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Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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und nicht der Letzte. Siglufjörður wird zu einer Sommerhaussiedlung.«
    »Ist ja auch schön hier«, entgegnete sie, nur um etwas zu sagen.
    Er lachte. »Mit solchen Aussagen machen Sie sich bei mir nicht gerade beliebt.« Dann fügte er hinzu: »Kommen Sie rein, beziehungsweise runter, ich muss weitermachen.« Er verschwand im Keller.
    Sie musste sich bücken, um in den Keller zu gelangen, der eine so niedrige Decke hatte, dass man kaum aufrecht stehen konnte.
    »Das ist ja ein geradezu menschenunwürdiger Arbeitsplatz.«
    »Na, na, da habe ich schon Schlimmeres erlebt.« Er grinste sorglos.
    Der Keller bestand aus drei Räumen. In dem mittleren, in dem sie standen, lagen verschiedene Gerätschaften, darunter eine verrostete Gartenschere, ein alter Rasenmäher, Werkzeug, eine Schubkarre und ein paar Pflastersteine. In einem kleinen Raum auf der rechten Seite sah Ísrún leere Gläser in unterschiedlichen Formen und Größen. Am interessantesten waren die alten Milchflaschen, die ein ganzes Regal füllten; solche Flaschen kannte sie nur vom Hörensagen. Als sie klein war, waren Milchflaschen längst von Pappkartons abgelöst worden.
    »So eine hätte ich gerne«, sagte sie und zeigte auf die leeren Flaschen. »Die sind hübsch als Blumenvasen.«
    Sie hoffte, er würde ihr eine Flasche mitgeben, aber seine Antwort lautete: »Ja, die kann man bestimmt in Reykjavík im Trödelladen kaufen.«
    »Was ist denn da drin?«, fragte sie und zeigte nach links, um das Thema zu wechseln.
    »Nichts Besonderes, da war früher eine Art Stall.«
    »Ein Stall?«, sagte sie entgeistert.
    »Ja, die Hausbewohner hielten eine Kuh im Keller, habe ich gehört, sie bekamen die Erlaubnis dafür, als der Scharlach im Ort ausbrach und sie eigene Milch für ihre Kinder haben wollten. Das ist lange her.«
    »Ein Haus mit Geschichte.«
    »Kann man so sagen.«
    »Und Sie sind also Elektriker?«
    »Ja, ich habe in der letzten Zeit für Elli gearbeitet.«
    »Sind Sie denn jetzt arbeitslos?«
    »Seh ich so aus?« Er hatte sich wieder den Stromkabeln zugewandt. »Auf gewisse Weise vielleicht. Nach dem Mord ist alles ein bisschen durcheinander. Aber ich habe den Vorarbeiter schon getroffen, er ist daran interessiert, uns weiter zu beschäftigen, mich, Logi und Svavar.« Páll war anzuhören, dass einiges für ihn auf dem Spiel stand.
    »Und trotzdem arbeiten Sie jetzt hier.«
    »Ja, das sind nur zusätzliche Arbeiten, die hinten anstanden.« Er hob den Kopf und schaute ihr in die Augen. »Das Problem ist, das Svavar nicht erreichbar ist. Er war Ellis engster Mitarbeiter, und der Vorarbeiter will sichergehen, dass er dabei ist, wenn wir weitermachen«, sagte er besorgt. »Logi hat ein paar Schichten übernommen, damit das Projekt vorankommt.«
    »Ach, Svavar ist nicht erreichbar?« Sie widerstand der Versuchung, sich damit zu brüsten, ihn gestern Abend getroffen zu haben.
    »Nein, er geht nicht ans Telefon. Ich überlege, nachher mal nach Dalvík zu fahren und bei ihm anzuklopfen. Die beiden waren sehr gute Freunde, deshalb wollte ich ihm ein bisschen Zeit lassen, aber jetzt reicht es. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihn die Sache so mitnimmt. Wir dürfen uns diese Gelegenheit nicht durch die Lappen gehen lassen. Die stellen sofort andere Leute ein, wenn wir nicht zuschlagen. In unserer Branche gibt es großen Auftragsmangel und viel Arbeitslosigkeit, wie Sie bestimmt am besten wissen, es kommen ja ständig Nachrichten über die Krise im Fernsehen.« Er schnaubte und machte sich wieder an die Arbeit.
    »Sie haben am Telefon gesagt, Sie hätten nichts zu verbergen.«
    Verwundert schaute er von den vielen Kabeln auf, lächelte aber immer noch. »Ja, das habe ich gesagt.«
    »Was meinten Sie damit? Hatte Elías etwas zu verbergen?«
    »Ich höre Ihnen doch an, dass Sie die Antwort wissen.«
    »Ich habe gewisse Vermutungen«, rutschte es ihr heraus.
    Páll arbeitete unbeeindruckt weiter und schwieg.
    »Ich würde gerne mehr über ihn wissen«, sagte Ísrún nach einer Weile. Sie hätte sich gerne richtig ausgestreckt oder hingesetzt, aber es gab keinen Stuhl. »In was für Geschäfte war er denn verwickelt? Wissen Sie, ob er, nun ja, zu Gewalttätigkeit neigte?«
    »Was sind das denn für Fragen? Glauben Sie etwa, ich würde mich einer Journalistin aus Reykjavík anvertrauen? Spielt das überhaupt eine Rolle?«
    »Könnte schon sein«, sagte sie eindringlich.
    »Zumindest bin ich froh, dass Sie mich nicht verdächtigen und mich nicht fragen, wo ich

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