavík wusste. Ein wandelndes Lexikon und die perfekte Interviewpartnerin – bis Ísrún sie danach fragte. Da stutzte sie, verhaspelte sich zum ersten Mal und lehnte ein Interview rigoros ab.
    »Können Sie mich nicht einfach zitieren?«,

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