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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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war, als er ermordet wurde!«, sagte er scherzend.
    »Ach, wo waren Sie denn?«, fragte sie, um ihm einen Gefallen zu tun.
    »In Reykjavík, Party machen. Ihr Journalisten kennt so was vielleicht nicht, ihr seid ja immer nur auf der Jagd nach Schlagzeilen.« Páll lachte.
    »Haben Sie ihn getötet?«, fragte Ísrún abrupt, aber es gelang ihr nicht, ihn zu überraschen.
    »Nein, ich habe keine Ahnung, wer es war. Elías war kein Unschuldsengel. Bitte zitieren Sie mich nicht. Der Typ kannte keine Skrupel.«
    »Können Sie mir ein Beispiel nennen?«
    »Das möchte ich eigentlich nicht«, sagte er und blickte auf, immer noch lächelnd.
    Ein Mann, dem man nur wegen seines Lächelns einiges durchgehen ließ.
     
    Nóra ging normalerweise alle zwei Monate zum Friseur, zu einem kleinen Friseursalon in Siglufjörður, den man eigentlich kaum Salon nennen konnte. Es handelte sich um einen Stuhl zu Hause bei einer pensionierten Friseurin, die die Haare der Ortseinwohner nach Bedarf schnitt und frisierte. Geöffnet nach Vereinbarung. Nóra war erst vor gut einem Monat das letzte Mal bei ihr gewesen, hatte sie jedoch am Morgen angerufen und für denselben Tag einen Termin vereinbart. Sie rechnete nämlich jeden Moment mit der Journalistin und dem Kameramann und wollte im Fernsehen unbedingt gut aussehen.
    Ihre größte Sorge war, dass das Fernsehteam genau zu der Zeit bei ihr vorbeikäme, wenn sie gerade beim Friseur war. Das wäre schrecklich, sie würde vielleicht die Chance ihres Lebens verpassen. Es war nämlich keineswegs sicher, dass die Journalistin vorher anrufen würde. Nach einiger Überlegung kam sie zu dem Ergebnis, dass sie unbedingt Kontakt mit dieser Ísrún aufnehmen und ihr sagen musste, wann sie am besten vorbeikommen sollte.
    Da Nóra Ísrúns Telefonnummer nicht hatte, rief sie direkt bei der Redaktion an. Das hatte sie noch nie gemacht, aber in ihrem Leben war ja auch noch nie etwas Berichtenswertes passiert.
    »Nachrichten, Redaktionsleitung«, sagte eine dynamische Stimme.
    »Guten Tag, ich heiße Nóra. Mit wem spreche ich?«, fragte sie nervös.
    »Ívar«, spuckte der Mann seinen Namen fast aus.
    Sie sah ihn sofort vor sich. Hatte ihn schon oft im Fernsehen gesehen. Ein bisschen füllig, aber äußerst attraktiv, sehr männlich.
    »Ich muss mit Ísrún sprechen«, sagte sie nach kurzem Stocken.
    »Ísrún ist nicht im Haus. Kann ich Ihnen weiterhelfen?« Er wurde sofort ungeduldig, obwohl das Gespräch noch nicht lange gedauert hatte. Nóra hatte vollstes Verständnis für ihn, er hatte einen anstrengenden Job, Stress und Zeitdruck von morgens bis abends.
    »Nein, eigentlich brauche ich ihre Handynummer. Wir wollten uns später hier in Siglufjörður treffen.«
    »Ach ja?« Ívar wurde etwas relaxter. »Warum denn, wenn ich fragen darf?«
    »Äh, sie hat mich heute Morgen besucht und wollte noch mal mit einem Kameramann vorbeikommen«, sagte Nóra wichtigtuerisch.
    »Ach ja?«, wiederholte Ívar. »Mit einem Kameramann? Wozu denn?«
    »Der verstorbene Elías Freysson wohnte bei mir … beziehungsweise war mein Mieter. Ísrún arbeitet an einem Beitrag über ihn, soweit ich weiß. Sie wollte das Thema aus einem anderen Blickwinkel darstellen, hat sie gesagt. Der Mensch hinter dem Opfer.«
    Nóra hoffte, dass sie sich ungefähr richtig erinnerte. Wobei das nicht so wichtig war. Die Hauptsache war, dass sie ins Fernsehen kam.
    »Aha, ach so«, sagte Ívar mit einem leicht ironischen Unterton. »Sie macht also einen Beitrag über den Menschen hinter dem Opfer?« Bevor Nóra zu Wort kam, fügte er noch hinzu: »Sie können ihr eine Nachricht hinterlassen. Was soll ich ihr ausrichten?«
    »Bitte sagen Sie ihr, dass ich heute erst ab vier Uhr zu Hause bin. Ich muss nämlich zum Friseur, ich habe zufällig heute einen Termin und hatte heute Morgen ganz vergessen, ihr das zu sagen.«
    »Ich richte es ihr aus. Auf Wiederhören.« Er legte auf, bevor Nóra sich von ihm verabschieden konnte.

6 . Kapitel
    Sie war immer noch wach. Sie wusste nicht genau, wie sie das geschafft hatte, war sich aber sicher, dass sie nie wieder aufwachen würde, wenn sie erst einmal eingeschlafen wäre.
    Was vielleicht gar nicht so schlecht war.
    Im Geiste flog sie nach Hause. Dort nahm ihre Familie sie in Empfang, und die alte Marionette, die im Wohnzimmer an der Decke hing, erwachte zum Leben und hieß sie willkommen.
    Sie fühlte sich so klein.
    Alleine und verlassen.
    Als die Angst in ihr aufwallte, weinte sei. Oder versuchte zu

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