Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Fotodatei. Entsetzt warf sie eine Hand vor den Mund. »Oh
Gott, die arme Frau!«, stöhnte sie auf. »Das ist doch hoffentlich nicht Marieke,
oder doch?«
    Diese Frage
versetzte Tannenberg einen Stich in der Magengegend. Mit zitternden Fingern fischte
er sein Handy aus der Jacke und wählte Mariekes Nummer. Seine Nichte hielt sich
gerade bei ihren Großeltern auf. Der Kriminalbeamte stammelte eine Entschuldigung
und gab an, sich verwählt zu haben.
    »Marieke
ist es Gott sei Dank nicht«, verkündete er erleichtert.
    Seine Sekretärin
hatte inzwischen wieder den Text der E-Mail aufgerufen, den der Leiter des K 1 nun
laut vorlas: »›Na, wie gefällt euch mein neues Meisterwerk? Bitte beigefügte Bilddatei
öffnen. Morgen früh trifft bei den Tannenbergs in der Beethovenstraße ein Kuvert
mit einem weiteren Kunstwerk von mir ein.‹«
    Tannenberg
legte ihr eine Hand auf die Schulter und bat sie, ihm noch einmal das Foto zu zeigen.
Petra Flockerzie tat, wie ihr geheißen, wandte sich dann aber mit fahlem Gesicht
sofort vom Bildschirm ab. Ihre inzwischen herbeigeeilten Kollegen dagegen stierten
wie gebannt auf das Digitalfoto.
    »So eine
perverse Sau«, zischte Mertel. »Ritzt der armen Frau ein Spinnennetz …« Er brach
ab und ergänzte. »Welcher Körperteil ist das wohl?«
    Wolfram
Tannenberg deutete auf den unteren Rand des Flachbildschirms und malte mit dem Finger
einen unsichtbaren Bogen auf die Glasfläche. »Das da könnte der obere Rand ihrer
Kniescheibe sein. Also handelt es sich wahrscheinlich um den Oberschenkel der Frau.«
    Seine Kollegen
nickten zustimmend.
    »Aber warum
auch noch diese eklige, klaffende Fleischwunde?«, fragte Mertel mit angewidertem
Gesichtsausdruck. »Das hat doch mit dem angeblichen Kunstwerk dieses Saukerls überhaupt
nichts zu tun, sondern verschandelt es eher.«
    »Vielleicht
die Folge eines Unfalls?«, spekulierte Geiger.
    Tannenberg
wiegte in monotonem Rhythmus den Kopf hin und her. »Keine Ahnung, was dieser Drecksack
mit diesem Schockfoto bezweckt. Jedenfalls scheint sein Opfer zum Zeitpunkt der
Aufnahme wenigstens noch gelebt zu haben.«
    »Das schließt
du aus den frischen Blutungen?«, wollte Mertel wissen.
    »Ja«, kam
es einsilbig zurück.
    »Ich möchte
gar nicht daran denken, was dieser Psychopath noch so alles mit der armen Frau angestellt
hat«, stöhnte Petra Flockerzie. Über ihrer Nasenwurzel zeigten sich senkrechte Falten
und ihre Lippen waren inzwischen so blass, dass sie sich kaum von der übrigen Haut
unterschieden.
    »Wieso will
dieser Irre dir einen Brief mit einem weiteren ›Kunstwerk‹ nach Hause schicken?«,
wechselte Mertel das Thema. »Was für ein abartiges Spielchen will der Kerl mit dir
spielen?«
    Tannenberg
atmete schwer. »Wenn ich das nur wüsste, Karl.«
     
    Zum gleichen Zeitpunkt suchte sich
keine zwei Kilometer Luftlinie vom K 1 entfernt Conny Faulhaber ihre Sportsachen
heraus. Nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund hatte sie Hals über Kopf
dessen Villa in Schmalenberg verlassen und war für ein paar Tage bei ihren Eltern
untergekrochen.
    Aber das
war natürlich keine Dauerlösung gewesen, denn ihre Eltern und die jüngeren Geschwister
hatten sie mit ihrer ständigen Fragereien extrem genervt. Am allermeisten ihre Mutter,
die ihr doch tatsächlich auch noch Vorwürfe machte, dass sie viel zu leichtfertig
die Chance ihres Lebens verspielt hätte.
    Der Groll
stieg wie eine ätzende Flüssigkeit in ihr hoch, als sie an ihre Rückkehr ins Elternhaus
dachte. Völlig am Boden zerstört hatte sie Hilfe, Trost und Unterstützung bei ihren
Eltern gesucht, doch nichts davon erhalten.
    »Wegen solch
einem kleinen Ausrutscher reagiert man nicht gleich so extrem hysterisch, wie du
das getan hast«, hatte ihre Mutter geschimpft. »Steffen hatte ja nur eine kurze
Affäre mit einer deiner Kolleginnen. Ärzte sind eben sehr begehrte Männer. Wenn
man sie halten will, muss man ihnen gewisse Freiräume lassen.«
    Conny hatte
die Gardinenpredigt schweigend über sich ergehen erlassen. Sie war so fertig, enttäuscht
und deprimiert gewesen, dass sie sich gegen die verletzenden Vorhaltungen ihrer
Mutter nicht hatte wehren können.
    »Und was
hast du nun von deinem kompromisslosen Verhalten und deiner vorschnellen Kündigung?«,
hatte ihre Mutter gezetert. »Wenn du nicht so extrem bockig gewesen wärst, hätte
sich die Sache vielleicht schon längst wieder eingerenkt. Aber nein, meine Tochter
musste ja unbedingt einen auf Mimose machen. Als Strafe

Weitere Kostenlose Bücher