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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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zu bekommen, vielleicht sogar noch heute, um das Interview aufzunehmen.«
    Nóra lächelte, wieder leuchteten ihre weißen Zähne.
    »Wunderbar. Würden Sie mir zur Sicherheit Ihre Nummer geben?«
    Ísrún lächelte zurück. »Machen Sie sich keine Umstände. Ich melde mich bei Ihnen.«

4 . Kapitel
    îmar, der Kapitän ohne Schiff, schaute im Lauf des Morgens in der Polizeiwache vorbei. Ari war früh zur Arbeit gekommen, denn solange der Mord an Elías Freysson nicht geklärt war, hatte er quasi immer Dienst oder musste erreichbar sein.
    Hlynur war da, schien aber wie üblich zu nichts zu gebrauchen zu sein. Er saß vor dem Computer und starrte auf den Bildschirm, als sei er in einen Fall versunken, dabei wusste Ari, dass er im Augenblick nichts Wichtiges zu tun hatte.
    Gegen elf Uhr stellte Ari fest, dass er weder gestern Abend in Akureyri etwas gegessen, noch am Morgen gefrühstückt hatte, ging in den Fischladen und kaufte Trockenfisch. Draußen wehte eine frische Brise vom Meer, aber die Sonne ließ sich nicht blicken.
    Ari ging zurück zur Wache und stieß in der Tür auf Tómas.
    »Lass uns mal kurz rausgehen«, sagte Tómas und drehte Ari in der Türöffnung um. Sie liefen schweigend über die Straße. »Ich kann diese Situation nicht länger ertragen. Hlynur ist überhaupt nicht mehr ansprechbar. Kapitän îmar ist gerade gegangen, beziehungsweise er hat sich endlich verdrückt, als ich ihm gesagt habe, ich müsste mal weg. Er wollte nicht alleine mit Hlynur in der Wache sein, wenn der in diesem weggetretenen Zustand ist, und ich kann ihn gut verstehen. Wobei ich von îmar auch genug hatte. Der Mann quatscht einen ja tot.« Tómas seufzte.
    »Der ist doch harmlos«, erwiderte Ari.
    »Früher hat er ganz schön gesoffen. War ein Bekannter meiner Eltern. Manchmal kam er abends bei uns vorbei, sturzbesoffen. Ich hätte natürlich schlafen sollen, kann mich aber gut daran erinnern. Verdammte Randale. Jetzt ist er trocken, aber immer noch genauso nervig wie früher.«
    Sie hatten die Straße überquert und gingen auf ein frisch renoviertes Haus am Yachthafen zu, in dem sich eine Touristeninformation und ein neues Restaurant befanden.
    »Der Ort verändert sich«, sagte Tómas resigniert.
    Sie setzten sich auf die Bank vor dem Haus, und Ari biss von seinem Trockenfisch ab.
    »Alles verändert sich«, fuhr Tómas fort. »Restaurants, vielleicht ein neues Hotel, mehr Gäste, mehr Touristen und dann dieser Tunnel. Siglufjörður ist nicht mehr abgelegen. Wir müssen bestimmt mehr Polizisten einstellen, alles mögliche Gesindel wird herkommen … Drogen, was weiß ich. Es hat Vor- und Nachteile, Meister, wenn unser Ort so gut erreichbar ist.«
    »Was hältst du vom Stand der Dinge im Fall Elías?«, fragte Ari.
    Tómas seufzte. Eine ältere Frau schlurfte langsam auf ihren Stock gestützt vorbei, nickte Tómas zu und ging dann weiter, verwundert, zwei von drei ortsansässigen Polizisten mitten am Tag auf einer Bank sitzen zu sehen – dabei schien noch nicht einmal die Sonne.
    »Ich glaube, ich habe keine Meinung dazu«, sagte Tómas schließlich. »Der Fall liegt nicht mehr in unserer Hand. Du hast gute Arbeit geleistet. Wir haben unser Bestes getan. Jetzt müssen die Schlaumeier in Akureyri die Puzzlestücke zusammenfügen.«
    »Könnten wir nicht die Handys checken?«
    »Die Handys?«, fragte Tómas verwundert.
    »Ja, die Handys der Leute, die Elías am besten kannten. Palli und Logi und dieser Svavar aus Dalvík. Ja, und Nóra und eventuell Hákon, der Vorarbeiter. Könnten wir nicht überprüfen lassen, ob sie in der Tatnacht im Skagafjörður waren?«
    »Vergiss Jói nicht«, sagte Tómas grinsend. »Aber die Antwort lautet nein, das können wir nicht. Keiner von ihnen steht unter Verdacht. Wir können nicht im Privatleben sämtlicher Leute, die Elías kannten, herumschnüffeln, nur weil er ermordet wurde. Unsere Anwälte würden ausrasten, wenn ich das vorschlagen würde.«
    »Diese Anwälte stehen einem immer nur im Weg.«
    »Da hast du recht, Meister.« Tómas gähnte.
    »Müde?«
    »Es geht, hab letzte Nacht schlecht geschlafen.«
    Ari zögerte und war sich nicht sicher, ob er es wagen sollte, das Thema anzusprechen, das Tómas offenbar auf der Seele lag. Er stand völlig neben sich, seit seine Frau zum Studieren nach Reykjavík gezogen war. Ari wollte zwar keine schlafenden Hunde wecken, ließ es aber darauf ankommen: »Für dich hat sich bestimmt viel verändert …«
    »Ja, Meister«, sagte Tómas.

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