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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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berüchtigten Arzt Ríkharður Lindgren gehörte, hatte Ari eine Idee. Konnte es sein, dass der Mörder es auf Ríkharður abgesehen hatte?
    Ari holte Einkünfte über die drei Personen ein, die durch Ríkharðurs Fehler gestorben waren. Die Erste war eine hochbetagte Witwe aus Breiðholt, die bei einer Operation verstorben war und eine Tochter und Enkelkinder hinterließ. Eine Frau im Rentenalter aus Kópavogur war ebenfalls gestorben, allerdings erst nach einem schweren Todeskampf. Sie hinterließ einen Mann, der inzwischen in Akureyri wohnte, sowie mehrere Kinder. Des Weiteren starb ein älterer Mann aus Hafnarfjörður, der an diversen Krankheiten litt, nach einer schweren Operation. Er hinterließ einen Sohn, der jetzt in Norwegen lebte.
    Darüber hinaus hatten Tómas und er von der Polizei in Akureyri weitere Informationen über den Fortlauf der Ermittlungen erhalten. Ein Journalist aus Reykjavík hatte bei der Polizei in Sauðárkrókur angerufen und gefragt, ob Elías in Drogenschmuggel verwickelt gewesen sei. Er hatte behauptet, Beweise dafür zu haben, aber nicht sagen wollen, welche. Daraufhin war die Polizei dieser Möglichkeit nachgegangen, bisher jedoch ohne Ergebnis. Außerdem war inzwischen bestätigt worden, dass Elías erst Anfang der Woche von einer mehrtätigen Reise aus Dänemark zurückgekehrt war. Er hatte keinen Anschlussflug über eine isländische Fluggesellschaft gebucht, aber man überprüfte noch, ob er mit einer ausländischen Linie von Dänemark aus weitergeflogen war.
    Ari hatte Kontakt mit Elías’ drittem Mitarbeiter Páll Reynisson aufgenommen, den Tómas immer nur Bullen-Palli nannte, weil er mal als Sommervertretung bei der Polizei in Siglufjörður gearbeitet hatte. Páll befand sich gerade auf dem Weg von Reykjavík in den Norden und versprach, bei der Wache vorbeizukommen, sobald er wieder im Ort wäre.
    Ari wollte in der Zwischenzeit unangekündigt bei diesem Künstler, den alle Jói nannten, vorbeischauen. Hákon, der Vorarbeiter beim Tunnelbau, hatte nachdrücklich auf ihn hingewiesen, und falls der die Wahrheit sagte, hatten Jói und Elías eine Auseinandersetzung im Zusammenhang mit der Familienhilfe gehabt.
    Das klang vielversprechend.

19 . Kapitel
    Der Künstler wohnte im Hlíðarvegur in einem alten, kleinen, einstöckigen Haus, das weiß gestrichen war. Kletterpflanzen bedeckten die gesamte Vorderfront, und im Fenster über der Haustür standen knallrote Babuschkas mit gelbem Muster der Größe nach aufgereiht.
    Da es keine Türklingel gab, klopfte Ari leicht gegen das Glaskunstwerk in der Haustür. Ein Mann mittleren Alters kam um die Ecke.
    »Kommen Sie mit, ich arbeite gerade im Garten.« Er hatte einen grauen, dichten Vollbart und wirkte auf Ari wie der Weihnachtsmann. »Tómas hat mir gesagt, dass Sie kommen.«
    Mitten auf dem Rasen, umgeben von dichten Johannisbeersträuchern und vereinzelten Tannen, lag eine weiße Leinwand, die mit Fußabdrücken verziert war. Ari bemerkte, dass Jói barfuß und seine Füße farbverschmiert waren.
    Nun tauchte er den rechten Fuß in einen Eimer mit blauer Farbe und hüpfte auf einem Bein über die Leinwand.
    »Malen Sie?« Ari merkte sofort, wie dumm die Frage war.
    »Kann man sagen«, antwortete Jói fröhlich.
    »Sie sind Performance-Künstler?«
    »Ja, damit habe ich mir einen Namen gemacht, aber Performances lassen sich schwer verkaufen, verstehen Sie? Deshalb male ich jetzt auch, um mich zu ernähren, und trete ab und zu als Musiker auf. Wobei das Leben hier billig ist, man braucht nicht viel. Dieses Werk habe ich an einen Sammler in Holland verkauft. Da bin ich ziemlich bekannt, wissen Sie. Nicht schlecht, ins Ausland zu verkaufen, neuerdings bekommt man ja viele Kronen für den Euro!«
    Ari bewegte sich möglichst wenig, damit er keine Farbe auf die Schuhe bekam.
    »Leben Sie schon lange hier?«
    »Wann lebt man wirklich an einem Ort?«, fragte Jói ohne aufzuschauen. »Ich bin Weltbürger, und ja, ich wohne mehr oder weniger seit meiner Geburt in Siglufjörður. Ob sie nun gut oder schlecht war, müssen andere beurteilen.«
    »Ob was gut oder schlecht war?«, fragte Ari ungeduldig.
    »Meine Geburt«, antwortete Jói tiefsinnig.
    »Apropos Leben und Tod«, sagte Ari mit förmlicher Stimme. »Ich habe gehört, dass Sie den Mann kannten, der letzte Nacht ermordet wurde, Elías Freysson.«
    Jói schaute auf, doch bevor er antworten konnte, fügte Ari hinzu: »Und nicht besonders gut mit ihm auskamen.«
    Jói stieß eine

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