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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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Art Lachen aus.
    »Ja, ich kannte ihn. Ein mieses Schwein.« Seine Stimme hatte einen ernsten Unterton bekommen.
    »Ein feiner Kerl«, entgegnete Ari fast automatisch.
    »Was?«
    »Ein feiner Kerl – so wurde er mir heute beschrieben.«
    »Er wusste, wie man sich einschleimt, aber ich habe ihn durchschaut. Ich durchschaue jeden. Das ist die Künstlernatur, wissen Sie«, sagte er und hüpfte auf dem anderen Bein über die Leinwand.
    »Hatten Sie Streit miteinander?«, fragte Ari ziemlich barsch. Dieses Theater brachte ihn ganz durcheinander.
    »Bei der Demo? Nein, kann man nicht sagen«, antwortete Jói, trat von der Leinwand, tauchte dann seinen linken Fuß in gelbe Farbe und malte mit beiden Füßen weiter.
    »Demo? Welche Demo?«, fragte Ari, ohne seine Verwunderung verbergen zu können.
    »Ach, wussten Sie das nicht?«, fragte Jói zögernd.
    »Was war das für eine Demonstration?«
    »Demonstration ist eigentlich zu viel gesagt. Kaffeeklatsch trifft es eher. So protestieren wir eben hier auf dem Land. Wir haben uns zusammengetan, insgesamt vielleicht zehn Leute, und ein Protestcamp am Héðinsfjörður-Tunnel errichtet.«
    »Ich dachte, die Leute hier wären für den Tunnel.«
    »Ich nicht. Wir haben gegen die Umweltzerstörung protestiert, dass man eine Straße durch den Berg gesprengt hat, und natürlich gegen die Folgen, dass der Héðinsfjörður dadurch zu einer stark befahrenen Strecke wird. Einer der entlegensten Fjorde des Landes. Eine unberührte Perle der Natur. Das ist eine Schande!« Jói schnaubte.
    »Und hatten Sie Erfolg?«
    »Das sehen Sie ja. Soweit ich weiß, wird der Tunnel im Winter eröffnet.«
    »Lief das alles friedlich ab?«
    »Mehr oder weniger«, antwortete er leise.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Elías hat sich ziemlich aufgeregt. Er war gerade erst hergezogen. Hat uns wild beschimpft. Ich war der Einzige, der ihm was entgegengesetzt hat. Es kam zu Handgreiflichkeiten.« Jói zögerte. »Er hat mich angerempelt, oder ja, richtig geschubst. Aber ich habe mich nicht provozieren lassen. So was passiert schon mal in der Hitze des Gefechts, aber von da an war er mir suspekt.« Er schaute auf und lächelte unsicher.
    »Kannten Sie sich schon vorher?«
    »Nein, gar nicht.« Dann fügte er hinzu: »Dabei war Elías als Kind hier in der Nähe auf dem Land, bei einem Ehepaar im Skagafjörður, auf einem Hof, der jetzt nicht mehr bewirtschaftet ist. Da war ein paar Jahre lang eine Art Feriencamp für Jungen aus Reykjavík.«
    »Vielleicht sollte ich mal mit denen reden«, sagte Ari. »Wissen Sie, wo sie jetzt wohnen?«
    »Sie sind beide tot. Um mit denen zu reden, müssten Sie sich auf unkonventionelle Wege begeben, aber eins ihrer Kinder ist nach ihrem Tod hergezogen. Ihr Sohn Jónatan, der wohnt neben dem alten Friedhof.«
    »Ich schaue bei Gelegenheit mal bei ihm vorbei«, sagte Ari und wechselte das Thema. »Erzählen Sie mir von diesem Benefizkonzert, das Sie organisiert haben. Wollten Sie da auftreten?«
    »Ja, das will ich immer noch. Es findet bestimmt statt, auch wenn Elías tot ist. Jetzt ist es sogar wahrscheinlicher, dass es stattfindet. Ich hatte schon überlegt, mich komplett aus der Sache auszuklinken, aber das ist jetzt nicht mehr nötig.«
    »Warum wollten Sie aufhören?«
    »Ich war ja zusammen mit Nóra und Elías für die Organisation zuständig. Sie war total begeistert von ihm … Wahrscheinlich hat sie ihn einen feinen Kerl genannt, oder?« Er grinste, wartete nicht auf eine Antwort und fuhr fort: »Das war alles ein bisschen undurchsichtig, also, als Elías dazu kam. Er kümmerte sich um die gesamten Finanzen, ohne uns einen Einblick zu geben. Nóra war das egal, aber mir nicht. Ich habe heimlich Unterlagen durchsucht und bin auf horrende Rechnungen gestoßen für Ausgaben, die mir überhaupt nichts sagten. Ich vermute, er wollte auf diese Weise Schwarzgeld in Umlauf bringen.«
    »Geldwäsche?«
    »Genau, das ist wohl das richtige Wort. Er hat darauf vertraut, dass solche Aktionen bei einer Wohltätigkeitsorganisation niemandem auffallen würden. Ich habe dem Kerl nicht über den Weg getraut, so war es nun mal.«
    »Sie waren nicht zufällig in der Nähe des Orts, an dem er letzte Nacht ermordet wurde?«, fragte Ari beiläufig.
    »Der war gut«, sagte Jói grinsend. »Ich war letzte Nacht in Akureyri auf dem Campingplatz, um zu malen. Nicht im Skagafjörður, um einen Mann umzubringen.«
    »Das ist ja nicht weit voneinander entfernt«, murmelte Ari.
    »Nicht weit an

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